Die Hochschulen der USA und Kanadas werden den neuen deutschen Bachelor-Abschluß größtenteils nicht anerkennen. Diese Schlußfolgerung ziehen die Educational Credential Evaluators-Agentur und das in New York ansässige Institute of International Education aus einer gemeinsam durchgeführten Umfrage. Das Resultat mag jene enttäuschen, die sich von der in Angriff genommenen Reform unserer Universitäten ihre stärkere Ausrichtung an den Erfordernissen einer globalen Wissensgesellschaft versprachen. Man sollte sich aber hüten, allenthalben schon übermäßig gehegte Zweifel an der Fähigkeit Deutschlands zur Modernisierung aus eigener Kraft nun auch auf diesem Gebiet zu kultivieren. Natürlich sind kritische Bemerkungen nicht ganz von der Hand zu weisen. Vielleicht hätten deutsche Wissenschaftspolitiker und -bürokraten vorab klären sollen, ob die Abwendung von Diplom- und Magister- hin zu Master- und Bachelorstudiengängen überhaupt auf die Akzeptanz jener stößt, zu denen man eine bessere Vergleichbarkeit herstellen wollte. Möglicherweise wäre dabei sogar schon vor eigenen Reformentscheidungen festzustellen gewesen, daß ein nach drei Jahren erworbener deutscher Bachelor-Abschluß von Hochschulen im Ausland, die dafür eigentlich ein Studium von vier Jahren verlangen, als minderwertig angesehen wird. Mit ein wenig Glück hätte man darüber hinaus eventuell sogar bemerken können, daß die Vergleichbarkeit der Bildungsabschlüsse insbesondere dann nicht mehr gegeben ist, wenn das deutsche Abitur zudem noch nach bereits zwölf Jahren abgelegt werden kann. Ganz aus den Augen wurden internationale Standards allerdings auch nicht verloren. Selbst wenn es für viele deutsche Akademiker schwerer werden sollte, an nordamerikanischen, kanadischen, britischen oder australischen Hochschulen zu reüssieren, anderorten – wie etwa in Indien – werden sie nicht vor verschlossenen Türen stehen. Vor allem aber sollte bedacht werden, daß die Reform der deutschen Hochschulen letztlich einem ganz anderen Ziel verschrieben ist, als Krethi und Plethi den Weg zu einer internationalen Karriere zu ebnen. Der Staat definiert seine Aufgaben neu, und er stellt sich in diesem Rahmen mit Recht die Frage, ob das im Kern ja eigentlich private Gut „Bildung“ wirklich weiterhin öffentlich bereitgestellt werden muß. Eine systematische Verschlechterung der Standards an den von ihm ausgehaltenen Universitäten könnte daher zu durchaus wünschenswerten Resultaten führen: Es besteht die Chance, daß privatwirtschaftliche, miteinander um den akademischen Nachwuchs konkurrierende Hochschulen aus ihrer Nische herausfinden und für alle üblich werden, die es zu etwas bringen sollen. Der dadurch mögliche Qualitätssprung dürfte sozialpolitische Bedenken zerstreuen: Aufstiegschancen sind in unserer Gesellschaft sowieso rar gesät. Da ist es doch besser, einige, die es sich leisten können, sehr gut auszubilden als alle gleichermaßen schlecht.