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„Echt platt“: Unsere Kommunisten 2011

„Echt platt“: Unsere Kommunisten 2011

„Echt platt“: Unsere Kommunisten 2011

 

„Echt platt“: Unsere Kommunisten 2011

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Eines hat die Scheindebatte der letzten Tage über den Kommunismus immerhin gezeigt: Unter den Katastrophen, denen wir entgegengehen, ist die Revitalisierung des alten Gespenstes nicht die am stärksten dräuende: Um in einem konstruktiven Sinne gefährlich zu werden, sind die Figuren, die jüngst auf der XVI. Rosa-Luxemburg-Konferenz unter ihren alten Bettlaken Händchen gehalten, die Internationale gesungen und „huibuh“ gerufen haben, zu „bildungsfern“, wie man das heute nennt.

Man muß übrigens – dies sei nebenbei bemerkt, weil Felix Menzel, der Herausgeber der Blauen Narzisse, die Grünenchefin Claudia Roth unlängst eine „fette Qualle“ genannt haben soll – solche Gegner nicht beleidigen; es ist boshaft genug, sie zu zitieren. Im Fall der Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion jener Konferenz ist dies sogar äußerst ungalant, denn es hatten dort ja, wie die Zeitung Junge Welt offenbar lobend hervorhebt, „erstmals ausschließlich Frauen das Wort“.

Nicht vor der Tür zum Kommunismus stehenbleiben

Ich kann es mir dennoch nicht versagen, wenn ich lese, daß die DKP-Vorsitzende Bettina Jürgensen die Frage „Wo bitte geht’s zum Kommunismus?“ beantworten möchte, „ohne den demokratischen Sozialismus in irgendeiner Form zu versuchen anzusteuern, denn ich denke, das Thema Kommunismus und demokratischer Sozialismus sind doch zwei gänzlich unterschiedliche Systeme.“ In diesem Deutsch geht es weiter: „Wichtig erscheint mir, wer den Weg zum Kommunismus mitgeht und sich dann gemeinsam auf einen der möglichen Wege zu einigen. Wichtig ist, nicht vor der Tür stehenzubleiben, dieser Tür zum Kommunismus.“ […] „Dazu sind nicht nur gemeinsame Kampferfahrungen wichtig, sondern auch die gemeinsame Diskussion des Ziels.“

Was aber, wenn Katrin Dornheim – die „Betriebsratsvorsitzende in der Zentrale der DB Station & Service AG“ – fände, daß die Tür ein bißchen klemmt? „Ich habe nicht die rechte Ahnung, ob das dann Sozialismus sein soll oder kann.“ Vielleicht können Hand- und Kopfarbeiter aber solidarisch an ihr rütteln: „Bettina hat mehr die theoretischen Ansätze gebracht, ich will etwas den praktischen Teil beleuchten“, was dann so klingt: „Ein Grund liegt wohl darin, daß die Menschen, die noch Arbeit haben und die nicht schon wegen der Arbeitslosigkeit resigniert haben, durch ihre persönliche Situation, durch die Arbeitsverdichtung und wegen der wachsenden Anforderungen im Job am Abend echt platt sind.“

Legitime Aktionen von links

Wenigstens sind sich „bewegungsorientierte Linke“ darin einig, was sie nicht müssen: „Wenn es Gesetze gibt, die zur Ausbeutung führen, wenn es Gesetze gibt, die Menschen kleinhalten, wenn es Gesetze gibt, die uns daran hindern, Protest zu verdeutlichen – dann stimmen diese Gesetze nicht, dann müssen wir uns auch nicht an diese Gesetze halten“, so Claudia Spatz von der „Antifaschistischen Linken Berlin“.

Was sie stattdessen dürfen, erklärte die ehemalige RAF-Terroristin Inge Viett: „Konkret heißt das z.B., wenn Deutschland Krieg führt und als Antikriegsaktion Bundeswehrausrüstung abgefackelt wird, dann ist das eine legitime Aktion, wie auch Sabotage im Betrieb an Rüstungsgütern. Auch wilde Streikaktionen, Betriebs- oder Hausbesetzungen, militante antifaschistische Aktionen, Gegenwehr bei Polizeiattacken etc.“

Selbstherrlich verblasene Destruktionsorgien

Verglichen mit diesen Auslassungen erscheint der Beitrag der Linken-Vorsitzenden Gesine Lötzsch „Wege zum Kommunismus“ (Junge Welt vom 3.1.2011) geradezu feinsinnig – allerdings stammt er wohl weitgehend aus der Feder ihres Beraters Michael Brie: „Ich habe mir natürlich zuarbeiten lassen“, so Lötzsch gegenüber Spiegel online, ohne zu verraten, warum sie Bries Passagen über den „Terror der Bolschewiki“ weggelassen habe.

Der verhältnismäßig klügste Satz des Artikels ist ein Zitat von Rosa Luxemburg, die man vor ihren heutigen Anhängerinnen beinahe in Schutz nehmen möchte: „Das Negative, den Abbau, kann man dekretieren, den Aufbau, das Positive, nicht.“ Es paßt nur allzugut zu den selbstherrlich verblasenen Destruktionsorgien von Spatz und Viett, die – als kommunistische Gespenster verkleidet – noch eine Weile mit ihren rostigen Rasselketten um sich schlagen möchten, bis alles so „platt“ ist wie sie dann selbst unter ihren Leichentüchern liegen, über die andere und vitalere Feinde unseres noch vergleichsweise freiheitlichen Systems marschieren werden.

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