Deutschlands Wind- und Solaranlagen erzeugten im ersten Halbjahr 2018 insgesamt 104 Milliarden Kilowattstunden Strom – ein Plus von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Löwenanteil des Ökostroms stammt von Windkraftanlagen an Land und auf See, die nach Angaben des Energiekonzerns Eon zwischen Januar und Juni rund 55 Milliarden Kilowattstunden beisteuerten.
Mit rund 1,1 Milliarden Kilowattstunden hat die Bundesnetzagentur am 3. Januar die bisher höchste Einspeisung erneuerbarer Energien in das Stromnetz registriert. An diesem stürmischen Tag zog das Tief „Burglind“ über Mitteleuropa hinweg, so daß Windenergie 71,6 Prozent der nationalen Stromerzeugung ausmachte.
Laut Eon würde die von Januar bis Ende Juni 2018 produzierte Menge Ökostrom ausreichen, um alle deutschen Haushalte mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 2.500 Kilowattstunden ein Jahr lang mit Strom zu versorgen – in der Theorie.
Das größte Problem ist die Speicherung
Es stellt sich nur die Frage, warum dieser Wunschtraum der Ökostrom-Industrie noch nicht in die Praxis umgesetzt werden konnte. Ihr größtes Problem war und ist immer noch die Speicherung der von Wind und Sonne erzeugten Kilowattstunden.
Das Angebot an erneuerbaren Energien schwankt sowohl im Jahresverlauf als auch im Verlauf eines Tages. Solardächer beispielsweise decken in den Mittagsstunden sonniger Tage einen stetig steigenden Anteil der Stromnachfrage, in den Abendstunden und vor allem nachts müssen jedoch Gas- und Kohlekraftwerke einspringen.
Allein die Bereithaltung dieser Reservekraftwerke ist teuer. Und im Zuge des rasanten Ausbaus der erneuerbaren Energien kommen sie auf immer weniger Betriebsstunden, müssen aber zu jeder Tag- und Nachtzeit parat stehen, um mögliche Engpässe aufzufangen – ein Kostentreiber für die Versorger, die diese Ausgaben selbstverständlich auf ihre Kunden umlegen.
Zusätzliche Kosten für Infrastruktur
Zusätzlich müssen letztere auch den aufwendigen Ausbau der Infrastruktur finanzieren. Die Netzkapazitäten für die Aufnahme schwankender Erzeuger müssen erweitert werden. Ebenso zeichnen sich Probleme mit den Nachbarländern ab, deren Netze noch weniger flexibel sind. Wenn der Anteil der erneuerbaren Energien weiter zunimmt, erzeugt das einen enormen Handlungsbedarf. Die Investitionen in den Ausbau der Netze, Energiespeicher und die Flexibilisierung von Verbrauch und Erzeugung bezahlen am Ende die Verbraucher.
Von „Power-to-Gas“ bis Druckluft – technische Möglichkeiten zur Stromspeicherung stehen bereit. Die Umsetzung jedoch stößt an ihre Grenzen. Für Pumpspeicherkraftwerke beispielsweise gibt es in Deutschland kaum noch geeignete Standorte. Sie sind zudem kaum und sehr kostenintensiv.
Das Marktforschungsinstitut Trendresearch rechnet damit, daß im Jahr 2030 rund 50 Prozent der Stromnachfrage durch Erneuerbare abgedeckt werden. Doch bis dahin müßten sich die Speicherkapazitäten auf 21 Gigawatt erhöhen, was einer Verdopplung der heutigen Möglichkeiten entspricht.
Neue Energiequellen als Staatsziel
Auf die Kunden von Eon, EnBW und Co. kommt somit noch einiges zu. Und ihnen fällt hoffentlich auch in diesem Fall auf, was jedes Mal, wenn eine neue Energiequelle als Staatsziel deklariert wird, passiert: Zuerst fließen Milliarden für die Betreiber, dann erhöht sich der Strompreis für den Verbraucher. Seit dem Erneuerbaren Energie-Gesetz (EEG) gehuldigt wird, benachteiligt der gleiche Staat, der vor 40 Jahren noch Kohle- und Atomenergie subventioniert hatte, genau diese Kohle- und Kernkraftwerke durch neue Steuern, neue Abgaben und längere unprofitable Betriebszeiten.
Doch als elementare Stütze der Zivilisation sollte Energiepolitik langfristig ausgerichtet sein und nicht den kurzfristigen Interessen hoch subventionierter Einzelakteure geopfert werden.