Am Ende waren es versöhnliche Worte, die Sebastian Kurz anläßlich seines Abschieds aus der Politik wählte. Auf der dazugehörigen Pressekonferenz war von den zahlreichen Angriffen auf die Justiz der vergangenen Monate nichts mehr zu hören.
Stattdessen sprach er von Dankbarkeit und davon, daß er sich auf einen neuen Lebensabschnitt freue. Es dürfte einer der ehrlicheren Momente eines Politikers gewesen sein, der dem äußeren Schein immer mehr Wert beigemessen hat als dem inneren Sein. Die strategische Formulierung seiner politischen Ansichten überließ er deshalb seinen Beratern, die ebenso wie er bereit waren, dem persönlichen Erfolg alles andere unterzuordnen und dabei auch auf europäischer Ebene stets mit hohen Einsätzen zu spielen.
Ein jahrelang andauernder Coup
Sein steiler Aufstieg vom jüngsten Staatssekretär Österreichs zum jüngsten Außenminister und schließlich auch zum jüngsten Bundeskanzler der Republik war deshalb auch alles andere als ein Zufallsprodukt. Via Twitter versicherte Kurz der Welt nun auf Deutsch und auf Englisch, daß sein Rückzug in ihm „keine Schwermut“ auslöse und man ist geneigt, ihm zu glauben. Schließlich hatte das „Team Kurz“ erst die Österreichische Volkspartei und dann wesentliche Schaltstellen des Staates unter seine Kontrolle gebracht.
Ich freue mich nun auf den neuen Lebensabschnitt und auch auf die Zeit mit meiner Familie und unserem Sohn. Es war mir eine große Ehre, der Republik 10 Jahre dienen zu dürfen!
Meine persönliche Erklärung findest du hier: https://t.co/pkybWJHl91— Sebastian Kurz (@sebastiankurz) December 2, 2021
Es war ein jahrelang andauernder Coup, ein politisches „Ocean’s Eleven“, der nun zu Ende ist. Ein mögliches Fazit: Als Außenminister wollte Kurz die Welt sehen und als Bundeskanzler wollte er, daß die Welt ihn sieht. Es ist ihm gelungen.