Das politische Fallbeil arbeitete schnell und präzise. Steffen Bokunewitz hatte damit gerechnet, daß seine Veranstaltung Aufsehen erregen würde, das sollte sie auch. Daß sie zu seiner politischen Hinrichtung führen könnte, hatte er sich nicht träumen lassen. Der Kreisverband der Jungen Union Nordwestmecklenburg, den der 24jährige seit 2003 führt, hatte für den 5. Februar Martin Hohmann als Redner für seinen Neujahrsempfang nach Wismar eingeladen. Das Interesse des Publikums war groß. Von 350 geladenen Gästen hatten bereits in den ersten zwei Wochen mehr als hundert zugesagt. Dann klingelte das Telefon – Landesvorstand, Bundesverband, Mutterpartei, Bild-Zeitung… Wie eine unerwartete Flutwelle brachen die große Politik und das allgemeine Medieninteresse über den kleinen Kreisverband herein. Dabei ist Steffen Bokunewitz Wellengang gewohnt. Vier Jahre diente er bei der Marine, seit zwei Jahren baut er den JU-Kreisverband mit auf. Er richtete einen politischen Stammtisch ein, sprach Kommilitonen, Freunde und Bekannte an, Politik nicht nur beobachtend zu verfolgen, sondern selbst mitzugestalten. In der damaligen DDR-Bezirkshauptstadt Rostock geboren, stand er nach der Wiedervereinigung der neuen Ordnung aufgeschlossen gegenüber, war überzeugt, Demokratie lebe von Beteiligung und Sich-Einmischen. Christlichen Werten und einer konservativen Grundhaltung verpflichtet, wählte er die CDU zur politischen Heimat. Mit 17 Jahren trat er der Jungen Union bei, mit 18 der Mutterpartei. In Wismar, wo Bokunewitz Wirtschaftsrecht studiert, erlebte die JU einen erheblichen Zulauf. Der Neujahrsempfang sollte eine weiterer Höhepunkt werden. Doch dann, am 24. Januar, rief JU-Chef Philipp Mißfelder an und erkundigte sich nach der Einladung Hohmanns – in der Presse kursierten bereits entsprechende Meldungen. Bokunewitz bestand darauf, daß die Rede eines frei gewählten Volksvertreters zu einem aktuellen Thema vollkommen in Ordnung sei. Man verständigte sich darauf, abzuwarten. Die ersten Anrufe am Dienstagmorgen kamen um halb sieben – von ARD und ZDF. Danach stand das Telefon nicht mehr still. Nun verlangte der Bundesvorstand, Bokunewitz solle sich für die Einladung Hohmanns entschuldigen. Die Formulierung war schon vorbereitet. Bokunewitz weigerte sich, widerrief jedoch nach Beratung mit dem Kreisvorstand die Einladung und erklärte seinen Rücktritt. Damit wolle er den Kreisverband aus der „Schußlinie“ nehmen. Der Verband sei auf die geballte Aufmerksamkeit der Medien und den Druck aus der großen Politik nicht vorbereitet und drohe auseinanderzubrechen, erklärte Bokunewitz gegenüber der JF. Jetzt will er abwarten, bis sich die Wogen verlaufen haben. Im März wird der Vorsitzende neu gewählt, Bukonewitz tritt nicht mehr an. Der „Todesstreifen“ um Martin Hohmann hat ein weiteres Opfer gefordert.
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