Das Erfolgskonzept der politischen Linken – „Denke dir ein Problem aus und löse es“ – scheint bei der Gender-Ideologie für die Problem-Ausdenker einmal mehr voll und ganz aufzugehen. Mittlerweile legen angeblich immer mehr Bewerber bei deutschen Unternehmen Wert darauf, daß freie Stellenangebote in „gendersensibler“ Sprache verfaßt sind.
Das gelte vor allem für die Jüngeren. Unter den 18- bis 29jährigen, also unter jenen, die gerade frisch von der Schule oder Uni kommen, liegt der Anteil derer, denen eine solche Ansprache wichtig ist, laut einer Umfrage der Personalberatungsgruppe Königsteiner inzwischen bei stolzen 51 Prozent! Dies ist vor allem auch deshalb interessant, weil bei den Unternehmen selbst trotz gesetzlich vorgegebener Formulierung der Ausschreibungen noch immer kaum Bewerbungen von Arbeitssuchenden eingehen, die sich selbst als „divers“ definieren.
Viele Unternehmen haben bisher keine einzige Bewerbung in der dritten Kategorie erhalten. Bei anderen dürften die Anzahl der Bewerber, die sich keinem der beiden klassischen Geschlechter zuordnen können oder wollen, im Promillebereich liegen. Dies legt zumindest eine Unternehmensbefragung aus dem Jahr 2020 nahe. Auch wenn man mit einrechnet, daß einige Firmen das Geschlecht ihrer Bewerber gar nicht erfassen, ist doch nicht davon auszugehen, daß die Angaben dieser Unternehmen das bisherige Resultat der neuen Geschlechter-Regelung deutlich verändert hätten.
In der Realität deutlich weniger wichtig
Auch hierin scheint die vermeintliche Problematik, mit der geschlechtlichen Identität, also den Gesetzmäßigkeiten der klassischen, gutmenschelnden Polit-Folklore zu folgen, wonach sich die selbsternannten Kämpfer für die Betroffenen immer um ein vielfaches betroffener fühlen als die tatsächlich Betroffenen. Dies zeigt sich im Übrigen auch in der geringen Nachfrage intersexueller Menschen nach dem seit 2018 bestehenden Recht auf eine Änderung ihres Geschlechtseintrags im Personalregister.
Alles in allem scheint das, was dem jungen Berufsanfänger von heute so wichtig ist, in der Realität also deutlich weniger wichtig zu sein als es ihm sein gesamtes (zumindest Erwachsen-)Leben lang von Schule, Uni und ZDF-Journalistin Nicole Diekmann suggeriert oder eingeredet wurde.
Bei den Älteren ist die Quote der Verfechter der Gendersprache zwar nicht ganz so hoch, aber noch immer höher als die meisten von uns es gemessen an ihrem direkten Umfeld wohl vermuten würden. Zumindest wenn man der aktuellen Umfrage glaubt. Insgesamt wünschen sich angeblich 38 Prozent aller Jobsuchenden eine solche Ausdrucksweise. Bei den über 40jährigen sind es immerhin noch 25 Prozent. Akademiker legen, auch das sagen die Zahlen der Umfrage, deutlich höheren Wert auf Gender-Sprech als Menschen, deren gesellschaftspolitische Erziehung bereits nach der Schule endete. Zumindest was den offiziellen Bildungsweg angeht.
Beim Buhlen um die ideologisch geformte „Bildungselite“ soll das Verwenden von „gendergerechter“ Sprache für die Konzerne Experten zufolge immer wichtiger werden. Inga Rottländer vom Jobportal „Stepstone“, ein Unternehmen des in den Augen vieler Linker immer noch „viel zu konservativen“ Axel-Springer-Konzerns, glaubt: Daß dies vor allem gelte, wenn es darum geht, die richtigen Mitarbeiter zum Beispiel für Führungspositionen zu finden. Insbesondere bei solchen Posten, die noch immer überwiegend von Männern besetzt sind, könne es helfen, Frauen gezielt durch entsprechende Formulierungen zu adressieren, sagt Rottländer laut der Welt.
Wird Audi der erste von Frauen geführte Autobauer?
Wenn das alles so stimmt, wird Audi demnächst wohl der erste rein von Frauen geführte Automobilbauer der Welt werden. Die Ingolstädter sind jedenfalls ganz besonders stolz, daß ihr Konzern als einer der absoluten Vorreiter in Sachen gendergerechter Sprache gilt. Die Ober-Bosse haben dort kürzlich neue Regeln für die schriftliche Kommunikation eingeführt.
Nachzulesen sind diese in einem internen Leitfaden des Unternehmens. Mitarbeiter heißen bei Audi jetzt „Mitarbeitende“ und die Chefs bitten darum, Führungskräfte genannt zu werden und hoffen darauf, daß sie so auch bald endlich möglichst viele Frauen auf die Chef-, Pardon, Führungskräfte-Etage locken können.
Zudem empfiehlt die Konzernleitung den sogenannten Gender-Gap: Die Schreibweise verbindet die männliche und die weibliche Form mit einem Unterstrich und soll alle „nicht binären Geschlechtsidentitäten“ zwischen Mann und Frau repräsentieren. Es heißt bei Audi also genaugenommen eigentlich inzwischen nicht nur Mitarbeiterinnen, sondern „Mitarbeiter_innen“.
Auf diese Weise will Audi gendersensible Formulierungen in der schriftlichen Kommunikation allgegenwärtig machen. Wohl jedem Unternehmen, dem es auch in der Corona-Krise noch so gut geht, daß sein Management sich mit derlei Nonsens und Scheinproblemen beschäftigen kann.