HANNOVER. Der Enkel des Kolonialkämpfers General Paul von Lettow-Vorbeck, Hans Caspar Graf zu Rantzau, hat Strafanzeige gegen den Oberbürgermeister von Hannover, Stephan Weil (SPD), sowie mehrere Ratsmitglieder der Stadt gestellt. Er wolle sich damit gegen die Verunglimpfung und Beleidigung seines Großvaters zu Wehr setzen, sagte zu Rantzau gegenüber der JUNGEN FREIHEIT.
Hintergrund des Rechtsstreits ist die geplante Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Allee im Stadtteil Badenstedt in Namibiastraße. Der Rat der Stadt Hannover hatte sich vergangenen Oktober für die Umbenennung der Straße entschieden, weil sich der ehemalige Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika nach neuen Erkenntnissen „durch menschenverachtendes Verhalten schuldig gemacht“ haben soll.
Laut der Verwaltung hätten historische Untersuchungen belegt, daß Lettow-Vorbeck „für eine menschenverachtende Kriegsführung im Ersten Weltkrieg sowie für brutale Gewaltanwendung bei einem späteren Putsch in Deutschland mitverantwortlich“ gewesen sei. Gemeint ist der Kapp-Putsch in Berlin vom März 1920. Das betreffende Gutachten hatte der Historiker Helmut Bley verfaßt.
Zu Rantzau weist Vorwürfe zurück
Dessen Arbeitsweise hält zu Rantzau jedoch für unsauber: „Herr Bley bringt Zitate, die nachweislich so von meinem Großvater nie getätigt worden sind“. Lettow-Vorbeck sei auch kein Rassist gewesen und habe nichts Menschenverachtendes getan.
Sein Großvater habe im Dritten Reich Redeverbot erhalten, weil er sich positiv über die Schwarzen im gemeinsamen Kampf gegen die Engländer äußerte, so Graf Rantzau. „Er war uneitel und hat sich nicht vor den Karren der Nationalsozialisten spannen lassen.“ Insofern seien die von der Stadt und Bley erhobenen Vorwürfe gegen Lettow-Vorbeck schlichtweg falsch.
Die für vergangenen März geplante Umbenennung der Straße konnte bislang wegen einer Klage von Anwohnern vor dem Verwaltungsgericht nicht erfolgen, da die Stadt Hannover zuerst das Urteil in dem Verfahren abwarten will. (krk)