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Boris Palmer und Barack Obama: Kaisers royaler Wochenrückblick

Boris Palmer und Barack Obama: Kaisers royaler Wochenrückblick

Boris Palmer und Barack Obama: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Boris Palmer und Barack Obama
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Der nunmehr Ex-Grüne Boris Palmer tritt nach einem erwartbaren Shitstorm aus seiner Partei aus. Und der Friedensnobelpreis-Krieger Barack Obama besucht Berlin. Boris T. Kaiser blickt zurück.
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Er kam, sprach und verzog sich. Der nunmehr Ex-Grüne Boris Palmer hat gesagt, daß er „Neger“ sagt, bekam daraufhin den zu erwartenden Shitstorm und ist inzwischen aus seiner Partei ausgetreten. Zudem hat er sich selbst eine mehrwöchige Auszeit vom Amt des Bürgermeisters von Tübingen verordnet. Für einige ist die Geschichte nur ein weiterer Beweis für die Intoleranz der Linken.

In Wahrheit wurde durch die Ereignisse auf und nach der Veranstaltung an der Universität in Frankfurt aber nur die komplette Lächerlichkeit aller beteiligten Seiten und involvierten Protagonisten offenbar. Die Palmer-Posse ist eine peinlich entblößende Vedute der politischen Landschaft in Deutschland. Die Grundierung für dieses erschütternd realistische Abbild der meinungsmacherischen Klasse hat Palmer selbst geschaffen.

Zunächst indem er den „Nazis raus“-Schreiern, die ihn am Veranstaltungsort anpöbelten, statt sie einfach stehen zu lassen, tatsächlich Rede und Antwort stand. Dann durch die Art und Weise, in der er die Frage, ob er das „N-Wort“ auch gegenüber einem vermeintlich Betroffenen verwenden würde, mit einem pauschal daherkommenden „Ja“ beantwortete. Damit widersprach er seinen eigenen Maßstäben.

Nur in literarischen Debatten

Palmer hatte die Legitimation der Verwendung des Begriffs stets daran geknüpft, das Wort eben nicht gegenüber dunkelhäutigen Menschen wohl aber zum Beispiel in literarischen Debatten zu verwenden. Daß er sich dann auch noch zu einem Vergleich mit dem „Judenstern“ hinreißen ließ, für den er in seiner Zeit als Corona-Imperator von Tübingen jeden Maßnahmenkritiker verbal geschlachtet hätte, zeugt von einem doppelmoraligen Einschätzungsunvermögen.

Auch der Umgang der anderen prominenten Teilnehmer warf ein entlarvendes Licht auf die Debattenfähigkeit und das Demokratieverständnis dieser Meinungsmacher, die von vielen dem linken Mainstream kritisch gegenüberstehenden Geistern noch immer als politische Mitstreiter angesehen werden. Die Direktorin des Veranstalters „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“, Susanne Schröter, die Palmer bereits vor Ort zur Rede stellte, zeigte sich auch hinterher pflichtbewußt.

Ganz zur Freude des linksliberalen Mainstreams war sie aufgeregt, sauer und empört. In einem Tweet schrieb die Ethnologin: „Ich distanziere mich nachdrücklich von den Äußerungen von Boris Palmer auf der Konferenz ‚Migration steuern, Pluralität gestalten‘. Sein Verhalten hat die sehr gute und differenziert geführte Tagung schwer beschädigt und ist nicht akzeptabel.“

Platte Verwendung des Wortes

Auch der Bestseller-Autor und gefragte Talkshow-Gast Ahmad Mansour tat alles dafür, um auch weiterhin gebucht zu werden. Schon während Palmers Rechtfertigungsversuchen bei der Veranstaltung in Frankfurt verließ er, ob der für ihn unerträglichen Äußerungen des „Neger“-Sagers, den Saal, als sei er eine 21jährige „Studierende“, die auf Grund einer fehlenden Trigger-Warnung mit Inhalten konfrontiert wurde, für die ihre zarte Seele nicht gewappnet war.

