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Kampagne bei EM: Solidarität mit Ungarn!

Kampagne bei EM: Solidarität mit Ungarn!

Kampagne bei EM: Solidarität mit Ungarn!

Ungarn Deutschland Fußball
Ungarn Deutschland Fußball
Frauen mit Deutschland- und Ungarn-Farben auf den Wangen Foto: Adobe-Stock, JF-Montage
Kampagne bei EM
 

Solidarität mit Ungarn!

Wie Deutschland heute die ungarische Nationalmannschaft empfängt, ist würdelos und beschämend. Dabei haben wir diesem mutigen Volk viel zu verdanken. Die Deutschen sollten das nicht vergessen, bevor sie sich einmal mehr zum Moral-Europameister emporschwingen. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Wie Deutschland und die bayerische Landeshauptstadt München heute die ungarische Nationalmannschaft empfangen, ist würdelos und beschämend. Wann wurden das letzte Mal in dieser Aggressivität seitens politisch Verantwortlicher aber auch etablierter Medien Deutsche ermuntert, Ausländern mit derartiger Arroganz und nationaler Überheblichkeit zu begegnen?

Es ist verlogen und heuchlerisch, die Illumination des Münchner Fußballstadions in den Regenbogenfarben der Homosexuellenbewegung als Bekenntnis zu Menschenrechten und Toleranz schönzureden. In Wahrheit ist es die perfide Instrumentalisierung eines Sportereignisses für politische Zwecke.

Es geht um die demonstrative Demütigung der ungarischen Fußballfans stellvertretend für ihre Regierung. Es geht um die unsere Gäste beleidigende Demonstration eines anmaßenden moralischen Gefälles zwischen „uns“, den vermeintlich aufgeklärten, toleranten, friedliebenden Deutschen und „denen“, den vermeintlich rückständigen, reaktionären, antidemokratischen, homophoben Ungarn.

Nationale Überheblichkeit

Hier geht es um eine Machtdemonstration in einem linksliberal dominierten Kulturkampf, bei dem „bürgerliche“ Politiker, Journalisten, Unternehmer opportunistisch in die Knie gehen und zu nützlichen Idioten einer linken Agenda werden. Sinnbild dafür sind führende Unionspolitiker von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bis zum bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.

Unvermittelt bricht sich in all den Äußerungen von Politikern der Linkspartei bis CSU, von Moderatoren von ARD und ZDF, den Kommentatoren von taz bis Bild-Zeitung eine gar nicht mehr kaschierte, unverhohlen demonstrierte nationale Überheblichkeit Bahn. Dazu auch noch in einer vollkommen asymmetrischen Ausgangslage: Hier das 80-Millionen-Einwohnerland Deutschland, Wirtschaftsmotor und Hauptfinanzier der EU, dort das Neun-Millionen-Einwohnerland Ungarn, dessen Hauptabnehmer für Exportprodukte Deutschland ist.

Kein deutscher Politiker, kein Chefredakteur, kein Unternehmer geht irgendein Risiko ein, sich in diesen Stunden hochnäsig auf Kosten des kleinen Ungarn zu profilieren. Gab es vergleichbare Vorschläge, Stadien mit Bekenntnissen zur Homosexuellenbewegung zu dekorieren, wenn es um Spiele gegen die Türkei oder arabische Staaten geht?

Wir haben Ungarn viel zu verdanken

Welche Zeichen wollen der mutige DFB und die deutsche Nationalelf setzen, wenn im kommenden Jahr die Weltmeisterschaft im islamischen Katar stattfindet, wo Homosexualität verboten und mit Gefängnis bestraft wird? Wird sich der tapfere bayerische Ministerpräsident, der sich billig auf Kosten Ungarns profiliert, dafür einsetzen, daß der FC Bayern München seine Wintertrainingslager solange nicht mehr in Katar abhalten wird, bis dort die Diskriminierung von Homosexuellen beendet wird? Wohl kaum.

Haben eigentlich alle vergessen, was wir den mutigen Ungarn verdanken? Dieses kleine stolze Volk, das nicht nur beim Aufstand 1956 gegen die riesige Sowjetunion aufbegehrte, in dem die Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie, die Überwindung des Jahrzehnte währenden totalitären Regime des Kommunismus nie erstarb.

Wie können wir vor allem vergessen, daß wir Deutschen es den mutigen Ungarn verdanken, daß der Eiserne Vorhang des Warschauer Paktes 1989 eingerissen und der Weg zum Mauerfall und Wiedervereinigung geebnet wurde?

Taktloser Empfang

Am 27. Juni 1989 durchtrennte der reformorientierte ungarische Außenminister Gyula Horn mit dem österreichischen Außenminister Alois Mock den Signalzaun der ungarischen Sperranlagen nach Österreich. Beim von ungarischen Oppositionellen organisierten Paneuropafrühstück in Sopron am 19. August 1989 kam es dann zur historischen Öffnung des Grenzzauns und ersten Massenflucht von fast eintausend DDR-Bürgern nach Westen.

Die symbolträchtigen Bilder der mit Billigung Ungarns geöffneten Grenze und den glücklich befreit flüchtenden DDR-Bürgern lösten einen Dammbruch aus, der schließlich in den 9. November 1989, den Fall der Berliner Mauer und die folgende Wiedervereinigung mündete.

Liebe Ungarn, wir werden Euch nie vergessen, wie Ihr 1989 den Weg zum Mauerfall und zur Wiedervereinigung geebnet habt! Der taktlose Empfang Eurer Nationalmannschaft heute in München ist würdelos! Die Stillosigkeit des Empfangs ist eine Schande für Deutschland. Wir fordern deshalb: Solidarität mit Ungarn! Szolidaritás Magyarországgal!

Frauen mit Deutschland- und Ungarn-Farben auf den Wangen Foto: Adobe-Stock, JF-Montage
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