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Wenig Spartarife in die Ferienorte

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Wenig Spartarife in die Ferienorte

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Man kennt diese Fälle: Leute, die mit dem Auto ins Fitneßstudio oder zum Briefkasten um die Ecke fahren. Aber auch jene: Die klassischen Wanderer, die seit Jahr(zehnt)en mit dem Zug in den Schwarzwald oder Harz reisen. So löblich der Bewegungsdrang der ersten ist, sind es die letzteren, die jetzt durch ein Treffen von 60 Mobilitäts-Fachleuten aus aller Welt Rückenstärkung bekommen: Die sogenannte umweltfreundliche Freizeit-Mobilität ist im Kommen. Fast die Hälfte aller Wege wird in Deutschland mit dem Auto zurückgelegt. Zwei Drittel aller Flüge sind Flüge in der Freizeit oder dem Urlaub. Deutschland: Land des Automobils – und immer mehr auch das der Umwelt? Denn zunehmend macht sich die Einsicht breit, daß Fortbewegung in Freizeit und Urlaub die Umwelt und Gesundheit – durch Lärm und Emissionen etwa – belasten. Und das, wo Entlastung ohne großes Aufhebens möglich wäre. Denn Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den Reisenden. Komfort und Umweltsensibilität statt Komfort trotz Umweltbewußtsein, lautet die neue Devise. Wirtschaftlich gesehen tragen Tourismus und Reisen mindestens zehn Prozent zum weltweiten Bruttosozialprodukt bei und schaffen zahlreiche Arbeitsplätzen. Freizeitaktivitäten und Tourismus sind nicht wegzudenkende Faktoren in den Wirtschaften der OECD-Länder. Bisher richtet sich die Aufmerksamkeit auf Berufspendler. Dabei ist es viel wahrscheinlicher, daß man nach Dienstschluß, an Wochenenden oder in den Ferien ins Auto steigt. Wie aber soll „umweltfreundliche Freizeit-Mobilität“ in der Praxis aussehen? Bei dreißig Urlaubstagen pro Jahr sind viele nicht bereit lange Zeit für die Anreise zu „vergeuden“, zumal sich eine Anreise nach Mallorca etwa per Fuß, Bahn oder Bus schwer gestalten ließe. Um Antworten auf Fragen wie diese zu geben, flogen Fachleute aus Nordamerika, Europa und Asien zum zweiten „Internationalen Workshop“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) und des Umweltbundesamtes ein, der am 4. und 5. November 2004 in Berlin stattfand. Sie überlegten, welche Umweltauswirkungen Freizeit- und Urlaubsverkehr hat und wie er aussehen muß, damit er dauerhaft umweltgerecht ist. Nicht zuletzt umrissen sie Trends und formulierten Empfehlungen in Sachen Öko-Mobilität an die OECD-Staaten. Autofreie Ferienerlebnisse nur mit Hindernissen „Wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig ist die Tourismusbranche auf eine intakte Umwelt angewiesen“, sagt UBA-Präsident Andreas Troge. Natur und Landschaft zu erleben sei ein wichtiges Anliegen für die meisten Urlauber, und für einige sogar das wichtigste. Das Auto stehenzulassen, erspart aber nicht nur der Umwelt Schmutz, sondern auch dem Fahrer Streß. Auch wer nicht keinen Autopilot hat oder einen Beifahrer, der routinierter Kartenleser ist, kann die Fahrt von Bahnhof zu Bahnhof streßfrei genießen. Auch Kosten kann die Bahnfahrt sparen, bucht man rechtzeitig, nutzt man Spartarife für Familien und an Wochenenden, und das am besten mit den Rabatten der „Bahncard“. Wie Reisen ohne Auto aussehen kann, hat die Gemeinschaft Autofreier Schweizer Tourismusorte mit ihrer Initiative „Autofreie Ferienerlebnisse“ bereits vor zehn Jahren erfolgreich gezeigt. Auf ihrer Internetseite www.gast.org empfiehlt sie Besuchern, Orte wie Zermatt oder Saas Fee mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Eine bequeme Fortbewegung und Serviceleistungen wie bequemer Gepäckumschlag werden vor Ort garantiert. Allerdings besitzt die Schweiz das bestfunktionierende Bahnsystem Europa – fest jeder Ort ist schnell per Bahn zu erreichen. Wer sich für Öko- Reisen in Deutschland interessiert, den informiert die Seite www.reiselust-deutschland.de. Hier kann man interaktiv „umweltfreundliche Regionen zwischen Sylt und Neuschwanstein“ erkunden – und muß dann feststellen, daß immer mehr Tourismusorte von der Bahn abgekoppelt wurden, egal ob in SPD- oder unionsregierten Bundesländern. Noch ist nachhaltiger Tourismus hierzulande daher leider ein Nischenprodukt. Der Marktanteil liegt bei circa ein bis fünf Prozent. Bei den großen Reiseveranstaltern hat sich die Ökowelle der frühen neunziger Jahre gelegt, während sich die kleineren – berechtigterweise – keine großen Chancen ausrechnen, etwas ändern zu können. Allerdings darf man nicht übersehen, daß es eine weitaus größere Reisegruppe gibt, die sich durchaus für Umwelteinflüsse interessiert. Diese sogenannte sensible Reisegruppe macht ein Fünftel der Touristen aus. Zu unterscheiden ist grundsätzlich auch zwischen Ökotourismus und nachhaltigem Tourismus. Während Amerikaner zum Beispiel unter Ökotourismus verstehen, in Naturparks zu reisen, um dort die Natur zu beobachten, ist der Begriff des nachhaltigen Tourismus weiter gefaßt. Tourismusaktivitäten nahmen in den letzten Jahrzehnten massiv zu – und es wird erwartet, daß dieser Trend anhält. „Die Tourismusunternehmen sollten in Zukunft verstärkt umweltorientierte Angebote entwickeln, um den Kunden mehr umweltfreundliche Reisemöglichkeiten zu bieten“, schlußfolgert Troge. Nur so läßt sich auf Dauer die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus sichern. Zuletzt sei im Zusammenhang mit umweltfreundlicher Freizeitmobilität an einen großen Philosophen und Staatstheoretiker vor unserer Zeit erinnert, Jean-Jacques Rousseau (1712-1778). Er empfahl, daß jeder Mensch in seinem Leben mindestens die Hälfte des Weges zu Fuß zurücklegen solle. Doch damals gab es noch kein Auto.

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