Bundeskanzler Gerhard Schröder rückte immer wieder gern seine außenpolitische Reputation ins Licht. Nun steht er im Zwielicht. Als Aufsichtsratsvorsitzender will er sich für das Gaspipelineprojekt einsetzen, das er bis zuletzt mit Vehemenz durchdrückte. Das Salär für seine künftigen (und vergangenen?) Dienste muß der Altkanzler nach seinem schleunigen Rückzug aus dem Bundestag nicht offenlegen. Es geht aber um mehr. Es geht um den bösen Anschein, der böse Nachfragen provoziert. Ob etwa deutsche Außenpolitik sich weniger an nationalen Interessen orientiert als an persönlichen Motivlagen. Worauf beruhte denn eigentlich die zur Schau getragene „privilegierte Partnerschaft“ mit dem gnadenlos durchregierenden KGB-Karrieristen Putin? Eine Männerfreundschaft, die politisch zur Achse Berlin-Moskau stilisiert wurde: Schlittenfahrten, wechselseitige Geburtstagsbesuche, schier orgiastische Umarmungen mit dem Nomenklatura-Potentaten, den Schröder ausgerechnet in dem Moment einen „lupenreinen Demokraten“ nannte, als der seinen Widersacher dank gelenkter Justiz nach Sibirien schaffen ließ. Spielte bei diesen faiblehaften Sonderbeziehungen womöglich, wie Bild mutmaßte, Schröders Bush-Phobie eine Rolle? Zu klein gedacht? Zu hämisch? Möglicherweise. Aber wer sich ins Zwielicht begibt, darf sich nicht wundern, wenn er solche Schatten wirft. Heinz Klaus Mertes , Journalist und ehemaliger TV-Moderator, war Fernseh-Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks und Programmdirektor bei Sat 1.
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