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Gaspipeline in der Ostsee: Nord Stream: Wir wurden angegriffen!

Gaspipeline in der Ostsee: Nord Stream: Wir wurden angegriffen!

Gaspipeline in der Ostsee: Nord Stream: Wir wurden angegriffen!

Die Rohre von Nord Stream 2 bleiben leer
Die Rohre von Nord Stream 2 bleiben leer
Nach der Zerstörung der Gaspipeline Nord Stream 2 wird kein Gas durch die Rohre fließen Foto: picture alliance/dpa | Stefan Sauer
Gaspipeline in der Ostsee
 

Nord Stream: Wir wurden angegriffen!

Die Sabotage der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 ist nichts weniger als ein Angriff. Doch die de facto Nichtbeachtung durch die Regierung ist auffallend. Sie offenbart den hilflosen Zustand der Republik, die zugleich schon vor Jahrzehnten das Ausland verwunderte. Ein Kommentar von Thorsten Hinz.
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Der Sprengung der beiden Nord-Stream-Leitungen ist ein Angriff auf Deutschland. Die Energieversorgung eines Landes zu sabotieren, heißt seine wirtschaftliche Existenz, seine soziale Stabilität, sein gesellschaftliches Gefüge, seine staatliche und politische Hoheit zu bestreiten. Daher ist das Dementi der Energiesicherheit eines Staates für diesen oft ein Grund, dem Saboteur sogar den Krieg zu erklären.

Die unmittelbare Folge des Anschlags ist eindeutig: Die Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen ist nun auch als theoretische Alternative vom Tisch. Den Deutschen steht – falls der Wettergott kein Einsehen hat – ein allseits kalter Winter bevor. Was er von der Wirtschaft übrig läßt – wer wagt eine Prognose?

Die Anschläge waren ein kriegerischer Akt. Sie erforderten logistische Präzision und erfolgten mit militärischer Professionalität. Trotzdem regt die Regierung keinen Verteidigungsfall an. Keine Sondersendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, keine Aktuelle Stunde im Bundestag, in den Nachrichten fallen Nord Stream 1 und 2 unter Gemischtes. Obwohl die Umweltschäden enorm sind, halten die sonst so bekenntnisfreudigen grünen Minister sich auffällig zurück. Die deutschen Geheimdienste sind ahnungslos. Anscheinend wollte und will man es so genau gar nicht wissen.

Die Bundesrepublik ist eine hilflose Schildkröte

Vor gut 70 Jahren berichtete der Schweizer Journalist Hans Flaig in der – längst eingestellten – Zürcher Wochenzeitung Die Tat über seine Erlebnisse im besetzten Nachkriegsdeutschland. Einige Zeit nach der deutschen Kapitulation habe ein amerikanischer Offizier ihm seine Eindrücke von dem besiegten Land mitgeteilt. Seine größte Überraschung, so der Amerikaner, sei gewesen, „wie gefügig und butterweich die Deutschen bei sich zu Hause seien … Es sei, wie wenn man einen Kuchenteig in den Händen halte. Man könne ihn mit dem Messer nach Belieben zerteilen, ihn zusammenknüllen, als Ballen aufs Brett schmeißen oder ihn aufessen. Immer geschehe das gleiche: nämlich gar nichts. Dieser Teig lasse alles mit sich geschehen, ohne zu explodieren, zu reagieren oder zu protestieren.“

Ja, aber die Verkündigung des Grundgesetzes! Die Wiedervereinigung! Die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt! Exportweltmeister! Oder wenigstens Vizeweltmeister!

Ja, und die DDR errang bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul mehr Goldmedaillen als die USA. Die Bundesrepublik erscheint wie eine Riesenschildkröte ohne schützenden Panzer. Jetzt liegt sie auf dem Rücken. Eine Position, die für Schildkröten lebensbedrohlich ist.

Nach der Zerstörung der Gaspipeline Nord Stream 2 wird kein Gas durch die Rohre fließen Foto: picture alliance/dpa | Stefan Sauer
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