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Sachsen: Wenn die Ideologie siegt

Sachsen: Wenn die Ideologie siegt

Sachsen: Wenn die Ideologie siegt

Hermenau
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Antje Hermenau: Die Frontfrau der sächsischen Grünen zieht sich überraschend zurück Foto: picture alliance/dpa
Sachsen
 

Wenn die Ideologie siegt

Zerlegen sich nach Wahl in Sachsen nun die Grünen im Südosten Deutschlands? Frontfrau Antje Hermenau verkündete überraschend ihren Rückzug aus der Führung der Partei. Sie sei, sagt sie, „nicht mehr die richtige Person für den Vorsitz der Fraktion.“ Nur, warum denn nicht? Ein Kommentar von Andreas Harlaß.
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Zerlegen sich nach der FDP und deren Wahl-Desaster in Sachsen, wo sie in hohem Bogen aus dem Landtag flog, nun auch die Grünen im Südosten Deutschlands? Jetzt verkündete überraschend Frontfrau, Antje Hermenau (50), ihren Rückzug aus der Führung der Partei. Sie sei, sagt sie, „nicht mehr die richtige Person für den Vorsitz der Fraktion.“

Ja, aber warum denn nicht? Das läßt sie offen. Dafür ist sie zu geschickt. Die Antwort ist: Weil es in der Partei der ganz, ganz lieben Gutmenschen inzwischen zugeht, wie auf einem Mittelalter-Markt, wenn sich die Kesselflicker in die Haare kriegten. Nur 5,7 Prozent wollten die Partei noch im Sächsischen Landtag sehen, wenn sie dort permanent mit Zwischenrufen stänkert und sonst wenig bietet. 2009 waren es noch  6,4 Prozent. Auch nicht berauschend, aber besser.

Sparsamkeit als oberstes Prinzip

Eines muß man allerdings klarstellen: Hermenau stänkerte nicht. Zumindest nicht laut und ordinär. Wenn, dann mit Fakten. In allen Parteien war die Finanzexpertin ob ihres Fachwissens nicht nur gefürchtet, sondern vor allem geachtet. Grüne Ideologie kam bei ihr an zweiter, wenn nicht an zehnter Stelle. Wenn man so will, kann man die passionierte Bergsteigerin auch konservativ nennen. Sparsamkeit als oberstes Prinzip.

Mit dem bekennenden Euro-Gegner, Ex-Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU), hat sie mehr Gemeinsamkeiten – beide achteten sich sehr – als mit den Basis-Chaoten ihrer eigenen Partei. Und das brach ihr nun das Genick. Schon im Vorfeld der Wahl, bei der Nominierung zum Spitzenkandidaten, murrte, grummelte und kochte es gegen sie. Kämpfte Hermenau doch, wie schon bei Wahlen zuvor, für eine mögliche Koalition mit der CDU.

Doch bei den Sachsen-Grünen ist es genau so, wie bei den Grünen in anderen Regionen des Landes. Sie lassen sich lieber bei Demos gegen Rechts oder Castor-Transporte vom Wasserwerfer ansprühen, dabei fotografieren und in taz, Zeit oder Stern als Revolutionäre oder Aktivisten feiern, als sich mit schnöden Fakten zu beschäftigen. So wie ihr Erzrivale der Polit-Chaot, Landtags-Rüpel und Berufsdemonstrant Johannes Lichdi, Anwalt. Landtagsabgeordneter. Kaum eine Demo ohne ihn.

Schade eigentlich

Vor der Wahl gab er von sich: „Politisch könne man sich die Wahl auch sparen, denn sie verfehlen ihren eigentlichen Zweck.“ Lichdi erklärt das umständlich so, daß die CDU eh gewinnt. Demokratieverständnis eines Hobby-Dagegen-Schild-Hochhalters. Hermenau nerven solche Leute offensichtlich. Dem Autor erzählte sie einmal, daß ihr Lebensgefährte (oder war es der Ehemann?) im Schützenverein Mitglied sei und mit scharfen Waffen schieße. Oh Gott! Das bei den Grünen. Hatten die doch zuvor im sächsischen Landtag darüber debattiert, das Teufelszeug zu verbieten.

Der neue, designierte CDU-Fraktionschef, Umweltminister Frank Kupfer, ist gar Präsident des Schützenbundes. So eine militante Bande als Koalitionspartner? Das geht gar nicht. So sah es wohl auch die Parteibasis und Hermenau gibt sich nach zwei Legislaturperioden geschlagen. Schade eigentlich. Ihretwegen hätte man auch die Grünen mögen können. Ein bißchen zumindest. Wer ist eigentlich Volkmar Zschocke? Ach ja, der ist eigentlich Parteichef der Sachsen-Grünen. Aber das bleibt sein Geheimnis. Der darf heimlich ein bißchen sägen. Am Stuhl.

Antje Hermenau: Die Frontfrau der sächsischen Grünen zieht sich überraschend zurück Foto: picture alliance/dpa
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