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Kommentar zum Terror in Paris: Die Mörder sind unter uns

Kommentar zum Terror in Paris: Die Mörder sind unter uns

Kommentar zum Terror in Paris: Die Mörder sind unter uns

Paris
Paris
Ein Polizist steht neben einem Todesopfer der Anschläge in Paris Foto: picture alliance/dpa
Kommentar zum Terror in Paris
 

Die Mörder sind unter uns

Nach den Terroranschlägen von Paris hat Päsident Hollande einen „Kampf ohne Gnade“ angekündigt, aber kein Wort darüber verloren, wer der Feind ist, den es zu vernichten gilt. Diese Uneindeutigkeit ist kein Zufall, denn jede Konkretion muß in Erklärungsnot führen. Faktisch besteht kein Zweifel, daß es sich bei den Attentätern um Moslems handelt.
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Der Figaro erscheint mit der Schlagzeile „Krieg mitten in Frankreich“, und das dürfte dem Empfinden vieler entsprechen: Angriffe mit Maschinenpistolen und Sprengstoff, mehr als 120 Tote bei wenigen Attacken, die höchste Opferzahl in Paris seit 1944, Verhängung des Ausnahmezustands, Schließung der Grenzen, Übertragung der vollziehenden Gewalt an die bewaffneten Organe, das Staatsoberhaupt ruft die Nation zur Geschlossenheit auf.

Allerdings handelt es sich nicht um einen regulären Krieg, in dem identifizierbare Kämpfer antreten, sondern um heimtückische Angriffe von Männern, die irgendwo unter Zivilisten verborgen bleiben, die Unkontrollierbarkeit der modernen Städte nutzen und zuschlagen, wenn sie sicher sind, den größtmöglichen Schaden anzurichten.

Die Attentäter waren Moslems

Hollande hat einen „Kampf ohne Gnade“ angekündigt, aber kein Wort darüber verloren, wer der Feind ist, den es zu vernichten gilt. Diese Uneindeutigkeit ist kein Zufall, denn jede Konkretion muß in Erklärungsnot führen. Faktisch besteht kein Zweifel, daß es sich bei den Attentätern um Moslems handelt.

Entweder solche, die zu den etwa dreißig Prozent gehören, die im Land leben, vielfach dort geboren sind, die französische Staatsbürgerschaft besitzen, daselbst versorgt, aufgezogen, alimentiert werden – „gute Kinder“ wie diejenigen, die den Anschlag auf Charlie Hebdo und den koscheren Supermarkt im Januar verübten – , bis sie sich entschlossen auf ihre eigentliche Identität besinnen und losschlagen.

Oder solche, die als Asylsuchende, Touristen, Studenten kommen, aber von vornherein nichts anderes planen, als den Dschihad ins Abendland zu tragen. Schon im Juni warnte ein griechischer Sicherheitsexperte angesichts des Massenansturms auf die Grenzen der EU, daß der die Schlagkraft „Heiliger Krieger“ in ungeahnter Weise stärken könne: „Schläfer-Zellen des IS existieren schon in Europa“, und: „Anschläge sind nur eine Frage der Zeit.“

Die politische Dimension soll ausgeblendet werden

Im Grunde ist die Klärung der Täterschaft aber zweitrangig. Entscheidender dürfte sein, ob es der Politischen Klasse und den „Torwächtern“ (Walter Lippmann) der Öffentlichen Meinung wieder gelingt, die eigentliche, das heißt politische, Dimension des Geschehens auszublenden. Denn schon jetzt wird alles getan, um den Eindruck zu erwecken, man habe es im Grunde mit einem „Anschlag auf die gesamte Menschheit“ (Barack Obama), einem Akt unbegreifbarer Bosheit, einem isolierten Problem zu tun oder einer Folge fehlender Willkommenskultur und sozialer Fürsorge.

Faktisch geht es aber darum, daß wir nur die Konsequenzen der neuen, „Vielfalt“ genannten, Apartheid und eines anarchoiden Staatsverständnisses zu spüren bekommen, das weder Grenzen noch Ernstfälle kennen will.

Selbstverständlich haben die Verantwortlichen großes Interesse daran, diese Zusammenhänge zu verschleiern und davon abzulenken, daß die Laisser-faire-Politik der letzten Jahrzehnte und die groteske Verkennung der Gefahren ganz wesentlich dazu beigetragen haben, daß Dinge geschehen können, wie sie jetzt in Paris geschehen sind.

Unbegreiflicher Langmut

Und sie haben ein Interesse daran, daß nach einigen Bekundungen der Betroffenheit – „Wir weinen mit ihnen“ (Angela Merkel) – möglichst rasch wieder alles so weiter geht wie zuvor. Ob die europäischen Völker das zulassen, ist deshalb eine entscheidende Frage. Als der britische Konservative Enoch Powell 1968 seine legendäre Rede über die „Flüsse voll Blut“ hielt, die eines Tages mit den Opfern der ethnischen und religiösen Konflikte gefüllt sein werden, meinte er noch, die Menschen würden eine immer weitergehende Zuwanderung und Veränderung ihrer Lebenswelten nicht hinnehmen und sich eher über kurz als über lang zur Wehr setzen.

Er hat sich getäuscht. Mit einem ganz unbegreiflichen Langmut nahmen und nehmen die Europäer hin, was mit ihnen geschieht. Insofern kann es aufschlußreich sein, noch eine andere, etwas aktuellere, Prognose heranzuziehen: die des Politikwissenschaftlers John Rapley, der unserem Kontinent schon keine Zukunft mehr gibt, „… wo der Zusammenprall der Religionen und Kulturen angeheizt wird von der Fortsetzung demographischer Trends und dem Fehlschlag der Integrationspolitik. In der Rückschau werden die Bombenanschläge von Madrid und London genauso wie die Aufstände in Paris 2005 als die ersten Salven in einem niederschwelligen Bürgerkrieg betrachtet werden“. Jetzt kann man noch die Anschläge vom Januar und von letzter Nacht hinzufügen.

Ein Polizist steht neben einem Todesopfer der Anschläge in Paris Foto: picture alliance/dpa
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