Herr Carafano, wird Präsident Trump den Befehl zum Angriff auf den Iran geben?
James Carafano: Ich denke, der Präsident hat sich in diesem Punkt ziemlich klar geäußert. Erstens: Er will erstmal sehen, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, daß der Iran einem Abkommen zur Denuklearisierung zustimmt. Zweitens wird er die Fortschritte bewerten, die durch die israelischen Angriffe erzielt werden. Letztendlich will er ein Ende des iranischen Atomwaffenprogramms, das ist sein erklärtes Ziel – und daher wird er weiterhin prüfen, was die USA tun müssen, um dieses Ziel zu erreichen.
Falls Trump grünes Licht geben sollte, welcher Art würden die Angriffe sein und wie lange könnten sie andauern?
Carafano: Wenn die USA offensive Operationen durchführen, dann nur in dem Umfang, der notwendig ist, um das iranische Atomwaffenprogramm zu lähmen. Diese Entscheidung wird wahrscheinlich vom Pentagon getroffen und vom Präsidenten genehmigt werden.
Der zusätzliche Druck auf den Iran wird helfen
Warum genau hat Trump nun erstmal ein zweiwöchiges Moratorium angekündigt. Geht es „nur“ darum, die Möglichkeit eines Abkommens mit dem Iran zu sondieren oder will er damit auch seine MAGA-Opposition besänftigen?
Carafano: Trump ist durchschaubar, wenn er also sagt, er wolle den Verhandlungen eine letzte Chance geben und abwarten, wie die israelische Kampagne voranschreitet, sollten wir ihm das glauben. Wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln.
Aber wird das Moratorium wirklich etwas bewirken? Wird Trump nicht vielmehr in zwei Wochen wieder an demselben Punkt stehen wie jetzt?
Carafano: Täuschen Sie sich nicht, allein die Tatsache, daß die USA militärische Operationen in Erwägung ziehen, übt einen enormen zusätzlichen Druck auf das iranische Regime aus – und ja, ich denke, das hilft.
Trotz des Streits steht MAGA hinter Trump
Mit seiner Überlegung, in den Krieg einzugreifen, hat Trump einen Teil seiner MAGA-Bewegung gegen sich aufgebracht. Doch wie wichtig ist diese eigentlich noch für ihn? Immerhin hat er ja noch seine Republikanische Partei hinter sich – oder ist diese inzwischen deckungsgleich mit MAGA?
Carafano: Die Bewegung war sich in der Außenpolitik nie einig. Dennoch steht sie fest hinter dem Präsidenten und glaubt ihm, wenn er sagt, sein Ziel sei „America first“. Auch wenn einige mit ihm in einigen Fragen nicht einverstanden sind, bedeutet das nicht, daß sie aufhören werden, ihn zu unterstützen.
Während sich Trump aus dem Ukraine-Krieg heraushält, stellt er sich im Iran-Konflikt eindeutig auf die Seite Israels. Warum eigentlich?
Carafano: Irrtum, er hält sich definitiv NICHT aus der Ukraine heraus. Die USA haben gerade eine große Investition in der Ukraine unterzeichnet. Wir senden weiterhin militärische Hilfe und bieten nachrichtendienstliche Unterstützung und unterstützen die Bemühungen der Ukraine um einen Waffenstillstand. Sowohl in der Ukraine als auch in Israel unterstützen wir Nationen, die von anderen angegriffen wurden.
James Carafano ist Sicherheitsexperte der US-Denkfabrik „The Heritage Foundation“ in Washington D.C. sowie Autor zahlreicher Bücher zu den Themen nationale Verteidigung, Innere Sicherheit und Einwanderung. Im Februar 2025 kommentierte Carafano in einem Gastbeitrag für die JF die Außenpolitik Trumps.