KABUL. Die Lage für die Bundeswehr in Afghanistan wird immer bedrohlicher. Das geht aus internen Papieren hervor, welche die WAZ-Mediengruppe im Internet veröffentlicht hat. Demnach verdreifachte sich die Zahl der Angriffe auf die Nato-Truppen von 2007 bis 2012. Alleine im September kam es innerhalb einer Woche zu über 620 Überfällen, berichtet die Mediengruppe. Im Frühjahr sei die Sicherheitslage so prekär gewesen, daß die Bundeswehr gezwungen war, Operationen auf das „zwingend nötige Maß zu reduzieren“.
Besonders gefährdet sind die Nato-Truppen durch überraschende Überfälle verbündeter Afghanen und deren Angehörigen, sogenannter „Grün auf Blau“-Attacken. Bisher fielen in diesem Jahr 48 Nato-Soldaten durch solche Angriffe. Mittlerweile gelingt es der Taliban und anderen Aufständischen immer häufiger, auch Bundeswehrfahrzeuge im bisher als sicher geltenden Norden Afghanistans erfolgreich anzugreifen.
Papiere zeigen Hilflosigkeit der Nato-Strategien
Seit 2005 werden die zitierten Einsatzberichte dem Verteidigungsausschuß des Bundestages vom Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellt. Obwohl die Berichte als geheim eingestuft werden, hat die WAZ mehrere tausend Seiten im Internet veröffentlicht und bittet Leser um Mitarbeit bei der Aufarbeitung des Konvolutes. Das Verteidigungsministerium begründete die Geheimhaltung mit der Gefahr, Rückschlüsse auf Einsatzverfahren und -techniken der Bundeswehr zuzulassen.
Diese seien aus den Papieren aber nicht ersichtlich, verteidigte die WAZ die Veröffentlichung. Stattdessen zeigen sie die weitgehende Wirkungslosigkeit der bisherigen Strategien. Kommende Woche will der Bundestag über neue Hilfsgelder für Afghanistan verhandeln. Bis 2016 sollen jedes Jahr rund 430 Millionen Euro nach Kabul fließen. Weitere 150 Millionen Euro kommen für die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte hinzu, heißt es im Kabinettsbeschluß der Bundesregierung. (FA)