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Marc Jongen, ESN Fraktion

Sie wollen nur spielen

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Wenn Martin Lichtmesz sagt, daß das derzeitige Gerangel um die auch von der „Identitären Bewegung“ genutzte Projektwerkstatt Karben „die Bundesrepublik Deutschland in einer Nußschale“ sei, dann hat er damit zweifelsohne Recht. Recht insoweit, als daß sich hier ungeschminkt und selbstbewußt zeigt, was wir unter der bundesrepublikanischen Gesellschaft zu verstehen haben, die das deutsche Volk begrifflich und ontologisch abgelöst hat.

Gleichzeitig stellen die Argumentationen der Werkstattgegner, wie auch die diesbezüglichen gleichgeschalteten Zeitungsartikel (die Redaktions-Jubelperser haben in der achten Klasse offenbar nicht aufgepaßt, als die indirekte Rede durchgenommen wurde…) an sich, eindrucksvoll die üblichen Diffamierungstechniken heraus: „So versuchen sich die heutigen Rechtsextremen modern und intellektuell zu geben und argumentieren kulturpessimistisch, daß die deutsche Kultur in Gefahr sei. Daß Lichert in seinem Flyer von der ‘Sorge um die Zukunft unseres Landes’ spricht, bestätigt dies.“ Daß die lokale CDU, die zur Hetzjagd geblasen hatte, neben Ditib, Antifa, einschlägigen „Experten“ (i. e. Halbakademiker, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, vor Mikrofonen zu weinen) auch noch das Halbwüchsigen-Selbstprofilierungskasperletheater von SoR-SmC in den Nachen der Guten holte, ist nur folgerichtig und regt zur großen Geste des heutigen Vernunftmenschen an – dem Kopfschütteln nämlich.

Ganz besonders entblößend wirken die von Wiggo Mann dokumentierten, widerwärtigen Vorgänge bei der Gründung des Karbener Bürgerbündnisses gegen rechts (so was braucht ja inzwischen jeder Flecken mit über 1.000 Einwohnern) aber im Hinblick auf das Verständnis von Politik, das in diesem Land Einzug gehalten hat. Denn es wird nur einvernehmlich mit Strohpüppchen gespielt, die alle ganz dolle Freunde sind. Hier ist mal wieder die Neo-Volksgemeinschaft in all ihrer häßlichen Pracht zusammengetreten, um einander ihr vorbildliches Demokratentum zu versichern.

Freiwilliger Ausschluß als Antwort

Allerdings muß man auch irgendwo ein bißchen mitleidig sein, denke ich; gerade in einer so kleinen Stadt wie Karben dürfte es für den einzelnen unangenehme Konsequenzen haben, sich nicht auf einer solchen Agitati… ähm, Informationsveranstaltung sehen zu lassen. Wir leben nun einmal in der Ära der „gesellschaftlichen Bündnisse“, die – da rechtsstaatliche Mühlen zu langsam mahlen – das Auskehren der Störenfriede selbst besorgen. Singen und Sport inklusive.

Wer möchte angesichts dieses heldenhaften „Aufstands der Anständigen“ einer wirklichen Geistesgröße wie Richard Millet das Postulat verdenken: „Ich wähle nicht; ich ‘debattiere’ nicht; ich spiele das demokratische Spiel nicht mit […]. Der freiwillige Ausschluß als Antwort auf den unbedingten Willen zur Einbeziehung, wie er für den gutmenschlichen Diskurs typisch ist – dieser Wille erinnert durchaus an gewisse Auswirkungen des Totalitarismus.“

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