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Marc Jongen, ESN Fraktion
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Presserat: Journalistische Betreuungskultur

Presserat: Journalistische Betreuungskultur

Presserat: Journalistische Betreuungskultur

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Polizist am Kölner Hauptbahnhof Foto: picture alliance / dpa
Presserat
 

Journalistische Betreuungskultur

Die vom Presserat vorgegebene Praxis, die Täterherkunft bei Straftaten zu verschweigen, hat ihrerseits zur Vorurteilsbildung beigetragen. Die Neufassung der Richtlinie schafft hier kaum Abhilfe. Der Phantasie der Leser bleibt somit Tür und Tor geöffnet. <>Ein Kommentar von Thomas Fasbender.<>
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Cato, Palmer, Exklusiv

Wenn ich morgens höre, in der Nacht zuvor seien bei einem Volksfest, im Karneval oder auf einem Bahnhofsvorplatz an irgendeinem Ort in der Republik Dutzende, Hunderte junge Männer ihren Mitbürgerinnen an die Wäsche gegangen, dann kann ich nicht glauben, daß die Vorfahren der Täter schon vor 200 Jahren in Deutschland lebten.

Einer guten Bekannten, „refugees“-begeistert und voll Empathie für die rund 900 Millionen extrem Armen auf dieser Welt, geht es genauso. Sie formuliert es nur anders. Jedesmal, wenn sie von Gruppenvergewaltigungen liest, beherrscht sie ein einziger Gedanke: Bitte laß es keine Flüchtlinge gewesen sein. Damit wir beide, meine Bekannte und ich, unsere Phantasien und Ängste auch künftig ausleben können, hat der Deutsche Presserat jetzt seine Richtlinie zur Berichterstattung über Straftaten geändert.

„Begründetes öffentliches Interesse“

Und zwar exakt nur insoweit, daß die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten auch weiterhin nur dann zu erwähnen sei, wenn ein „begründetes öffentliches Interesse“ besteht. Zu beachten sei dabei, und zwar besonders zu beachten – das erwähnt der Presserat ausdrücklich – daß eine solche Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.

„Vorurteile schüren könnte“ – bei diesen drei Worten ist Vorsicht angesagt. Vorurteile, die sich in der Realität bewahrheiten, werden nämlich nicht geschürt, sondern bestätigt. Ein ganz wesentlicher Unterschied. Eigenartig, daß den Damen und Herren des Presserats ein derartiger Schnitzer unterläuft. Oder sollen hier alternative Fakten entstehen, schiefe Ebenen im Oberstübchen der Medienkonsumenten?

Es geht noch weiter. Nehmen wir den konkreten Fall am Kölner Hauptbahnhof in der Neujahrsnacht 2016. Da muß ich mich nun outen: Ich bin wirklich vorurteilsbeladen. Eindeutig. Meine „refugee“-sympathisierende Bekannte übrigens auch. Wir sind nämlich beide überzeugt, daß autochthone junge Männer (das sind die biodeutschen Aboriginees) in jener Silvesternacht dort nicht zu Wwerke waren. Autochthone Männer morden, rauben, stehlen und betrügen, sie vergewaltigen auch, hinterziehen Steuern, schmieren Hakenkreuze, gehen zur Antifa oder (die aller-, allermeisten) befolgen brav Gesetz und Sitte – aber sie greifen nicht johlend und hordenweise auf offener Straße fremden Frauen an die Brust.

Araber oder Zigeuner?

Auch da wird manch eine(r) widersprechen. Berufsfeminist*innen wie Jakob Augstein oder die Spiegel-Kolumnistin Margarete Stokowski sind ja der Ansicht, die Kölner Silvesternacht habe sich von einer beliebigen Oktoberfestnacht in München nur marginal unterschieden. Stokowski behauptet auch, die islamische Zuwanderung habe keine Auswirkung auf die Bewegungsfreiheit der unverschleierten Frau im öffentlichen Raum. Sie hält es mit den Ärzten und mit Mario Barth: „Männer sind Schweine.“

Ich für meinen Teil lasse nicht von meinem Vorurteil, das sich übrigens auf die Mehrheit bezieht, die Aboriginees. Deutsche haben in der Geschichte alles mögliche verbrochen – aber meine Landsleute heute verbrechen bestimmte Dinge nicht, nicht zu Dutzenden und zu Hunderten. Da lege ich die Hand ins Feuer. Leider schießen sich die selbsternannten Kämpfer wider das Vorurteil mit ihren Zensurregeln zur ethnischen und religiösen Zugehörigkeit selbst ins Bein.

Spätestens wenn von westfälischen Großfamilien oder Clans die Rede ist, fragt sich sowieso jeder: Araber oder Zigeuner? Und was, wenn der Verdächtige eindeutig blond, blauäugig und hellhäutig ist? Wird das dann erwähnt oder darf der in der Wolle gefärbte Ausländerfeind auch in dem Fall sicher sein, ein Afghane oder Türke habe der alten Oma ihr Portemonnaie geklaut. Die paternalistische Betreuungskultur, die sich in den Presseratsregeln niederschlägt, den alten wie den neuen, fördert nur das ohnehin verbreitete Gefühl, in diesem Land veräppelt und belogen zu werden.

Die Sächsische Zeitung geht einen anderen Weg

Da lobt man sich die Dresdner Sächsische Zeitung, die seit Sommer 2016 dem Presserat den Allerwertesten zeigt. Straftäter oder Verdächtiger – dort wird die Herkunft erwähnt. Schwarz auf Weiß. Und zwar gerade auch dann, wenn es sich um einen deutschen Aboriginee handelt. Das Argument der Chefredaktion ist unwiderlegbar. Die Leser glaubten anderenfalls sofort, der Verdächtige sei Ausländer.

 

Polizist am Kölner Hauptbahnhof Foto: picture alliance / dpa
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