Der erste, der den Ausdruck „schweigende Mehrheit“ („Silent Majority“) benutzte, war der US-amerikanische Präsident Richard Nixon (1913–1994). Nixon war ein Lügner und ein Gauner, aber auch ein scharfsinniger politischer Denker und ein brillanter Analytiker der Weltpolitik. Er hat den Vietnamkrieg beendet und die Beziehungen zu China aufgetaut, so wie er die Rassentrennung im Süden abgeschafft und das maßgebliche amerikanische Gesetz zum Natur- und Artenschutz durchgesetzt hat. Dieser widersprüchliche Mann wußte, daß es hinter dem Protest der Wenigen und der inszenierten Gegenkultur einer Minderheit immer eine große Anzahl von Menschen gibt, die das alles nicht wollen, es aber kaum jemals sagen. Und genauso verhält es sich nun mit Stuttgart 21.
Jetzt hat der Bürger gesprochen und den Umbau des alten Kopfbahnhofes Stuttgart in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof befürwortet. Und siehe da: Die Bürger haben nicht so entschieden, wie selbsternannte Parkschützer, eitel-wütende Wutbürger, Ärztegattinnen mit Tagesfreizeit und alle anderen, die im Leben seit Jahrzehnten Sinn und Aufgabe und dabei immer nur sich selber suchen, in ihren gotischen Studier- und Proteststuben sich das gedacht hatten. Eine überzeugende Mehrheit (58,8 Prozent) der Baden-Württemberger hat sich für Fortschritt, Technologie und Arbeitsplätze entschieden und dafür, daß das Land auch in Zukunft in Mitteleuropa eine führende Rolle in Bildung, Forschung und Logistik spielt.
Nur gesunder Mittelstand, Forschung und Technik buttert das Brot
Dieses Votum zeigt aber auch, daß die normalen Menschen ganz genau wissen, daß mittelständische Wirtschaft und Erfindungsgeist in Verbindung mit Forschung und Technik seit jeher ihr Brot gebuttert haben – und nicht ökologisches Spießertum. Damit wurde noch nie auch nur ein Arbeitsplatz geschaffen. Diese Entscheidung beweist aber genauso, daß den Bürgern des Landes schnelle und komfortable Verkehrsanbindungen und eine Integration in ein Mitteleuropa der kurzen Wege wichtiger sind als ein reaktionäres Festhalten an überholten Planungskonzepten.
Für die rot-grüne Regierung ist das natürlich eine Ohrfeige sondergleichen. Jetzt können Kretschmann und Konsorten einmal zeigen, ob sie überhaupt in der Lage sind, das Ergebnis des von ihnen gewollten Referendums umzusetzen. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), einer der entschiedensten Gegner von Stuttgart 21, will am Sessel kleben bleiben, weil ihm Gehalt und Rentenansprüche wichtiger sind als Glaubhaftigkeit und Zuverlässigkeit.
Die Bundesregierung kann nur froh sein, daß es auf Bundesebene nicht mehr derartiger Referenden gibt, denn die schweigende Mehrheit würde sowohl den würdelosen Eiertanz beim Euro als auch den Bundeswehreinsatz in Afghanistan über Nacht beenden.