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Marktgerecht

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Neue Höhenflüge der Massenarbeitslosigkeit, Haushaltslöcher, Hartz IV: Es mangelt den Bürgern nicht an Entschuldigungen für ihre unterdessen schon chronische Larmoyanz und ihre Weigerung, endlich als ausgabenfreudige Konsumenten Verantwortung für unser volkswirtschaftliches Wohl zu übernehmen. Dabei ist, wenn man nicht irgendwelche Sozialstaatsschimären, sondern marktwirtschaftliche Kriterien zugrunde legt, die Lage gar nicht so schlecht, wie sie immer geredet wird. Im Gegenteil: In diesem Jahr, so die übereinstimmenden Berechnungen verschiedener Finanzmarktexperten, werden die im Dax vertretenen Unternehmen ihre Gewinne im Vergleich zu 2003 um durchschnittlich 60 Prozent steigern können. Ihre Performance ist damit deutlich besser als jene der US-amerikanischen oder rest-europäischen Konkurrenz. Wer darf beanspruchen, für diesen Erfolg verantwortlich zu sein? Sicherlich nicht die Politik. Wäre es nach ihr gegangen, hätten die Unternehmen so manchen unrentablen Arbeitsplatz erhalten und ihre exzellenten Ergebnisse weit verfehlt. Auch die noch Beschäftigten können in ihrer überwiegenden Mehrzahl die zugunsten ihrer Arbeitgeber erzielten Gewinne kaum auf ihre eigenen Fahnen schreiben. Sie sind und bleiben Kostenfaktoren und nicht Leistungsträger. Triebe sie nicht die Existenzangst, würden sie wieder wie in noch gar nicht so ferner Vergangenheit aufmüpfig nach Gerechtigkeit und Sozialpartnerschaft und nicht bloß devot nach Arbeit um jeden Preis schreien. Wenn man nach den Verantwortlichen für die vielen unternehmerischen Erfolgsbilanzen sucht, hält man sich somit lieber an jene, die an ihnen am meisten verdienen. Es sind die deutschen Spitzenmanager, die einer von Sozialneid zerfressenen Öffentlichkeit demonstrieren, daß ihnen in Gestalt ihrer an die erzielten Gewinne gekoppelten und sich daher steil nach oben entwickelnden Gehälter am sachlichen und unparteiischen Markt jene Wertschätzung zuteil wird, die ihnen die allermeisten Menschen aus niedrigen Beweggründen versagen. Natürlich werden jetzt wieder viele sagen: Diese Erfolge kann die Managerelite nur verbuchen, weil sie, vielfältig vom Staat begünstigt, Gesundschrumpfung, Unternehmenszusammenschlüsse oder Arbeitsplatzvernichtung betreibt, nicht aber weil sie innovativ ist und neue Produkte durchsetzt oder neue Märkte erschließt. Dieser Beckmesserei läßt sich jedoch leicht der Wind aus den Segeln nehmen: Solange die Zahlen stimmen, kann in einer Marktwirtschaft die Unternehmenspolitik nicht falsch sein. Es ist daher legitim und begrüßenswert, daß die deutschen Manager mit ihren Gehältern ihre Kollegen im übrigen Europa weit abgehängt haben und drauf und dran sind, zu jenen in den USA aufzuschließen. Dies sollte Medizin für alle sein, die das Ende des Sozialstaates beweinen: Es ist sicher so, daß sehr viele Menschen immer ärmer werden. Zum Ausgleich werden manche aber auch erkennbar reicher.

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