Seit Jahren haben sich deutsche Universitäten die Erhöhung des Frauenanteils, gerade in naturwissenschaftlichen Fächern auf die Fahne geschrieben. Eine ganze Generation qualifizierter Männer hat darunter gelitten und kam oftmals trotz besserer Leistungen nicht zum Zug. Als Begründung führen Frauenbeauftragte gerne die Korrektur eines historischen Ungleichgewichts an. Das nahm vor drei Jahren der Ärztinnenbund zum Anlaß, eine feste Quotenregelung für Frauen in der Medizin zu fordern. Begründung: Obwohl Frauen die Mehrzahl der Assistenzärzte stellen, seien sie in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert.
Man darf auf das Gejaule jener Kampffeministinnen gespannt sein, das der Vorschlag des ehemaligen Professors der Medizinischen Hochschule Hannover, Jürgen Freyschmidt, auslösen wird. Der Radiologe forderte in einem Gastbeitrag für die FAZ eine Männerquote von 50 Prozent, um der Verweiblichung des Arztberufs zu begegnen. Dies sei problematisch, da weibliche Ärzte häufiger Teilzeit arbeiteten, was in vielen Kliniken die medizinische Versorgung einschränke. Frauenbeauftragte, die an einigen Universitäten mittlerweile mehr Macht besitzen als so mancher Dekan, bekommen hier eine Dosis ihrer eigenen Medizin, serviert mit ihren eigenen dürftigen Argumenten als Beilage.
Leidtragende sind immer Individuen
Schwere Kost ist dieser Vorschlag aber nicht nur für die Berufsfrauen ohne akademische Meriten. Genau wie im umgekehrten Fall stellen auch Männerquoten einen Angriff auf die Qualität der Wissenschaft und das individuelle Gleichbehandlungsgebot dar. Leidtragende von Quotenregelungen sind nie abstrakte gesellschaftliche Gruppen, sondern immer Individuen.
Etwa der junge Mathematiker, der bei sämtlichen Beförderungsrunden übergangen wird, weil es die politische Direktive ist, den Anteil von Frauen in seinem Fach zu erhöhen. Aber auch scheinbare Profiteure des Quotensystems leiden darunter, etwa wenn akademische Leistungsträgerinnen sich bis zum Beweis des Gegenteils den Vorwurf gefallen lassen müssen, ihre Stelle als Quotenfrau ergattert zu haben.
Quoten spalten die Gesellschaft. Statt vermeintliches historisches Unrecht zu korrigieren, schaffen sie neues Unrecht. Für viele Männer ist die Debatte um die Medizinerquote ein wichtiger Selbsttest. Denjenigen, die jetzt Männerquoten das Wort reden, ging es in ihrer Ablehnung von Frauenquoten nie um eine freiheitlich-liberale Politik. Sie haben sich beklagt, weil aus ihrer Sicht die Falschen diskriminiert wurden.
Der Staat schafft Abhängigkeiten
Quoten schaffen Opfer. Opfer, denen der Staat weismachen will, daß sie es ohne seine Hilfe nie zu etwas bringen würden. Das wiederum schafft Abhängigkeiten, die längst außer Kontrolle geratene Staatsapparate zu weiterer Beschneidung individueller Freiheiten ausnutzen werden.
Beim Arztberuf geht es aber nicht nur um individuelle Chancengleichheit. Es geht auch darum, daß Kranke sich darauf verlassen können, die bestmögliche Behandlung von den bestmöglichen Ärzten zu bekommen. Dafür sind Quoten kontraproduktiv. Für Männer wie für Frauen. Schluß mit dem Quotenirrsinn!