Bei einer anschließenden Wiedergutmachungs-Tour durch die deutsche Medienlandschaft sagte der erklärte Befürworter der Corona-Impfpflicht gegenüber Focus Online: „Ich meine, man darf kritisch sein, man darf andere Meinungen haben, als vielleicht vom Mainstream akzeptiert, aber es gibt Grenzen. Und für mich sind diese Grenzen da, wo andere Menschen verletzt werden, wo andere Menschen pauschal, sozusagen rassistisch beleidigt werden. Und wenn man schaut, und zwar weltweit, welche Gefühle so ein bei den Betroffenen auslöst, dann finde ich das einfach inakzeptabel, das Wort mehrfach zu benutzen und darauf zu bestehen das Wort zu benutzen.“

Ob man Bücher, von vor 50 oder 60 Jahren weiter lesen sollte, könne man „im Literatur-Kontext“ gerne debattieren, so der Psychologe, aber „einfach so stur“, die Verwendung des Wortes zu verteidigen, halte er für „super platt“ und vor allem „nicht hilfreich“.

Lobby-Arbeit für Aussteiger

Mansour und Schröter stehen mit ihrer Haltung stellvertretend für ein Phänomen, über das man sich bislang in der mainstreamkritischen Publizistik keine oder nur kaum Gedanken zu machen schien. Unter den bekannten Islam-Kritikern in Deutschland ist dieses Phänomen bedauerlich häufig zu finden. Die Freiheit für die sie sich einsetzen, ist vor allem die Freiheit von dem Gesetz der Scharia. Gefühle dürfen nach ihrer Definition des Liberalismus, auf den sie große Lobeshymnen sprechen und schreiben, nur dann verletzt werden, wenn es sich dabei um religiöse Gefühle handelt.

Jede andere Bedrohung der Freiheit, sei es durch selbsternannte Sprachpolizisten, „antifaschistische Rechercheure“ in der Tradition der Stasi oder einen wildgewordenen Gesundheitsminister, sind ihnen im Grunde völlig egal. Ihr Kampf für die Freiheit ist, man muß es leider so sagen, bei genauerem Hinsehen ein sehr exklusiver. Es erinnert eher an eine Art Lobby-Arbeit für Aussteiger und selbsternannte Reformatoren des Islams, denen es vor allem um die Bewahrung ihres eigenen lieb gewonnenen Lebensstils geht.

Besuch von Barack Obama

Während ganz Deutschland darüber diskutiert hat, ob und wenn ja wann man heute noch das sogenannten N-Wort nutzen darf, ist der Besuch des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama fast ein bißchen untergegangen. Viel gab es auch nicht zu berichten. Der Mann, der mit seiner Aura einst die gesamte Bundesrepublik und den Rest der Welt in seinen Bann zog, konnte bei seinem jetzigen Berlin-Besuch gerade mal noch die Augen der Hauptstadtschickeria und des Moderators Klaas Heufer-Umlauf zum leuchten bringen.

Letzterer durfte mit dem Friedensnobelpreis-Krieger und Ex-Hoffnungsträger der Menschheit launig-kuschelig auf der Bühne der Mercedes-Benz Arena plaudern. Dort sprach der ehemalige Amtsträger der US-Demokraten über all das, worüber ehemalige Amtsträger der USA eben so sprechen: Über die „großen Herausforderungen und Chancen unserer Zeit“.

So richtig hinter dem Ofen vorzulocken schien das aber nicht allzu viele. Bis zuletzt hätte man sich mit reichlich Tickets für die Veranstaltung eindecken können. Wenn man bereit gewesen wäre, zwischen 105 Euro und 2.500 Euro (für die etwas intimere Obama-Erfahrung) auf den Tisch zu legen. Für 500 Euro hätte man sogar ganz spontan noch dabei sein können. Das klingt wahrlich alles nicht mehr ganz so schillernd, wie in den alten Tagen von „Yes we can“ und man macht sich ein wenig Sorgen, daß Barack Obama bei seinem nächsten Deutschland-Besuch ein Möbelhaus in Marzahn-Hellersdorf eröffnen wird.

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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