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Streit um Patenschaft: Streit um Patenschaft: „Konsequente Haltung gegen Rechts“

Streit um Patenschaft: Streit um Patenschaft: „Konsequente Haltung gegen Rechts“

Streit um Patenschaft: Streit um Patenschaft: „Konsequente Haltung gegen Rechts“

Mueller
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Streit um Patenschaft
 

Streit um Patenschaft: „Konsequente Haltung gegen Rechts“

Der Fraktionsvorsitzende der SPD in Mecklenburg-Vorpommern, Norbert Nieszery, hat Bundespräsident Christian Wulff aufgefordert, die Ehrenpatenschaft für das siebte Kind einer Familie im Landkreis Güstrow zurückzuziehen. Die Eltern hätten eine „lange rechtsextreme Vita“.
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Cato, Palmer, Exklusiv

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Petra Müller mit einem ihrer Kinder Foto: Privat

LALENDORF. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Norbert Nieszery, hat Bundespräsident Christian Wulff aufgefordert, die Ehrenpatenschaft für das siebte Kind einer Familie im Landkreis Güstrow zurückzuziehen. Die Eltern hätten eine „lange rechtsextreme Vita“, schrieb Nieszery in einem Brief an Wulff.

Hintergrund ist der Fall der Familie Müller in der Gemeinde Lalendorf. Im Mai hatten Petra und Marc Müller Nachwuchs bekommen, ein Mädchen. Da es das siebte Kind der beiden war, stellten sie im Juni beim Bundespräsidialamt den Antrag, Bundespräsident Wulff möge die Patenschaft für das Kind übernehmen. „Mitte November erfuhren wir dann plötzlich aus der Presse, daß sich der Bürgermeister weigert, uns die Urkunde des Bundespräsidenten auszuhändigen“, berichtet Petra Müller der JUNGEN FREIHEIT.

Auslöser war ein Artikel in der taz. Der Bürgermeister von Lalendorf, Reinhard Knaack (Linkspartei), begründete darin seine ablehnende Haltung damit, er wolle die Eltern mit solch einem Akt nicht noch „hofieren“. Die bereits eingetroffene Urkunde des Bundespräsidenten und die damit verbundenen 500 Euro wolle er den Müllers nicht aushändigen, hieß es in dem Bericht.

„Bis jetzt haben wir nur Lob für unsere Kinder bekommen“

In dem Artikel der beiden Antifa-Journalisten Andrea Röpke und Andreas Speit war von einer „rechtsradikalen Familie“ die Rede, die „seit Jahren“ in der „rechten Szene aktiv“ sei, von der im vergangenen Jahr verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ und von der 1994 verbotenen Wiking-Jugend.

Petra Müller bestreitet nicht, daß sie Kontakte zu diesen Organisationen hatte, ebenso zur NPD-Organisation „Ring Nationaler Frauen“ und zum im vergangenen Jahr verstorbenen stellvertretenden NPD-Bundesvorsitzenden Jürgen Rieger. „Wir haben aber keine Straftaten begangen“, sagt die 37jährige. „Wir sind auch nicht Mitglied in der NPD.“

Sie seien vor knapp anderthalb Jahren nach Lalendorf gezogen und hätten sich nie etwas zu Schulden lassen kommen. Im Gegenteil: „Bis jetzt haben wir nur Lob für unsere Kinder bekommen. Von Nachbarn, von Lehrern. Unsere Kinder fallen überall positiv auf.“

Als der Artikel in der taz erschien, sei das noch nicht so schlimm gewesen, sagt die siebenfache Mutter. Doch seit nun auch die Regionalpresse über den Fall berichtet, hätte sich das geändert. „Unsere älteren Kinder wollen mittlerweile nicht mehr in die Schule gehen. Unser 14jähriger Sohn klagt über Bauchschmerzen, wenn er morgens los soll.“

Familie schaltet Anwalt ein

Am meisten ärgere sie jedoch, daß sie bislang niemand nach den Vorwürfen gefragt oder überhaupt mit ihnen geredet habe. Weder Röpke und Speit noch der Bürgermeister. Auch nicht SPD-Fraktionschef Nieszery oder die Wahlkreisabgeordneten Torsten Renz (CDU), Fritz Tack (Linke) und Ralf Grabow (FDP), die nun Bürgermeister Knaack in einem Schreiben zu dessen „Entschlossenheit und Zivilcourage“ gratulierten. „An uns hat sich bislang niemand gewendet“, kritisiert Petra Müller.

Daher hätten sie und ihr Mann sich vergangene Woche entschlossen, Knaack während der öffentlichen Gemeinderatssitzung mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Auf welcher Grundlage er sich weigere, ihnen die Urkunde und das Geld auszuhändigen und wie ihr Antrag auf die Patenschaft des Bundespräsidenten überhaupt in die Presse gelangt sei und daß auch sie als Familie Rechte hätten. Doch Knaack habe keine ihre Fragen beantwortet.

Gegenüber der Schweriner Volkszeitung sagte der Bürgermeister jedoch, er sehe sich nicht als „verlängerter Arm des Bundespräsidenten“ und daß er eben eine „konsequente Haltung gegen Rechts“ habe.

„Bundespräsidialamt muß Lösung finden“

Der JF sagte Knaack, er sei bereits seit längerem über die politische Orientierung der Müllers informiert gewesen. Unter anderem vom „Regionalzentrum für demokratische Kultur“. Als er von der Verwaltung gefragt worden sei, ob er die Urkunde des Bundespräsidenten überbringen wolle, habe er daher abgelehnt.

„Das hätte ich nicht mit meiner politischen Grundhaltung vereinbaren können. In dieser Sache lasse ich mich nicht verbiegen.“ Es sei daher nun Aufgabe des Bundespräsidialamtes, eine Lösung für das Problem zu finden. Zu veranlassen, daß die Müllers ihr Geld bekommen, damit habe er kein Problem. Nur die Urkunde überreichen, das wolle er nicht.

Knaack bestätigte auf Nachfrage zudem, daß er zu keinem Zeitpunkt das Gespräch mit den Müllers gesucht habe. Dies habe er nicht für notwendig gehalten, sagte der Bürgermeister der 3.300 Einwohner zählenden Gemeinde. Schließlich hätte sich die Familie bislang unauffällig verhalten. 

„Zeichen für unsere Demokratie“

Weil sie sich nicht mehr anders zu helfen wissen, haben die Müllers nun einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Doch allzu große Hoffnungen machen sie sich nicht. Schließlich stehen sowohl die Wahlkreisabgeordneten von SPD, Linkspartei, CDU und FDP als auch die Regionalpresse hinter der Entscheidung des Bürgermeisters.

Dessen „Zivilcourage und den Mut“ lobt SPD-Fraktionschef Nieszery ausdrücklich in seinem Brief an Wulff und bittet den Bundespräsidenten daher um Unterstützung im „Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus“. Wulff solle „ein Zeichen für unsere Demokratie“ setzen und die Urkunde für die Ehrenpatenschaft zurückziehen, schreibt Nieszery, der für eine Stellungnahme zu dem Fall nicht zu erreichen war.

Vorsorglich hat er seinem Brief noch „einige Informationen“ über die Müllers beigelegt. Sie stammen aus dem hauseigenen Antifa-Journal der SPD, dem Blick nach rechts. Verfaßt wurden sie unter anderem von Andrea Röpke und Andreas Speit. (krk)

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