Neuster Streich im Wokenreich: Wer künftig mit der Lufthansa nach Mallorca oder Moskau fliegt, wird endlich geschlechtsneutral an Bord begrüßt. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Kapitän die „sehr geehrten Damen und Herren“ noch herzlich auf ihrem Flug willkommen hieß.
Auch das englische „Ladys und Gentlemen“ wird künftig nicht mehr in den Kranich-Flugzeugen zu vernehmen sein, berichtete die Bild-Zeitung. Der Grund: Die Kommunikation mit den Fluggästen an Bord soll künftig gendergerecht sein. „Uns ist es wichtig, daß wir in unserer Ansprache alle berücksichtigen“, sagte ein Unternehmenssprecher dem Blatt.
„Je nach Tageszeit gibt es da unterschiedliche Möglichkeiten, so zum Beispiel ‘Liebe Gäste’ oder ‘Guten Morgen/Mittag/Abend’ oder ‘Herzlich willkommen hier an Bord’. Der Chef oder die Chefin der Kabine entscheidet, welche Ansprache die passende ist.“
Wortspielkönige des Schienenverkehrs
Wer hingegen in Zeiten von Klimaangst und Flugscham lieber auf die Bahn zurückgreifen möchte, kann dies jetzt noch stolzer tun. Denn seit Anfang Juli hat die Deutsche Bahn auch einen Regenbogen-ICE im Dienst.
Da issa, unser schöner "Regenbogen-ICE" – Wir sind pro queere Community! 🌈 🏳️🌈 Wir sind Vielfalt! Wir lieben es bunt! Also: süße und bunte Träume, bis morgen. 🤘 /at pic.twitter.com/ystI8NowoB
— Deutsche Bahn Personenverkehr (@DB_Bahn) July 9, 2021
„Wir sind pro queere Community!“ verkündete das hundertprozentige Staatsunternehmen auf Twitter. „Wir sind Vielfalt! Wir lieben es bunt!“ Pride sei nicht nur ein Monat, sondern eine Haltung. Deswegen könne man mit dem „Railbow-ICE“ ab sofort „que(e)r“ durch ganz Deutschland fahren, witzelten die Wortspielkönige des Schienenverkehrs.
#Pride ist für uns nicht nur ein Monat, sondern eine Haltung! Deshalb ist seit heute unser #railbow-ICE que(e)r durch Deutschland für Euch unterwegs. Damit feiern wir das 10-jährige Bestehen unseres LGBTIQ*-Mitarbeitenden-Netzwerks! Mehr: https://t.co/8JzGErKDev #Einziganders pic.twitter.com/aCoehqEHxX
— Deutsche Bahn AG (@DB_Presse) July 9, 2021
Einen Fahrschein für den Regenbogenexpreß braucht man allerdings trotz bunter Vielfalt immer noch. Denn auch wenn der Begriff „Schwarzfahren“ wegen Rassismus- und Kolonialismusverdachts nun in immer mehr Städten Deutschlands aus dem öffentlichen Sprachgebrauch getilgt wird – so wie nach Berlin, München und Hannover zuletzt auch in Hamburg – besteht die Bahn nach wie vor ganz Kapitalismus like darauf, daß Reisende sich vor Fahrtantritt ein Ticket kaufen müssen. „Unsere Mitarbeiter verkaufen keine Fahrkarten – das heißt: Wer ohne Fahrkarte einsteigt, fährt schwarz“, mahnt beispielsweise DB-Regio-NRW ganz geschlechterunsensibel auf ihrer Internetseite.
Bei so viel interkultureller Ignoranz bleibt am Ende wohl doch nur das eigene Auto, Fahrrad oder der Weg zu Fuß. Wer dagegen auf Nummer sicher gehen will, bleibt am besten zu Hause – zumindest in Corona-Zeiten gibt’s dafür ja von der Bundesregierung auch Applaus.