Wer sich heutzutage in der Pose des Aufklärers gegen dumpfen Aberglauben gefällt, der muß mit Statistik um sich werfen. Die klare, kalte Zahl, wieviel unbestechlicher erscheint sie doch, als subjektiv hochkochende Gefühle. Denn merke: Es ist nur ein Gefühl, wenn du heute Orte meidest, wo du früher sicher warst, wenn du dir mittlerweile fremd im eigenen Land vorkommst. Die Wirklichkeit, das heißt das nackte Zahlenwerk der Statistik, sagt etwas anderes. Alles ist gut, alles wird noch besser.
Das ist die Botschaft, die der Kriminologe Christian Pfeiffer seit Jahrzehnten versucht unters Volk zu bringen. Mit Erfolg, verfügt er mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) doch nicht nur über eine eigene Kaderschmiede, sondern auch über eine unkritische Öffentlichkeit, die dankbar politisch gefällige Aussagen verbreitet. Warnende Stimmen, wie Jugendrichter Andreas Müller, der dem niedersächsischen Ex-Innenminister (SPD) verharmlosende Sozialromantik attestiert, werden dagegen ignoriert.
Dumm nur, wenn nun Pfeiffer die eigenen Zahlen auf die Füße fallen. Denn auch statistisch läßt sich nicht verheimlichen, was sowieso jeder Deutsche weiß, der noch öffentliche Verkehrsmittel benutzt: Die Sicherheitslage in Deutschland hat sich dramatisch verschlechtert, verursacht vor allem durch die Masseneinwanderung der vergangenen Jahre. Seit 2014 nahm die Gewaltkriminalität in Niedersachsen um zehn Prozent zu, obwohl es immer weniger Tatverdächtige mit deutschem Paß gibt, räumt nun die KFN-Gewaltstudie „Jugendliche und Flüchtlinge als Täter und Opfer“ ein.
Pfeiffers Running Gag ist das Anzeigeverhalten der Deutschen
„Insgesamt betrachtet ist damit die seit 2014 in Niedersachen eingetretene Zunahme der aufgeklärten Fälle von Gewalt, zu 92,1 Prozent der Gruppe der Flüchtlinge zuzurechnen.“ Im Detail fallen die Zahlen noch erschreckender aus. Die Zahl der Tötungsdelikte durch „Schutzbedürftige“ schnellte zwischen 2014 und 2016 von 18 auf 45 und die der Vergewaltigungen von 23 auf 116.
Doch Pfeiffer wäre nicht Pfeiffer, wenn er sich diese Zahlen nicht zurechtstutzen würde. Sie seien von dem Studienergebnis „schockiert“ gewesen, räumte der Kriminologe gegenüber der Deutschen Welle ein. Doch die Ausrede folgt sofort. „Je fremder der Täter“, so belehrt uns der Genosse, „desto wahrscheinlicher, daß die Geschichte angezeigt wird“.
Jaja, das Anzeigeverhalten der Deutschen, das ist Pfeiffers Running Gag. Bereits vor der Jahrtausendwende mußte sich das KFN nicht zuletzt wegen dieser steilen These den Vorwurf einer interessegeleiteten Forschung gefallen lassen. Preisfrage: Wer wird eher angezeigt? Der deutsche Rentner, der die Hinterlassenschaft seines Dackels vor der Haustür nicht entfernt, oder die Gruppe junger Männer aus dem Asylheim nebenan, die Sie durch Worte und Gesten mitsamt Ihrer Familienangehörigen bedrohen, sollten Sie sich beschweren?
Kriegsflüchtlinge begehen weniger Gewalttaten
Doch weiter mit Pfeiffer und dessen Mitstreitern, die hier feststellen, daß nordafrikanische Asylsuchende im Vergleich zu Syrern oder Afghanen häufiger straffällig werden. Ursache sei daher die fehlende Bleibeperspektive ersterer, klagt der Genosse: „Die Not veranlaßt die Menschen, sich so aufzuführen, wie wir das ja schon in der Silvesternacht in Köln beobachten konnten“, empört er sich, „die vor den Augen der Polizei ihre Asylbewerberzettel zerrissen haben, um zu demonstrieren, wie frustriert sie sind.“
Das Bild vom „Flüchtling“, der – irgendwie berechtigterweise? – „frustriert und wütend“ ist, hat Pfeiffer offenkundig so beeindruckt, daß er diesen Unsinn gleich mehrfach wiederholte. So handele, wem gezeigt werde, daß er nicht willkommen sei, behauptete er in der Schwäbischen Zeitung. „Kriegsflüchtlinge etwa aus Syrien und Afghanistan verhalten sich eher korrekt und vorsichtig.“ Und im Münchner Merkur: „Wir können dankbar sein, daß die Kriegsflüchtlinge aus Syrien, Irak oder Afghanistan im Verglich extrem wenig Gewalttaten begehen und alles tun, daß sie sich gut integrieren.“
Nun ja, Mordversuch an einer 64jährigen Deutschen in Herzberg – der Täter ein syrischer Flüchtling. Die Morde in Freiburg und Kandel – die Täter jeweils ein afghanischer Flüchtling. Und so weiter und so fort. Wer aufmerksam den Regionalteil von Zeitungen studiert, kommt zwangsläufig zu dem Schluß, daß sich wohl eher der „korrekt und vorsichtig“ verhalten sollte, der Umgang mit Syrern und Afghanen pflegt.
Mangel an Frauen durch Familiennachzug bekämpfen
Liegt nicht eine andere Erklärung viel näher, wenn sie auch zugegebenermaßen prosaisch ist: Wer illegal nach Deutschland einreist, möglicherweise Herkunft und Alter verschleiert, der hat bereits genug kriminelle Energie bewiesen, der muß für diese nicht erst Frustrationserlebnisse sammeln. Statt diesen mit einem weiteren Förderprogramm zu bespaßen – wie es Pfeiffer ernsthaft als Lösung vorschlägt – ist für einen solchen Einwanderer ohne Bleibeperspektive nur ein einziges Frustrationserlebnis zu wünschen, und das möglichst schnell: die Abschiebung.
Doch solche einfachen Lösungen kommen dem Kriminologen nicht in den Sinn. Stattdessen legt Pfeiffer erst richtig los. Ein großes Problem sei, daß Flüchtlinge häufig in Männergruppen leben: „Überall wirkt sich negativ aus: der Mangel an Frauen“. Daher sei ein Familiennachzug „nicht dumm“. Weiß das KFN etwa nicht, daß die großen Integrationsprobleme türkischer Gastarbeiter erst mit dem Familiennachzug begannen, als die Importbräute zu Beförderern der Parallelgesellschaft wurden? Pfeiffer, so ist festzuhalten, hat durch seine Arbeit eine eigene Kategorie in der Kriminalitätsstatistik geschaffen: die des ideologischen Intensivtäters.
JF 3/18