BERLIN. Der Mannheimer Historiker Peter Steinbach hat scharfe Kritik an den stellvertretenden Mitgliedern des Stiftungsrates des Vertriebenenzentrums, Hartmut Saenger und Arnold Tölg, geäußert. Die beiden Mitglieder des Bundes der Vertriebenen (BdV) verträten Thesen, „die vor allem in einer rechten Geschichtsbetrachtung gang und gäbe seien“, sagte Steinbach im Deutschlandradio Kultur.
Zum einen würden sie die alleinige Schuld der Nationalsozialisten am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Frage stellen und zum anderen versuchten sie die Verbrechen der Deutschen durch „angebliche Verbrechen der anderen Seite“ zu relativieren, sagte Steinbach.
Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten sei aber der Endpunkt einer langen Kette und dürfe nicht aus dem Zusammenhang gerissen und für sich betrachtet werden. Wer dies tue, lege die Axt an die sogar von polnischer Seite akzeptierte Idee, sich mit den europäischen Vertreibungen zu beschäftigen, warnte der Historiker.
Steinbach verwechselt Saenger mit Schultze-Rhonhof
Als Beleg für angebliche revisionistische Thesen diente Steinbach unter anderem das Buch „1939. Der Krieg der viele Väter hatte“, das er fälschlicherweise Hartmut Saenger zuschrieb. Verfaßt wurde das Buch jedoch von dem pensionierten Bundeswehrgeneral Gerd Schultze-Rhonhof. Saenger hatte sich lediglich in einem Aufsatz auf das Buch bezogen.
Bereits am Donnerstag hatte der Direktor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt, Raphael Gross, der dem wissenschaftlichen Beraterkreis der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung angehört, die Nominierung Saengers und Tölk als stellvertretende Mitglieder durch den BdV kritisiert. Beide bezögen zum Zweiten Weltkrieg und zur Wiedergutmachung Positionen, „die den Wunsch nach Versöhnung – den eigentlichen Stiftungszweck also – geradezu verhöhnen“, sagte Gross der Berliner Zeitung. (krk)
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