Die Kurden scheinen dazu bestimmt zu sein, ein tragisches Schicksal zu erleiden. Saddam Hussein hatte sie aus den in ihrem angestammten Siedlungsgebiet gelegenen Ölmetropolen Kirkuk und Mosul systematisch vertrieben und sunnitische Araber aus anderen Teilen des Iraks angesiedelt. Jetzt haben die Peschmerga (die kurdischen Freiheitskämpfer), unterstützt von US-Einheiten, die regimetreuen Iraker aus beiden Städten vertrieben. Unzählige kurdische Flüchtlinge haben auf diesen Augenblick gewartet, um in ihre Heimat zurückzukehren. Sie dürfen es nicht, weil die Türkei die Errichtung eines unabhängigen Kurdenstaates befürchtet und mit dem Einmarsch in das nordirakische Kurdengebiet droht. Es leben dort etwa 4,5 Millionen Kurden. In der Türkei sind es jedoch fast 15 Millionen. Ein unabhängiges Kurdistan würde früher oder später zum Verlust Ostanatoliens führen und damit zum Zerbrechen der 1923 gegründeten türkischen Republik. Ankara hat nicht nur den Transit der US-Truppen verweigert, Washington mußte auch garantieren, daß nach dem Ende des Saddam-Regimes kein Kurdenstaat entsteht – und daß die kurdischen Flüchtlinge nicht nach Kirkuk und Mosul heimkehren werden. Wo bleibt der Protest der westlichen Menschenrechtler, die zwar die Palästinenser beweinen, aber selten eine Silbe über die Kurden verlieren – weder über die 3,5 Millionen im Iran, noch über die im Irak und am wenigsten über die in der Türkei, die bis vor kurzem nicht einmal in der Öffentlichkeit in ihrer Muttersprache reden durften?
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