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Studie unter Studenten: Safe Space für Meinungseinfalt

Studie unter Studenten: Safe Space für Meinungseinfalt

Studie unter Studenten: Safe Space für Meinungseinfalt

Adorno-Denkmal an der Universität Frankfurt am Main: Studenten wollen lieber im geistigen Safe Space bleiben Foto: picture alliance/Arne Dedert/dpa
Adorno-Denkmal an der Universität Frankfurt am Main: Studenten wollen lieber im geistigen Safe Space bleiben Foto: picture alliance/Arne Dedert/dpa
Adorno-Denkmal an der Universität Frankfurt am Main: Safe Sapce für Studenten Foto: picture alliance/Arne Dedert/dpa
Studie unter Studenten
 

Safe Space für Meinungseinfalt

Gerade unter Studenten der Sozialwissenschaften ist Meinungsfreiheit und -vielfalt nicht gern gesehen. Das belegt eine Untersuchung unter den Nachwuchsakademikern an der Universität Frankfurt am Main. Doch ist das überraschend? Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.
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Eine aktuelle Studie belegt die laut FAZ „überraschend große Bereitschaft“ von Studenten der Sozialwissenschaft, die Meinungsfreiheit einzuschränken. Das mit der angeblichen Überraschung über das Ergebnis der Untersuchung kann eigentlich nur ironisch gemeint sein. Hat die Zeitung ihren Sitz doch ausgerechnet in jener Stadt, deren Universität in der Untersuchung der Sozialwissenschaftler Matthias Revers und Richard Traunmüller zum Paradebeispiel für die starke Tendenz zur Meinungseinfalt an unseren Hochschulen wurde.

Anfang des Jahres eskalierte eine Podiumsdiskussion zum Thema Kopftuch an der Goethe-Uni Frankfurt derart, daß am Ende sogar die Fäuste flogen und die Polizei anrücken mußte. Unter dem Titel „Die Verschleierung: Modeaccessoire, ein religiöses Symbol oder politisches Instrument“ wollte die Frankfurter AstA-Referentin Fatma Keser, die selbst Tochter kurdischer Flüchtlinge ist, unter anderem mit der Autorin Naïla Chikhi sowie der ehemaligen Schulrektorin Ingrid König über den Einfluß des islamischen Frauenbilds auch auf die moderne westliche Kultur sprechen.

Zuviel für die Gralshüter des realitätsentkoppelten Heile-Welt Multikulti-Safe-Space. Diese, vertreten durch die „Studis gegen rechte Hetze“, haben das gemacht, was viele Linke besonders gut können. Sie haben die von Mitgliedern der Frauenrechtsgruppe „Terre des Femmes“ mitorganisierte Veranstaltung lauthals gestört. Es wurden Transparente mit wilden NSU-Vergleichen hochgehalten, Tische umgestoßen und die Debatte damit bereits im Keim erstickt.

Forscher gingen ergebnisoffen ans Werk

Dennoch zeigten sich selbst die beiden Initiatoren der Studie überrascht über das Ergebnis ihrer Untersuchung, für die sie genau diese Universität auserkoren hatten. War ihr Grundansatz doch ein deutlich anderer. Wenn an der bis heute als Hochburg der Kritischen Theorie, zumindest in ihrer Vulgärform, geltenden Universität keine Begrenzung der Meinungsvielfalt zu beobachten sei, so die Überlegung der Sozialforscher, dann sei zu vermuten, daß es eine solche auch nirgendwo sonst gebe. Auch wenn diese These an sich schon nicht der Gipfel der wissenschaftlichen Logik war, muß man Revers und Traunmüller doch anerkennend zugestehen, daß sie zwar mit geradezu jungscher Naivität, aber doch zumindest ganz offensichtlich ergebnisoffen an ihre Arbeit herangegangen sind.

Das Ergebnis der Studie, das wohl niemanden außerhalb einiger akademischen und medialen Blasen überraschen kann, brachte die alarmierenden Zustände nun auf den Punkt. So zeigte die Befragung von knapp 1.000 Studenten, daß diese nicht nur überwiegend links, sondern auch in besonders hohem Maße intolerant gegenüber Andersdenkenden sind. Ein beträchtlicher Anteil von ihnen möchte mit anderen Meinungen nicht einmal mehr konfrontiert werden; vor allem nicht bei den Themen Islam, Geschlecht und Zuwanderung.

Redner, die nicht das sagen, was die junge „Bildungselite“ längst zu wissen glaubt, sollen an der Uni nicht geduldet werden. Es ist weniger die autoritäre Haltung der linken Studentenschaft selbst als die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Weltenlenker von Morgen inzwischen zu ihr bekennen, die einen so erschaudern läßt.

Nach Bücherverbrennungen fragt man lieber nicht

Daß der Anteil derer, die rechten und konservativen Professoren sowie Islam-Kritikern jeglicher Couleur keine Lehrerlaubnis erteilen wollen sogar noch höher ist, läßt dieses Schaudern noch erheblich anwachsen. Zumal es sich bei den Befragten um Menschen handelt, bei denen eine durchaus realistische Chance besteht, daß sie einmal in Positionen kommen werden, in denen sie über so etwas tatsächlich selbst bestimmen können. Dazu gehört auch jenes Drittel, das die Bücher unliebsamer Autoren aus den Bibliotheken verbannen will. Nach der Legitimität von Bücherverbrennungen hat man wohl sicherheitshalber lieber gar nicht erst gefragt.

Die Studie förderte noch eine Kracher-Nachricht zutage: Die Toleranz für andere Ansichten war unter den sich als links bezeichnenden Studenten deutlich geringer als bei Konservativen. Das so klar belegt zu sehen, müßte für echte Linke eigentlich die schmerzhafteste Erkenntnis aus der Studie sein. Ist die Toleranz für sie doch das, was für Rechte und Konservative die Tradition, die Nation oder das Vaterland sind. Also sowas wie das unumstößliche Heiligtum oder wie der Liberal-Konservative sagen würde: der Markenkern der eigenen politischen Idee.

Zumindest die Autoren der aktuellen Studie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß alles doch gar nicht so schlimm sei, wie es ihre eigene Untersuchung ergeben hat. Sie sehen diese lediglich als Ausgangspunkt weiterer Studien, die sich erübrigt hätten, wenn Frankfurt bereits „Entwarnung“ gegeben hätte. Zudem gäbe es ja immer noch eine liberale Mehrheit unter den Studenten. Allerdings erfüllt sie die große Zahl der Intoleranten mit Besorgnis. Ganz besonders beunruhigend ist für sie, daß ihre Ergebnisse unter Sozialwissenschaftlern zustande kamen. Das sei eine Hypothek für eine Fachrichtung, die auf dem freien Austausch der Argumente beruhe.

Adorno-Denkmal an der Universität Frankfurt am Main: Safe Sapce für Studenten Foto: picture alliance/Arne Dedert/dpa
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