BERLIN. Linksextremisten nehmen offenbar verstärkt die Polizei ins Visier. Seit kurzem kursiert in der Szene der von „Autonomen Gruppen“ verfaßte „Polizeibericht Berlin 2010“. Darin informieren die anonymen Verfasser auf über hundert Seiten detailliert über Ausrüstung, Fahrzeuge, Standorte und Einsatztaktiken der verschiedenen Berliner Polizeieinheiten. Die Publikation weist beispielsweise auf die Schwachstellen der unter anderem von Bereitschaftspolizisten getragenen Körperschutzausstattung hin und zeigt, an welchen Stellen die Polizisten verwundbar sind.
In einem anderen Kapitel erfährt der Leser, wie er Einsatzfahrzeuge der Polizei außer Gefecht setzen kann, zum Beispiel durch „Aufschaukeln“ und „Umkippen“. Mit der richtigen Technik könne selbst ein Mannschaftswagen der Polizei mit relativ geringem Kraftaufwand umgestoßen werden. Auch findet sich ein Verzeichnis ziviler Dienstfahrzeuge der Polizei („Zivikarren“) samt deren Kennzeichen. Selbst Zivilfahnder einzelner Einheiten wie der für „Politisch Motivierte Straßengewalt“ werden auf Fotos in dem Bericht gezeigt.
Laut Verfasser sei mit dem „Rückgang massenmilitanter Ansätze“ in den neunziger Jahren „auch die praxisbezogene Auseinandersetzung mit den Bullen in den Hintergrund“ getreten. Das vorhandene Wissen über Organisation, Strukturen, Ressourcen und Taktiken sei seitdem mit jedem Generationenwechsel Stück für Stück verloren gegangen. Dem wolle man nun mit der Schrift entgegenwirken.
CDU warnt vor Gefahr für Polizisten
„Wir hoffen euch diesbezüglich anhand dieser Lektüre einige Anregungen dazu zu bieten, wie ein adäquater Umgang mit der Polizei in Zukunft aussehen könnte“, heißt es im Vorwort. Der Bericht ist eine aktualisierte und überarbeitete Version des „Polizeiberichts Berlin 2009“, der sich seit seinem Erscheinen im vergangenen Jahr unter militanten Linksextremisten großer Beliebtheit erfreut.
Laut dem innenpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Robbin Juhnke, stellt die Publikation eine neue Qualität im Kampf der linksextremen Szene gegen die Polizei dar. „Sie zeigt auf alarmierende Weise wie reell die Gefährdung der Berliner Polizisten ist, die immer wieder von den Gewerkschaften aber auch von uns angemahnt wird“, warnte Juhnke gegenüber der JUNGEN FREIHEIT.
Innensenator Ehrhart Körting (SPD) müsse schnellstens dafür Sorge tragen, daß die Verfasser des Berichtes ausfindig gemacht und strafrechtlich belangt würden. Schließlich gehe es um die Sicherheit der Beamten. (krk)