Schon vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr ließen Aussagen des damaligen Grünen-Fraktionschefs Anton Hofreiter Häuslebauer aufhorchen: So lobte er die Entscheidung des Bezirks Hamburg-Nord, in Bebauungsplänen keine Einfamilienhäuser mehr vorzusehen. Diese seien ineffizient und würden zu viel Platz wegnehmen, lautete die Begründung für ein Neubauverbot in Stadtteilen wie Fuhlsbüttel und Langenhorn. Kritiker des Beschlusses sehen in diesem hingegen vielmehr ein Werkzeug, um die Menschen auf eine Kollektivierung einzustimmen und individuelles Eigentum zu stigmatisieren.
Gut erklärt vom @WDR warum wir beim Bauen umdenken müssen. Mein Ziel ist es, dass Gebäude in Deutschland künftig einfacher umgebaut und umgenutzt werden können #Umbaurecht https://t.co/etuDV6ZiHA
— Klara Geywitz (@klara_geywitz) April 16, 2022
Nun bezeichnete auch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) Einfamilienhäuser als „ökonomisch und ökologisch unsinnig“ und plädiert für eine Abkehr von dem Konzept. In den meisten Häusern lebten keine Familien mehr, sobald die Kinder ausgezogen seien. Letztlich verblieben dort meist „ein oder zwei Senioren“ so die Bundesministerin. Eine Lösung wäre ihrer Ansicht nach, ein „anderer Nutzungszyklus“, bei dem Senioren in kleinere Wohnungen umziehen und junge Familien die Häuser erwerben und sanieren.
Zurück ins Mittelalter
Geywitz fordert zudem ein Umdenken im Wohnbereich, um Klimaschutzziele zu erreichen. Mehr gemeinsam statt „alles meins“ müsse gelten. Gleichzeitig war sie bemüht, klarzustellen, die Bundesregierung werde keine Vorschriften machen, wie viel Quadratmeter eine Wohnung haben dürfe. Dies kann sie sich auch getrost sparen, denn wenn die Heizkosten weiterhin so steigen, werden sich Familien wieder in einem Zimmer zusammentun, weil man es sich nicht leisten kann, mehr Wohnraum warm zu halten.
Die Bauministerin glänzte auch mit der Idee, mit mehr Holz und Lehm zu bauen: „Das wäre mein Wunsch. Für die Verbesserung der CO2-Bilanz des Gebäudesektors ist Holz eine super Möglichkeit, man kann auch mehrgeschossig damit bauen.“ Für viele Hausbauer und Bauunternehmen wird es auch bald keine Alternative zu Lehm mehr geben. Durch die Stahlknappheit liegt die durchschnittliche Lieferzeit für den Werkstoff inzwischen bei 22 Wochen. Zeitzeugen der DDR können darüber freilich nur müde schmunzeln, wartete man im sozialistischen Vorzeigestatt doch durchschnittlich zehn Jahre auf die Auslieferung eines Trabis.
Schnelles Aus für KfW-Förderung
Das Zauberwort der Zukunft heißt also „Energiesparhaus“. Wer aber Energie sparen will, muß erst einmal viel Geld in die Hand nehmen. Das weiß auch der Staat und bietet dafür entsprechende Förderprogramme für Neubauten an. Das Sorgenkind von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist aber die die KfW-Förderung. Nachdem er dem Projekt Anfang des Jahres abrupt den Stecker ziehen mußte, weil die Anträge das Fördervolumen sprengten, machte er nach heftigen Protesten nochmal eine Milliarde Euro locker.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau mußte am Mittwoch jedoch nach gerade einmal drei Stunden das Förderprogramm erneut stoppen, da der Milliarden-Topf ausgeschöpft war. Erst 2023 soll es wieder eine Förderung für klimafreundliches Bauen geben, allerdings mit noch strengeren CO2-Vorgaben. Der Plan, sich durch den Bau eines Eigenheims unabhängiger von staatlicher Rente zu machen, wird also vom Staat selbst durchkreuzt, wenn nicht sogar sabotiert.