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Marc Jongen, ESN Fraktion

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Der Internationale Währungsfonds meint, daß die Deutschen in diesem Jahr mit einem Wachstum ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,9 Prozent rechnen dürfen. Für 2005 prognostiziert er einen Anstieg von nur noch 1,5 Prozent. Dieser Wachstumsrückgang bringt jedoch keine weitere Konjunkturverschlechterung zum Ausdruck. Er ist schlicht der Tatsache geschuldet, daß die Beschäftigten im nächsten Jahr weniger arbeiten müssen, da nicht so viele Feiertage auf ein Wochenende fallen. Ökonomen vermuten, daß sich 0,3 bis 0,5 Prozent des Wachstums von 2004 darauf zurückführen lassen, daß in diesem Jahr die Arbeitnehmer 4,5 Arbeitstage mehr in die Pflicht genommen werden als 2003. 2005 wird in dieser Hinsicht nun einen gegenläufigen Effekt mit sich bringen. Und das ist eigentlich schade. Mehr Arbeit ohne mehr Lohn beschert den Unternehmen tendenziell mehr Gewinn und damit auch dem Finanzminister ein klein wenig höhere Steuereinnahmen. Man kann also verstehen, daß Hans Eichel vorgeschlagen hat, den sogenannten Tag der Deutschen Einheit in Zukunft auf ein Wochenende zu legen. Diese Einheit, so wird er sich vielleicht gedacht haben, ist sowieso keine Sache des Gemüts, sondern eine der Transferleistungen. Und wenn man diese Transferleistungen halbwegs finanzieren will, muß man eben die Leute zum Schaffen bringen und nicht ihr Faulenzen auch noch durch einen gesetzlichen Feiertag legitimieren, der so unflexibel ausgestaltet ist, daß er immer wieder die Jahresarbeitszeit der Menschen reduziert. Was so plausibel klang, ist an der harten Realität der verbissenen Besitzstandswahrung in unserem Land gescheitert. Man kann den Kritikern Eichels sicher nicht vorwerfen, daß sie mehrheitlich Patrioten seien. Sie sind jedoch in vorauseilendem Gehorsam vor einer mißmutigen und destruktiven Öffentlichkeit eingeknickt, die in ihrer Masse nicht begreifen möchte, daß die Zeiten der Sozialen Marktwirtschaft, in der die Arbeitnehmer nur an ihr eigenes Wohl und nicht das der Unternehmen und Kapitaleigner dachten, vorbei sind. Die Quittung dafür, Hans Eichel den Mund quasi verboten zu haben, werden die Menschen jedoch schon bald erhalten. Wenn die Streichung von Feiertagen nicht möglich ist, weil Kirchen, Gewerkschaften und Einheitsfetischisten in der Erhaltung der von ihnen jeweils reklamierten eisern zusammenstehen, wird die Wirtschaft zu anderen Mitteln greifen müssen, um aus dem Standort Deutschland das herauszuholen, was sie von ihm verlangen darf. Schon jetzt steht der Vorschlag im Raum, täglich eine Stunde mehr zu arbeiten. Würde er umgesetzt, erhöhte sich die jährliche Arbeitszeit um knapp 10 Prozent. Zum Vergleich: Bloß 0,4 Prozent Mehrarbeit hätte die von Eichel angeregte Neutralisierung des Tages der Deutschen Einheit bedeutet. Hier könnte die mangelnde Einsicht der Massen also einmal positive Folgen zeitigen: Sie zwingt die Wirtschaft, Radikallösungen durchzusetzen.

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