BERLIN. Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, hat die Kritik an den stellvertretenden Stiftungsratmitgliedern des Vertriebenenzentrums, Hartmut Saenger und Arnold Tölg, als „unseriös“ zurückgewiesen. Wer Zitate in einen falschen Zusammenhang stelle, verliere dabei seine wissenschaftliche Reputation oder seine politische Glaubwürdigkeit, sagte Steinbach.
Politiker von SPD und Grünen sowie der wissenschaftliche Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Peter Steinbach, und der Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt, Raphael Gross, hatten den beiden BdV-Mitgliedern Saenger und Tölg Geschichtsrevisionismus und Relativierung nationalsozialistischer Verbrechen vorgeworfen.
CSU-Politiker Mayer verteidigt BdV-Vertreter
Anlaß der Kritik war unter anderem ein Beitrag Saengers in der Preußischen Allgemeinen Zeitung vom August vergangenen Jahres. Darin hatte der Sprecher der Pommerschen Landsmannschaft die Politik Polens in der Zwischenkriegszeit und insbesondere die kriegerische Haltung nach dem Ersten Weltkrieg kritisiert.
Steinbach betonte, dem Bund der Vertriebenen und den von ihm bestellten Stiftungsratsmitgliedern liegt an Wahrhaftigkeit bei der Darstellung von Flucht und Vertreibung. Darauf werde man sorgfältig achten. „Wahrhaftigkeit“, so die BdV-Präsidentin, „aber scheinen einige wie der Teufel das Weihwasser zu scheuen.“
Bereits am Montag hatte der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer, der für den Bundestag im Rat der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ sitzt, gegenüber der JUNGEN FREIHEIT Saenger und Tölg verteidigt und den Kritikern vorgeworfen, sie würden mit einer „unverschämten und bodenlosen“ Kampagne Stimmungsmache gegen den BdV betreiben.
Zentralrat der Juden will Erinnerung nicht hinnehmen
Neue Kritik an den beiden BdV-Vertretern kam unterdessen vom Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, der ebenfalls dem Stiftungsrat angehört.
Die Entsendung Saengers und Tölgs in das Gremium sei „mit dem satzungsmäßigen Versöhnungsauftrag der Stiftung nicht vereinbar“, sagte Korn der Frankfurter Rundschau. Der Zentralrat werde die Ernennung nicht hinnehmen und auf seiner nächsten Präsidiumssitzung besprechen, wie er reagiere. (krk)
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