BERLIN. Der Deutsche Kulturrat hat zur „Versachlichung“ der Diskussion über muslimische Einwanderung aufgerufen. In einem 40seitigen Dossier, das als Gegenentwurf zur „hysterischen Sarrazin-Debatte“ präsentiert wurde, melden sich unter anderem die Bildungsministerin Annette Schavan (CDU), der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm und der innenpolitische Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl, zu Wort
Schavan kündigte an, einen flächendeckenden Islamunterricht an deutschen Schulen einführen zu wollen. Zu diesem Zwecke sollten rund 2.000 Imame nach Vorbild christlicher Theologen ausgebildet werden. „Eine fundierte Ausbildung dieser Lehrkräfte ist ohne ein entsprechendes universitäres Umfeld, das auch anspruchsvolle Islamische Studien umfasst, nicht vorstellbar.“
Öffentlichkeitsarbeit für die Trennung von Islam und „Islamismus“
Als zentrale Aufgabe des Verfassungsschutzes beschreibt Fromm die säuberliche Trennung des Islams von einem gewaltbereiten „Islamismus“. „Diese Unterscheidung ist die Grundlage für unser Tätigwerden und auch ein fester Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit.“ Damit hofft der Leiter des Innland-Geheimdienstes zu einer sachlichen Betrachtung beitragen zu können.
„Eine nüchterne und differenzierte Darstellung ist in allen vom Verfassungsschutz beobachteten Phänomenbereichen wichtig, also auch im Rechtsextremismus und im Linksextremismus“. Angesichts „mancher öffentlicher Überhitzungen“ im Bezug zum Islam will Fromm hier besonders zur Beruhigung der Bevölkerung beitragen.
Mehr Toleranz gegenüber dem Islam
Äußerst besorgt zeigte sich der Zentralratsvorsitzende der Muslime, Mazyek, über eine Feindseligkeit, die Moslems in Deutschland entgegenschlage. „Alltags-Diskriminierungen bei Arbeits- oder Wohnungssuche nehmen zu. Die Situation ist kein Zuckerschlecken für deutsche Muslime.“ Von Europa forderte der Islamfunktionär daher mehr Offenheit und Toleranz gegenüber dem Islam. „Der Islam mit seiner 1.400-jährigen Geschichte belegt ja nur allzu deutlich, daß er friedliche Absichten hat, niemand kann das leugnen.“
Durch die gewährte Freiheit würde der Islam zu einer „Vision einer besseren und gerechteren Welt“ beitragen. Denn „Freiheit bedeutet im Umkehrschluss auch Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen. Dies heißt dann aber, unsere Lebensarten und Leitlinien auf den großen Marktplatz zu tragen und dort nicht verkommen zu lassen.“ (FA)