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Corona-Krise: Der echte Streßtest steht der Regierung Merkel noch bevor

Corona-Krise: Der echte Streßtest steht der Regierung Merkel noch bevor

Corona-Krise: Der echte Streßtest steht der Regierung Merkel noch bevor

Merkel
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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt zur Coron-Krise Foto: picture alliance/Markus Schreiber/AP POOL/dpa
Corona-Krise
 

Der echte Streßtest steht der Regierung Merkel noch bevor

In der Krise schart sich das Volk gern hinter seine Entscheidungsträger. Man ist froh, wenn andere die Führung in die Hand nehmen, Mut und Zuversicht verbreiten. Schon werden Lobeshymnen auf die Kanzlerin angestimmt. Doch für eine solche Bilanz ist es zu früh. Deutschland und seiner Regierung steht die Bewährungsprobe in der Corona-Krise erst noch bevor. Ein Kommentar von Felix Krautkrämer.
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In der Krise schart sich das Volk gern hinter seine Entscheidungsträger. Man ist froh, wenn andere die Führung in die Hand nehmen, Mut und Zuversicht verbreiten und das Gefühl vermitteln, die Lage im Griff zu haben. „So geht Führung“, jubelt daher heute auch die Bild-Zeitung über Bundeskanzlerin Angela Merkel.

„In einer solchen Krise braucht es eine starke Hand, die politische Lager eint und klare Ansagen macht. Unsere Politiker haben gestern bewiesen, daß sie das verstanden haben.“ Der gleiche Kommentator hatte Merkel Ende Februar noch vorgeworfen, sie kneife in Sachen Corona-Krise. Alles vergessen. Von Kritik kein Wort mehr. Statt dessen ist man bei der Bild nun auf Linie und übernimmt den Posten des Regierungssprechers. Schon vor einigen Tagen hatte das Blatt Gesundheitsminister Jens Spahn auf den Thron gehoben und ihn zum „Anpackminister“ ernannt, der das Land durch die Corona-Krise führe.

Ähnlich begeistert zeigen sich die öffentlich-rechtlichen Medien. „Plötzlich ist sie wieder da: die Krisenkanzlerin“, applaudierten die Tagesthemen am Montag abend. Dabei hatte Merkel eigentlich nur eine Pressemitteilung vor den Kameras verlesen, die bereits zwei Stunden zuvor über die Medienverteiler verschickt worden war.

Vertrauen leichtfertig aufs Spiel gesetzt

Nun ist Kritisieren immer leichter als Verantwortung zu übernehmen und sicher stellte das Coronavirus die handelnden Politiker vor Herausforderungen, auf die sie nicht hundertprozentig vorbereitet sein können. Zur Wahrheit gehört aber auch, daß Deutschland anfangs nur sehr zögerlich auf die heranwachsende Krise reagierte. Dabei zeigte der Blick nach Italien schon recht früh, was auf uns noch zukommen würde. Doch da hieß es immer nur, Deutschland sei gut vorbereitet.

Spät erst reagierte die Politik mit Schulschließungen, ließ statt dessen zuerst noch alle Schüler aus den Winterferien in die Klassen zurückkehren, obwohl viele von ihnen sich zuvor in Risikogebieten in Norditalien aufgehalten hatten. Auch die Grenzschließungen und -kontrollen wurden erst sehr spät beschlossen, als schon die ersten Corona-Toten hierzulande zu vermelden waren.

Und noch bis gestern konnten Personen aus Hochrisikogebieten wie dem Iran problemlos und unkontrolliert über die Flughäfen einreisen. Verantwortliches und vor allem vorrausschauendes Krisenmanagement sieht anders aus.

Das gilt auch für Gesundheitsminister Spahn. Noch am Sonnabend wies sein Ministerium Berichte, die Bundesregierung würde bald weitere massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschließen, als Fake-News und Falschmeldung zurück. Keine 48 Stunden später wurde genau das umgesetzt. Nun sind Kneipen, Fitneßstudios und sogar Spielplätze dicht – nahezu deutschlandweit. Wer so leichtfertig und ohne Not das Vertrauen der Bürger verspielt, muß sich über Hamsterkäufe und leere Supermarktregale nicht wundern.

Die Bewährungsprobe steht Deutschlandnoch bevor

Es ist noch nicht absehbar, welche Folgen die Coronakrise für Deutschland haben wird. Dem Gesundheitssystem steht ein wirklicher Streßtest noch bevor. Noch haben die Intensivstationen und Krankenhäuser nicht mit einer Überlastung zu kämpfen wie beispielsweise im nördlichen Italien. Die großen organisatorischen Probleme, die viele Bürger haben, die sich auf das Virus testen lassen wollen, tragen jedenfalls nicht gerade zur Beruhigung bei.

Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen lassen sich derzeit noch überhaupt nicht abschätzen. Allen Beteuerungen der Bundesregierung zum Trotz. Da nutzt es auch nichts, wenn Wirtschaftsminister Peter Altmaier in der ARD versichert: „Wir haben so viele Reserven, daß wir versprechen können, daß kein einziger Arbeitsplatz wegen Corona verloren geht!“ Auch Altmaier weiß noch nicht, wie lange Einzelhandel, Mittelständler, Dienstleister aber auch Großbetriebe mit den Beschränkungen und deren Folgen zu kämpfen haben.

Es ist schlicht zu früh, zum jetzigen Zeitpunkt schon eine Bilanz über das staatliche Handeln in der Corona-Krise zu ziehen. Noch gibt es keinen Grund, mediale Jubelarien und Lobeshymnen auf die Verantwortlichen anzustimmen. Die wahre Bewährungsprobe steht Deutschland und seiner Regierung erst noch bevor.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt zur Coron-Krise Foto: picture alliance/Markus Schreiber/AP POOL/dpa
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