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Messerattacken: NRW-Innenminister erklärt Bürger zu Freiwild

Messerattacken: NRW-Innenminister erklärt Bürger zu Freiwild

Messerattacken: NRW-Innenminister erklärt Bürger zu Freiwild

Herbert Reul
Herbert Reul
Herbert Reul: Vater dreier Töchter und gelernter Soziologe Foto: dpa
Messerattacken
 

NRW-Innenminister erklärt Bürger zu Freiwild

Die Zahl ist alarmierend: Im vergangenen halben Jahr gab es in Nordrhein-Westfalen über 570 Messerattacken. Die SPD fordert Aufklärung. Innenminister Herbert Reul (CDU) sagt: „Bürgerinnen und Bürger werden einfach sensibler sein müssen. Man muß nicht unbedingt Menschen nah an sich ranlassen.“ Heißt im Klartext: Bürger sind sich selbst überlassen, Freiwild, im Zweifel selbst schuld. Ein Kommentar von Lukas Steinwandter.
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Messerattacken sind in Nordrhein-Westfalen ein blinder Fleck. Nicht, was die Berichterstattung angeht – in den Zeitungen liest man gefühlt täglich davon – sondern was die Statistik anbelangt. Denn aus den amtlichen Erhebungen ist nicht ersichtlich, wie viele Attacken mit Stichwaffen es in dem Bundesland jährlich gibt.

Die SPD will das ändern und fordert eine eigene Stichwaffen-Statistik. Um die Brisanz ihres Antrags zu verdeutlichen, ließen der innenpolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Hartmut Ganzke, und sein Kollege, Vizefraktionschef Thomas Kutschaty, alle Messer-Attacken von September 2017 bis März 2018 zählen.

Drei Messerattacken jeden Tag

Das Ergebnis ist alarmierend: 572mal haben Täter auf ihre Opfer eingestochen. Im Schnitt sind das mehr als drei Messerattacken pro Tag. Grund genug, beim zuständigen Minister nachzufragen. Der heißt Herbert Reul, Vater dreier Töchter und gelernter Soziologe.

Dem ZDF erläuterte der christdemokratische Innenminister, wie er das Problem in den Griff bekommen möchte: „Polizisten schützen wir dadurch, daß wir sie mit Schutzwesten ausstatten, dadurch daß wir sie vorbereiten in Schulungen auf solche Vorgehen, und Bürgerinnen und Bürger werden einfach sensibler sein müssen. Man muß nicht unbedingt Menschen nah an sich ranlassen.“

Heißt im Klartext: Polizisten sollen besser ausgestattet und im Deeskalieren geschult werden. Und wer schützt die Bürger? Die sind sich selbst überlassen, Freiwild, im Zweifel selbst schuld. Die hanebüchenen Ratschläge erinnern an die „Armlänge Abstand“ von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die Frauen nach den Kölner Silvesterübergriffen geraten hatte, eine Armlänge Abstand zu mutmaßlichen Grapschern zu halten.

Potentielle Opfer sollen sich Reuls Strategie zufolge im öffentlichen Raum nicht mehr sorgenlos bewegen können, sondern statt dessen in einer permanenten Abwehrhaltung durch Nordrhein-Westfalens Straßen gehen und vor Angreifern zurückweichen. Dabei haben Angreifer – deswegen heißen sie ja auch Angreifer – es an sich, daß sie an ihre Opfer herantreten und sie an-greifen.

Aufgabe als Vater und Innenminister

Ob Reul als Vater diesen Ratschlag auch seinen drei Töchtern gab? Wohl kaum. Aufgabe eines Vaters ist es, seine Mädchen zu beschützen. Die Aufgabe eines Innenministers ist es, Phänomene wie tägliche Messerattacken zu analysieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Einen wichtigen Tip könnte er von seinen Beamten auf der Straße bekommen. Denn über die heißt es in demselben ZDF-Beitrag: „Hinter vorgehaltener Hand sprechen viele Ermittler über einen Zusammenhang mit der Zuwanderung. Vor der Kamera nicht.“ Es wäre ein erster Schritt, das zu erkennen.

Herbert Reul: Vater dreier Töchter und gelernter Soziologe Foto: dpa
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