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Gesichter des Todes

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Die Nachrichtenlage ist dünn – wie jedes Jahr, wenn die politischen Akteure in den Urlaub gehen. Um die Auflage der Zeitungen nicht zu sehr in dieses Sommerloch zu ziehen, wird seit Jahrzehnten auch die größte Luftnummer zum Skandal hochgeschrieben – die Boulevardblätter präsentierten derweil ein bißchen mehr nackte Haut. Doch der Welt aus dem Axel-Springer-Verlag scheinen im Zirkus um die Auflagen diese Mittel nicht auszureichen. So präsentiert die Ausgabe vom 11. Juli als Aufmacherfoto einen russischen Sprengstoffexperten in Bildfolge, der beim Entschärfen einer Rucksackbombe deren Explosion auslöst. Wie in Horror-Splatter-Filmen wird dem Leser das Foto des zerfetzten Torsos inmitten der orangeroten Detonation zugemutet – der Tod eines Menschen wird auf perverse Art und Weise ausgeschlachtet. Der Nachrichtenwert dieser Fotos ist gleich null. Damit wurde nur der Sensation willen jede „Haager Landkriegsordnung“ des Journalismus frech mit Füßen getreten. Perfide wird die Sache natürlich auch dadurch, daß man durch die niedergeschriebene Empörung in den Strudel dieser Berichterstattung hineingerissen wird und an diesem „Schweine-Journalismus“ sekundär partizipiert – partizipieren muß. Denn sollte die dokumentierte Verrohung der Sitten nur einen kleinen Rückschluß auf eine derart unmoralische Sensationsgesellschaft zulassen, ist Mahnung zur Umkehr zwingende Konsequenz. Gegenüber der Welt sollte diese Mahnung nicht auf eine Rüge des Presserates begrenzt bleiben. Die Hoffnung bleibt, daß der anspruchsvolle Leser am gerechtesten richten wird.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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