Wären Nationen rationale Akteure, die ihr wohlverstandenes Eigeninteresse verfolgen, dann würde einiges leichter fallen. Beispielsweise die Beziehung zwischen Deutschland und Israel. Denn eigentlich haben die beiden Nationen tatsächlich etwas gemeinsam. Etwas, das wesentlich schwerer wiegt, als das Gerede von einer gemeinsamen christlich-jüdischen Kultur. Es ist die Tatsache, daß man einen gemeinsamen Gegner hat.
Wenn die bisherige Entwicklung weiter so voranschreitet, werden beide Nationen ungefähr zeitgleich eine Erfahrung durchleben müssen, die vor ihnen noch keine einzige Gesellschaft überstanden hat. Sie werden gegen Mitte dieses Jahrhunderts erfahren, was es heißt, wenn die Mehrheit ihrer Staatsbürger dem islamischen Glauben angehört und die bisherige Kultur zur Kultur einer schwindenden Minderheit wird.
So einfach wäre die Angelegenheit, würde man sich nur an den realen Verhältnissen orientieren. Doch leider ist nichts einfach: weder an Deutschland, noch an Israel, und an der „besonderen Beziehung“ zwischen den beiden schon gar nicht. Deutlich wurde dies wieder einmal vergangene Woche, als eine Delegation deutscher Bundestagsabgeordnete unter der Leitung von Peter Gauweiler (CSU) den Iran bereiste.
Israelische Kritik an deutscher Delegation im Iran
Verständlich, daß die israelische Politik von dieser Reisegruppe, der neben Gauweiler auch die Christdemokratin Monika Grütters, der Sozialdemokrat Günter Gloser, die Grüne Claudia Roth und die Linkspartei-Abgeordnete Luc Jochimsen angehörten, nicht übermäßig erbaut war. Verständlich auch, daß es entsprechend Kritik von israelischer Seite gab. Doch die Art dieser Kritik veranschaulicht ein schwerwiegendes Problem.
„Es ist außerordentlich bedauerlich, daß sich deutsche Abgeordnete mit Holocaust-Leugnern getroffen haben“ empörte man sich beispielsweise in der Jerusalem Post. Hintergrund ist ein Treffen mit dem iranischen Spitzenpolitiker Ali Laridschani, der vergangenes Jahr auf der Münchner Sicherheitskonferenz feststellte, daß man in westlichen Ländern den islamischen Propheten beleidigen dürfe, dagegen im Iran Aussagen zum Holocaust straffrei seien.
Nun könnte man umgekehrt fragen, wieso eine Bundestagsdelegation ausgerechnet den amtierenden Parlamentspräsidenten nicht hätte treffen sollen. Aber darum geht es hier nicht. Es geht vielmehr um die Frage, warum man ausgerechnet als Deutscher dieses oder jenes zu tun oder zu lassen habe. Es geht um dieses „Ausgerechnet“. Das „Ausgerechnet“ unserer „besonderen Beziehung“, die alles furchtbar kompliziert macht.
Symptomatisches Problem der deutsch-israelischen Beziehung
Wer glaubt, dieses außenpolitische Geplänkel würde ihn nichts angehen, der täuscht sich. Wie sehr, zeigt das islamkritische und proisraelische Nachrichtenportal Politically Incorrect, welches ich sonst sehr schätze. Aber aufgrund dieser Reise wurde der im besten Sinne konservative Gauweiler hier in einer Weise als Nazi „vom braunen Rand der CSU“ beschimpft, die man sonst eigentlich nur von weiteren „Rändern“ der Gesellschaft gewohnt ist.
„Rote und braune Faschisten“ – wenn man Jochimsen so beleidigt, kann ich das noch verstehen. Eine gewisse Affinität zum Totalitarismus konnte ich ihr ja an anderer Stelle nicht absprechen. Aber wenn das Nachrichtenportal Gauweiler und mit ihm den letzten Rest gesunden Nationalgefühls im Bundestag derart mit Dreck überschüttet, kann man nur eines feststellen: wir haben ein ernsthaftes Beziehungsproblem.
Israel erinnert mich oft an eine chronisch eifersüchtige Ehefrau. Nicht genug, daß ihr arbeitsamer Gemahl sie auf Händen trägt, wird sie stets nervös, wenn er Anzeichen von Selbständigkeit zeigt. Dann wird sie zur wahren Furie, macht wilde Vorhaltungen, stößt absurde Verdächtigungen aus und ist erst dann einigermaßen beruhigt, wenn ihr mit Zeichen tiefster Ergebenheit und Erniedrigung gehuldigt wird.
So hat sie sich im Laufe von Generationen einen wahren Trottel herangezüchtet, der unfähig zur eigenen Willensbekundung ist. Damit hat aber auch sie ein Problem. Denn wenn er erst seinen Willen verloren hat, dann kann ihn jede Frau haben, die an ihm Interesse hat. Auch tatsächlich gibt es schon eine junge und sehr kräftige Rivalin mit gewaltigem Appetit. Soll ich etwas verraten? Diese neue Domina liebt es, ihr Haar zu bedecken.