Was für ein willkommener Anlaß, vom eigenen Versagen abzulenken: Ganz groß aufgehängt mit einer ganzen Serie von Beiträgen prangern die ARD-Tagesschau und der Chor der Stromlinienmedien den nachträglichen Entzug der Akkreditierung von 32 Journalisten für die Berichterstattung aus dem Sicherheitsbereich des G20-Gipfels als „massiven Eingriff in die Pressefreiheit“ an.
Daß den kontrollierenden Polizeibeamten Listen der Ausgeschlossenen vorlagen (wie hätten sie sonst wissen sollen, wer zurückzuweisen ist?), kritisiert ein ARD-Korrespondent als „beispiellosen Verstoß gegen den Datenschutz“.
Eine passende Spekulation ist auch gleich zur Hand: Steckt die Türkei dahinter? „Es wäre ungeheuerlich, wenn die Daten über Journalisten an Nachrichtendienste autoritärer Regime übermittelt worden wären“, zitiert tagesschau.de den früheren Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar. Das wäre es in der Tat. So weit weg braucht man aber gar nicht zu suchen.
„Antifa“-Photographen
Klammheimliche Sympathie mit den als „Aktivisten“ verharmlosten Gewalttätern troff in den ersten Gipfeltagen nicht nur ARD und ZDF aus allen Poren. NDR-„Panorama“-Mann Volker Steinhoff machte schon im Vorfeld die Polizei alleinverantwortlich für die bevorstehende Gewalt und bekräftigte seinen Vorwurf noch am Freitag, als die Autowracks rauchten.
Nicht jeder, der sich „Journalist“ nennt, ist nämlich auch ein echter Berichterstatter. Der „Antifa“-Photograph, der sich auf obskuren Wegen einen Presseausweis verschafft hat und sich vor allem mit dem ungenierten Anfertigen von Portraitaufnahmen aller Teilnehmer beschäftigt, gehört bei AfD-Veranstaltungen fast schon zum Inventar. Die Bilder erscheinen dann auf „Indymedia“ und anderen „Antifa“-Portalen, wo zur Jagd auf Andersdenkende geblasen wird.
Das BKA könnte also durchaus gute Gründe gehabt haben, einigen Journalisten, denen man nach der üblichen Sicherheitsüberprüfung trotz bestehender Bedenken zunächst die Akkreditierung gewährt hatte, nach der ersten Krawallnacht den Zutritt zu den gesperrten Bereichen doch zu verweigern. 23 der 32 Betroffenen versuchten es dann übrigens gar nicht erst.
Mißbrauch der Pressefreiheit
Pseudo-„Journalisten“, die unter dem Deckmantel der Pressefreiheit offen gemeinsame Sache mit linksextremisten Gewalttätern machen, tummelten sich nämlich offenkundig auch bei den G20-Krawallen. Wie diese beiden „freien Mitarbeiter“ des von der einstmals seriösen Zeit betriebenen Denunziationsportals „Störungsmelder“: Michael Bonvalot, der via Twitter die Plünderung eines Supermarkts als „Öffnung“ zur Lebensmittelverteilung feiert, und Sören Kohlhuber, der sich schon im Profilbild zu „antifaschistischem Journalismus“ bekennt und die Gewalt verherrlicht: „Jede Flasche, jeder Stein hat heute seine Berechtigung!“
Per Twitter rief Kohlhuber gar seine „Antifa“-Freunde zur Hetzjagd auf ausländische Blogger auf, die er als „Identitäre“ verdächtigte. Die Zeit ließ sich lange Zeit, um sich davon zu distanzieren und die Zusammenarbeit zu beenden. Publik gemacht hatte den Skandal weder ARD noch andere Leitmedien, sondern der Blog „Achse des Guten“.
Die Krokodilstränen, mit denen tagesschau.de die Akkreditierungspraxis während des G20-Gipfels skandalisieren will, wären glaubwürdiger, setzte man sich auch einmal kritisch mit der eigenen Rolle und dem Mißbrauch der Pressefreiheit durch schwarze Schafe in der eigenen Zunft auseinander. Der Presseausweis, der offenkundig vielerorts mehr nach Gesinnung als nach Professionalität verteilt wird, sagt noch nichts über das Berufsethos.