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Mittel der Selbstdarstellung

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Die Berichterstattung zur Migrationsforschung Westeuropas kommt kaum noch mit: Eine Studie jagt derzeit die nächste. Jüngster Beitrag in dieser Reihe ist der am Montag dieser Woche in Wien vorgestellte Bericht der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia, EUMC). Für die schlechte Integration der Muslime in Europa macht der Report nicht zuletzt die sich in den EU-Staaten angeblich manifestierenden islamfeindlichen Haltungen und Ängste verantwortlich.

In eine ähnliche Kerbe schlägt die Langzeitstudie des Bielefelder Soziologen Wilhelm Heitmeyer, der – unter dem Projekttitel "Deutsche Zustände" – vergangene Woche den aktuellen Jahresbericht vorlegte (siehe Seite 6). Dieser konstatiert, gewohnt besorgnisheischend, eine "steigende Islamophobie" unter den gebildeten Deutschen.

Medial flankiert wurden diese Veröffentlichungen von zwei weiteren Studien. Vergangenen Freitag wurde der zweijährlich erscheinende "Migrationsreport 2006" vorgestellt. Dieser wird von dem 1994 gegründeten Rat für Migration herausgegeben, einer Gruppe von Professoren, die sich ehrenamtlich der "kritischen Politikberatung" verpflichten. Auch hier wurde der Schwarze Peter – zumindest teilweise – dem Gastland zugeschoben.

Kritik an thematischer Verknüpfung

So monierte der Ethnologe Werner Schiffauer (Universität Frankfurt/Oder), daß die thematische Verknüpfung von Integration und Sicherheitspolitik die Eingliederung der Zuwanderer konterkariere. Völlig aus den Augen gerät dabei die Frage, was die moslemischen Verbände ihrerseits für die Integration unternehmen. Ausgeblendet bleibt darüber hinaus die provokante Rolle vor allem türkischer, teils aber auch deutscher Medien sowie die Frage nach den wirtschaftlichen Bilanzen der Zuwanderer. Daß letztere das multikulturelle Leitbild als Lebenslüge entblößen würde, ist nicht auszuschließen, bedenkt man, daß der Hauptanteil der Zuwanderer nach Deutschland der Familienzusammenführung geschuldet ist.

Bereits einen Tag vor der Präsentation des "Migrationsreports 2006" hatte in Berlin Günter Piening, Beauftragter des Senats für Integration und Migration, eine Studie über das "Islamische Gemeindeleben" in der Hauptstadt vorgestellt. Wie in den meisten der zuvor benannten Berichte wird auch hier vor allem die Sicht der Migranten wiedergegeben. Kritische Fragen werden kaum angesprochen. Die politische Ausrichtung der Moscheenvereine findet in der Publikation keine Berücksichtigung. So wird zum Beispiel die Neuköllner Imam Riza Moschee erwähnt, deren Verbindung zur Hisbollah aber verschwiegen. In gleicher Weise fehlt bei einer Reihe anderer Moscheen der Hinweis auf die verfassungsfeindliche islamistische Organisation Milli Görus (IGMG), die mit 30.000 Mitgliedern einflußreichste und finanzstärkste Islamistenorganisation Deutschlands.

Frage der Finanzierung

Auch zur Finanzierung wissen die Wissenschaftler, eine 15köpfige Gruppe, vielfach keine genauen Angaben zu machen. So scheint die Studie primär der Selbstdarstellung zu dienen. Dem Tenor der moslemischen Gläubigen zufolge erwarten diese von ihren Imamen und geistigen Lehrern eine bessere Kenntnis der deutschen Sprache und der gesell-schaftlichen Verhältnisse. In der Realität sind diese vor allem im Westen der Hauptstadt verortet, nur ein islamischer Gebetsraum liegt bislang in den Ostbezirken. Rund 90 Prozent davon sollen laut Studie dem sunnitischen Islam zuzurechnen sein. Die Zahl der Moscheen sei seit 1999 von 70 auf heute 76 gestiegen. Bei insgesamt 82 Berliner Moscheenvereinen zählt der von Riem Spielhaus und Alexa Färber, zwei Wissenschaftlerinnen der Humboldt-Universität, herausgegebene Report etwa 200.000 in Berlin lebende Muslime. Bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 3,4 Millionen Berlinern machen diese einen Anteil von fast sechs Prozent aus – deutlich mehr als in der eingangs zitierten EUMC-Studie, die den Anteil der Muslime an der EU-Gesamtbevölkerung auf 3,5 Prozent bemißt.

Ein Ergebnis dieser Entwicklung präsentierte der Berliner Stadtbezirk Kreuzberg am Tag zuvor gleich selbst: Dort wurde das "Türk Huzur Evi" (Türkisches Haus zum Wohlfühlen) eröffnet, das bundesweit erste türkische Pflegeheim mit moslemischer Küche und Gebetsraum.

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