Als sie von ihrem Opfer abließen, war dort, wo früher einmal ein Gesicht war, nur noch eine blutige Masse. Schwer verletzt überlebte Tobias N. den Überfall. Eine Metallplatte ersetzt nun zertrümmerte Gesichtsknochen. Der Anlaß für den heimtückischen Angriff aus dem Nichts auf den Bauarbeiter: Er hatte bei Kanalarbeiten im Leipziger Stadtteil Connewitz die Mütze einer „falschen“ Modemarke getragen. „Das ist ein Nazi, der hat das verdient“, brüllten die Schläger.
Cedric S. ist auf dem Weg zum Fußballtraining, als er hinterrücks niedergerissen wurde. Mit voller Wucht traten ihm die Täter in den Rücken, gegen den Schädel. Ärzte stellten später eine mehrfach gebrochene Wirbelsäule fest. Auch er kam nur knapp mit dem Leben davon.
Genauso wie Enrico B., dem die Täter zuerst die Kniescheibe brachen um dann auf seinem Kopf herumzutrampeln. Mindestens dreizehn Überfälle mit teilweise unfaßbarer Brutalität soll die Terrorbande um Lina E. begangen haben.
Ein „achtenswertes Motiv“ für Kopftritte
Alles kein Problem. Ein „achtenswertes Motiv“ unterstellte der Vorsitzende Richter Hans Schlüter-Staats der Haupttäterin Lina E. und setzte die ohnehin geringe Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten erst einmal außer Kraft. Ob Lina E. überhaupt jemals für ihre schweren Verbrechen wieder ins Gefängnis muß, darf bezweifelt werden. Die mittlerweile 29jährige angehende Sozialpädagogin bedankte sich artig im Gerichtssaal bei ihren Unterstützern. „Mein letztes Wort in diesem Prozess soll ‘Danke’ sein.“
Davon angesprochen fühlen darf sich beispielsweise der Bundesprecher der Grünen Jugend, Timon Dzienus. Obwohl Lina E. den Gerichtssaal mit einem lächerlich geringen Urteil in der Tasche verlassen konnte, halluzinierte er: „Mit einem völlig übertriebenem und auf fragwürdigen Indizien beruhenden Prozeß wird mit aller Härte gegen Lina E. und andere Linke vorgegangen“, empörte sich er sich auf Twitter. „Was für ein Quatsch – deshalb Free Lina!“
AfD-Wahlerfolge mit allen Mitteln verhindern
Oder der Spitzenpolitiker der Linkspartei, Bernd Riexinger, der neue Maßstäbe in Sachen plumper Agitation und Propaganda setzte. „Lina E. stellt keine Gefahr für die Gesellschaft dar! Die wirkliche Gefahr ist die rechtsextreme AfD, die im Osten bei 30 Prozent in Umfragen liegt und im Bund bei über 15 Prozent.“ Offenkundig ist Riexinger tatsächlich der Meinung, daß sein Milieu solche entmenschlichten Botschaften goutiert. Schädelknacken für den guten Zweck. Empörend, wer daran Kritik übt.
Ausgerechnet das Milieu, das seinen angeblichen Humanismus wie eine Monstranz vor sich herträgt, das „Flüchtlinge“ aus dem Mittelmeer „retten“ will und jeden als Menschenfeind beschimpft, der das nicht unterstützt. Das immer und überall einen „strukturellen Rassismus“ wittert voller „Mikroaggressionen“, wenn es nicht seinen Willen bekommt und das vorzugsweise im Osten der Bundesrepublik Horden von Rechtsextremen herbeihalluziniert, die es mit Fördergeldern und vielen, vielen Pöstchen zu bekämpfen gilt.
Zivilisatorischer Bankrott von Links
Kurzum: Ein Milieu, das im Wesentlichen dadurch funktioniert, sich allen anderen für sittlich-moralisch weit überlegen zu unterhalten, erleidet hier einen völligen zivilisatorischen Bankrott. Das Urteil gegen die Schlägerbande von Lina E. gelte „dem antifaschistischen Selbstverständnis, Nazis notfalls, etwa wenn der Staat versagt, militant in ihrem Handlungsspielraum zu begrenzen“, empört sich Erik Peter in der taz.
Die Richter würden aber einen „entscheidenden Irrtum“ übersehen: „Der Staat ist, vor allem im Osten, längst selbst gefährdet. Und zwar von rechts.“ Wähnt sich die taz in einem Bürgerkrieg, in dem jedes Mittel recht ist? Das haßerfüllte Machwerk setzt hier tatsächlich Maßstäbe. „Das rechte Gewaltmonopol auf den Straßen vieler vor allem ländlicher Regionen geht, anders als in den Nachwendejahren, mit einer realen Machtperspektive der extremen Rechten einher, denen von der vermeintlich konservativen Mitte der braune Teppich ausgerollt wird“, heißt es weiter.
taz: „Antifaschismus ist notwendiger denn je“
Da der Staat in der Vergangenheit versagt habe, „Menschen anderer Herkunft oder nicht rechter Gesinnung zu schützen“, phantasiert Peter munter drauf los, sei die Antifa „selbst tätig“ geworden. „Es ist das Motiv, angstfreie Räume zu schaffen, die man Antifaschisten, die Gewalt auch mit Gegengewalt begegnen, zugute halten muß.“ Nun aber sei „die AfD im Osten zur mittlerweile flächendeckend stärksten Kraft aufgestiegen“, es breite sich „vielerorts wieder eine rechte Hegemonie“ aus.
„Dabei ist nicht von der Hand zu weisen: Ein menschenwürdiges Leben für alle, also auch für Nicht-Deutsche und Nicht-Weiße, für LGBTQ oder Linke ist nur da möglich, wo das rechte Gewaltmonopol gebrochen ist.“ Daher, in die Defensive gedrängt, sei das Schädelknacken sozusagen nur ein stummer Schrei nach Hoffnung: „Den wenigen verbliebenen militanten Antifaschisten fehlt damit oftmals die Basis; ihre Aktionen können auch als Verzweiflungsakte gelesen werden“, so Peter. „Antifaschismus ist notwendiger denn je.“
Praktisch nichts in Peters geiferndem Pamphlet entspricht der Realität. Es ist reine Fiktion, völlige selbstreferentielle Phantasie, die sich nicht in der Wirklichkeit erhärten läßt. Wie die Leser-Kommentare zu der wirren Suada zeigen, ist Peter in seinem Wahn kein Einzelfall. Nicht in irgendwelchen sozialen Verwerfungen, sondern genau hier ist die Quelle für den Blutrausch zu suchen, der Schädel knacken läßt. Die Entmenschlichung vom linken Rand, sie ist in der Gesellschaft weit vorangeschritten.