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TV-Duell zur Bayernwahl: Staatsmann gegen Eiferer

TV-Duell zur Bayernwahl: Staatsmann gegen Eiferer

TV-Duell zur Bayernwahl: Staatsmann gegen Eiferer

Söder Hartmann
Söder Hartmann
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann nach dem TV-Duell des Bayerischen Rundfunks am Mittwoch Foto: picture alliance/Sven Hoppe/dpa
TV-Duell zur Bayernwahl
 

Staatsmann gegen Eiferer

Markus Söder hat das TV-Duell im Bayerischen Rundfunk gegen den Grünen-Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann klar gewonnen. Söder profitierte dabei vor allem von der Schwäche seines Gegners. Ein Duell gegen Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hätte ihm deutlich mehr abverlangt. <>Ein Kommentar von Thorsten Brückner.<>
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Bayern ist besser, Bayern ist erfolgreicher, Bayern ist sicherer. Und das alles haben die Franken, Schwaben und Altbayern der CSU zu verdanken. So in etwa läßt sich die Botschaft von Markus Söder während des TV-Duells am Mittwoch abend im Bayerischen Fernsehen zusammenfassen. Zu wenig, um erneut die absolute Mehrheit für die CSU zu holen? Möglicherweise. Aber nicht zu wenig, um an diesem Abend als klarer Sieger aus dem Duell gegen den Grünen-Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann hervorzugehen.

Söder präsentierte sich staatsmännisch, antwortete ruhig und überlegt. Hartmann wirkte gehetzt, hatte weder seine Stimme noch seine Emotionen unter Kontrolle. Ein Coaching vor dem Duell hätte seinem hektischen Auftreten möglicherweise entgegengewirkt. „Er soll erstmal ein Atemtraining machen“, riet eine Twitter-Nutzerin ihm.

Kein Programm für das ländliche Bayern

Für Söder erwies sich der Abend als unverhofftes Wahlkampfgeschenk, das ihm ausgerechnet der in der CSU als „Rotfunk“ verschrieene Bayerische Rundfunk machte. Der legte nämlich auf der Basis der letzten Umfrage fest, daß ausgerechnet die Grünen die Chance erhalten sollten, im Duell gegen den bayerischen Ministerpräsidenten anzutreten.

Sie taten dies nicht in Person der zumindest sympathisch lächelnden Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze. Sie ist mit ihren 33 Jahren noch nicht als Ministerpräsidentin wählbar. Ihr Co-Fraktionschef Hartmann präsentierte sich als bis in die Haarspitzen ideologisierter Eiferer, der zudem völlig den Draht zu den Bürgern im ländlichen Teil des Freistaats verloren zu haben schien.

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Seine Wohnungsbaupolitik beschränkte sich auf die Forderung: Mietwohnungen statt Eigentumswohnungen. Ein Konzept, das vielleicht in den beiden größten Städten des Landes – München und Nürnberg – gut ankommt, aber kaum bei den jungen Familien, etwa im ländlichen Oberfranken, die derzeit nach einem Bauplatz suchen, weil sie ihre Kinder gern in ihrem Heimatdorf – fernab von der auch maßgeblich von der CSU mitverschuldeten – Asylmisere großwerden sehen wollen. Die Widersprüche im Programm seiner Partei legte Hartmann dabei schonungslos offen: Flächenfraß stoppen, aber mehr bezahlbare Wohnungen bauen und gleichzeitig die Tore für alle Mühseligen und Beladenen dieser Welt weiter offen halten.

Hartmann will Amtseid ohne religiöses Bekenntnis leisten

Stellenweise bekam man Zweifel, ob der in Landsberg am Lech geborene Hartmann, – der nicht nur wegen seiner überheblichen, betont hochdeutschen Ausdrucksweise wie ein Zugereister wirkte – tatsächlich in Bayern für ein politisches Amt kandidieren will. Ohne die Formel „so wahr mir Gott helfe” wolle er den Eid als Ministerpräsident ablegen, tat er kund. Das mag im atheistischen Ostdeutschland vielleicht nicht als Problem empfunden werden. In Bayern ist es ein Kulturbruch.

Kurz vor der Debatte platzte eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa wie eine Bombe. Nur noch 34 Prozent würden demnach der CSU ihre Stimme geben. Sollten sich diese Zahlen am 14. Oktober bestätigen, wäre dies der schlechteste Wert für die Christsozialen seit der Landtagswahl von 1950.

Doch für Markus Söder könnte der Abend die Wende bedeutet haben. Ein Duell gibt den Zuschauern immer zwei Optionen. Vor die Wahl gestellt, ob er lieber von der CSU oder den Grünen regiert werden möchte, dürfte dem durchschnittlichen bayerischen Wähler, der nicht in einer der großen Städte wohnt, die Entscheidung leicht fallen. Ein TV-Duell gegen Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hätte Söder möglicherweise aus der Reserve locken, seine inhaltlichen Schwächen bloßstellen können.

Söder hat seine letzte Chance genutzt

So war es ein wenig, als hätte sich ein mit allen Wassern gewaschener Landesvater mit einem jungen Studenten gemessen, der gerade mit der Gründung einer Hochschulgruppe für nachhaltiges ökologisches Wirtschaften beschäftigt ist. Aber nicht mal das lief bei Hartmann an diesem Abend. „Tragen Sie fair gehandelte Kleidung?” konfrontierte Moderator Christian Nitsche Hartmann mit einer Forderung aus dem Wahlprogramm seiner Partei. „Nein”, mußte der sichtlich um Fassung ringend einräumen. Ein Offenbarungseid grüner Doppelmoral. 

Söder mußte sich indessen nur zurücklegen und Einwürfe Hartmanns parlieren. „Bayern ist das sicherste Land Deutschlands”, entfiel es dem Grünen Vorzeigepolitiker, als er seinen Widerstand gegen das Polizeiaufgabengesetz erklären wollte. „Ja, weil wir es dazu gemacht haben”, konterte Söder mit einem verschmitzten Lächeln. Es war Söders letzte Chance. Er hat sie genutzt.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann nach dem TV-Duell des Bayerischen Rundfunks am Mittwoch Foto: picture alliance/Sven Hoppe/dpa
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