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Macht und Wirtschaft: Deutschlands prekäre Abhängigkeit von China

Macht und Wirtschaft: Deutschlands prekäre Abhängigkeit von China

Macht und Wirtschaft: Deutschlands prekäre Abhängigkeit von China

Kamera am Zaun des chinesischen Generalkonsulats in Frankfurt am Main
Kamera am Zaun des chinesischen Generalkonsulats in Frankfurt am Main
Kamera am Zaun des chinesischen Generalkonsulats in Frankfurt am Main Foto: picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski
Macht und Wirtschaft
 

Deutschlands prekäre Abhängigkeit von China

Während sich die deutsche Wirtschaft nur schleppend erholt, profitiert China von den neuen Corona-Konditionen. Das Reich der Mitte ist ein machthungriger Krake, der sich ein Land nach dem anderen greift. Was Deutschland jetzt tun sollte. Ein Kommentar.
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Baustellen stehen still, Autos können wegen fehlender Ersatzteile nicht repariert werden und auf die bestellte Waschmaschine wartet man mancherorts einige Monate. Dies mag für den Einzelnen ärgerlich sein, für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist dies aber ein weiterer Sargnagel. Grund dafür sind akute Lieferengpässe.

Hauptverantwortlicher für die Warenknappheit ist der Handelsriese China. Containermangel, Hafenschließungen, Stromausfälle und ein coronabedingter Produktionsstau haben zur Unterbrechung der Lieferketten geführt.

Deutschland hat sich in eine prekäre Abhängigkeit manövriert, das Problem ist aber hausgemacht. Autohersteller, Maschinenbauer, Chemie- und Pharmaindustrie verlagerten ihre Produktion größtenteils nach China oder hängen am Tropf chinesischer Exporte. Auf der einen Seite verdienen deutsche Konzerne auf dem chinesischen Markt, auf der anderen Seite gingen sie einen ungleichen Pakt ein: Produktion und Absatz sind auf das Wohlgefallen der Kommunistischen Partei angewiesen. Der Wind kann sich jederzeit drehen.

Einen Vorgeschmack darauf kredenzte die Corona-Pandemie. Während sich die deutsche Wirtschaft nur schleppend erholt, profitiert die Volksrepublik von den neuen Konditionen. Der chinesische Motor ist im zweiten Halbjahr zwar etwas ins Stocken geraten, dennoch geht die Weltbank davon aus, daß die chinesische Wirtschaft im Gesamtjahr um 8,5 Prozent wachsen wird. China ist damit der Gewinner der Corona-Pandemie, obwohl das Desaster ausgerechnet im Reich der Mitte seinen Anfang nahm.

Das eigene Volk als Kollateralschaden

China konnte sich in erster Linie deshalb so rasant von der Krise erholen, da es rigide Corona-Maßnahmen ergriff. Es führte dabei nicht nur einen Kampf gegen das Virus, es erklärte quasi der eigenen Bevölkerung den Krieg. Aufgrund der staatlich kontrollierten Medien und des zensierten Internets sickern nur wenige Bilder aus den Krisengebieten heraus.

Doch die Videos, die es doch auf die Plattformen sozialer Medien geschafft haben, zeigen das wahre Gesicht der menschenverachtenden Zentralregierung. In der ostchinesischen Stadt Tonghua spielten sich dramatische Szenen ab, nachdem die Bewohner von heute auf morgen in ihren Häusern eingesperrt worden sind.

Um die Quarantäne zu garantieren, wurden Haustüren versiegelt, teilweise sogar zugeschweißt. Die Menschen hatten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung und litten Hunger. Manche Menschen waren sogar gezwungen, ihre eigenen Haustiere zu essen.

Dieses Vorgehen ist bezeichnend für die Großmacht China. Das Wohl des Volkes muß sich dem Wohle der Partei unterordnen. China hat seine eigene Staatslogik und diese unterliegt nicht dem europäischen Wertesystem.

China rüstet massiv auf, seine militärische Schlagkraft sollte den Westen beunruhigen. Denn hinter dem europäischen Horizont lädt sich das Spannungsfeld zwischen China und Taiwan immer weiter auf. Der Wunsch der chinesischen Zentralregierung nach der „vollständigen Vereinigung des Mutterlandes“ könnte auch zu einer militärischen Konfrontation mit der „abtrünnigen“ Provinz führen. Sollten sich die USA einmischen, sehen Experten sogar die Gefahr eines globalen Krieges. Im Südchinesischen Meer beansprucht die Volksrepublik die alleinige Führungsmacht – die USA sind ein Störenfried.

Der Griff nach Afrika

Das Reich der Mitte ist ein machthungriger Krake, der sich ein Land nach dem anderen greift. Ironischerweise ködert die kommunistische Großmacht ihre Opfer mit kapitalistischen Methoden. Es ist die unbändige Gier nach Konsum, die sie willig in ihre Arme treibt. In Afrika derweil kauft sich China großzügig ein. Seit Jahren investiert die Volksrepublik Milliarden in die Infrastruktur und vergibt Kredite an bankrotte Regierungen, die sich nicht der Schuldenfalle bewußt sind.

Dschibuti, Sambia, Äthiopien, Kongo oder Kenia haben sich bereits hoch verschuldet. Sambia muß schon ein Fünftel seines Jahresbudgets für die Rückzahlungen sperren. In Dschibuti liegt die Staatverschuldung laut dem Internationalen Währungsfonds bei 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, wobei zwei Drittel davon an China abgestottert werden müssen. Über die Neue Seidenstraße versucht China auch Einfluß auf Europa zu üben.

China ist kein Wohltäter, es baut die Massenproduktion mit Hilfe billiger Arbeitskräfte aus und es will an die Rohstoffe ran. Genauer gesagt an die seltenen Erden wie Coltan und Kobalt, die dringend für die Chip-Produktion gebraucht werden. Gleichzeitig hat die Seidenstraße eine neue Route bekommen, über den Hafen von Dschibuti am Horn von Afrika fließt der Warenstrom von Kontinent zu Kontinent. Damit hat sich China einen rentablen Markt erschlossen. Billige Arbeitskräfte, die zugleich einen riesigen Aufholbedarf an Konsumgütern haben. Heute sind es knapp 1,3 Milliarden Menschen, in 30 Jahren könnten es doppelt so viele sein.

Schwache Verhandlungsposition

Deutschland hat den Anschluß schon lange verloren. Es hat der Großmacht China weder politisch noch wirtschaftlich etwas entgegenzuhalten. Ganz im Gegenteil: Es schaufelt noch tüchtig mit an seinem Grab. Seit 1979 hat Deutschland rund zehn Milliarden Euro Entwicklungshilfe an China gezahlt. Im Vorkrisenjahr 2019 waren es satte 474 Millionen.

Deutschland wäre gut beraten, zurückzuholen, was an Schlüsselindustrie zurückzuholen ist. Vielleicht fangen wir mit der Chemie- und Pharmaindustrie an. Denn mittlerweile kommen zwischen 80 und 90 Prozent der Medikamente und dafür benötigten Wirkstoffe aus China und Indien. Gelingt die Rückverlagerung der Produktion nicht, könnten wir in naher Zukunft durchaus an einem entzündeten Zahn sterben.

Kamera am Zaun des chinesischen Generalkonsulats in Frankfurt am Main Foto: picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski
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