Als die Bankenkrise über uns kam, ereiferte sich so mancher Politiker medienwirksam über raffgierige Manager; die würden noch üppig kassieren, obwohl ihre von der Pleite bedrohten Geldinstitute längst am Tropf des steuerfinanzierten Rettungsfonds hingen. In Zeiten des Wahlkampfs ist es natürlich recht und – vor allem – billig, sich mit der kochenden Volksseele gemein zu machen.
Schade nur, daß ausgerechnet jetzt eine Liste Hunderter Volksvertreter aller Fraktionen des Europaparlaments veröffentlicht wurde, die Mitglied eines dubiosen Luxemburger Pensionsfonds sind oder waren. Der wurde zu zwei Dritteln von den europäischen Steuerzahlern finanziert und investierte seine Einnahmen – allen Regeln zum Trotz – zu 70 Prozent in Aktien. Wegen der Finanzkrise ist von dem Geld jetzt offenbar die Hälfte futsch. Normalerweise müßten die Damen und Herren Parlamentarier folglich mit einer weitaus geringeren Auszahlung rechnen. Weil das aber als unzumutbar erscheint, soll nach dem Willen des Luxemburger Fonds jetzt das Europaparlament – richtiger: der Steuerzahler – für die zugesagten Rentenansprüche vollständig geradestehen. Die Empörung der deutschen Parteien hält sich in Grenzen. In Berlin kann man jetzt also mit Manager-Schelte auf Stimmenfang gehen und trotzdem in Brüssel weiter abkassieren.