MAGDEBURG. Der gestrige Auftritt von Bundeskanzler Friedrich Merz auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist von lautstarken Protesten begleitet worden. Mehrere Anwesende riefen „Hau ab“ und skandierten Pfui. Unmittelbar zuvor war aus der Menge der Ruf „Lauf weiter, wir wollen dich hier nicht“ zu hören.
Anlaß des Besuchs war das Gedenken an den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt vor einem Jahr (JF berichtete). Am 20. Dezember 2024 war der aus Saudi-Arabien stammende Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Taleb al-Abdulmohsen mit einem gemieteten BMW über den Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden ein neunjähriger Junge sowie fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren getötet. Insgesamt 309 Menschen wurden verletzt, teilweise lebensgefährlich.
Merz versteht Wut und Zorn
Bei einer Gedenkveranstaltung in der Johanniskirche sagte Merz, die Gewalttat überschatte auch das Weihnachtsfest 2025. Die Bundesregierung stehe an der Seite der Betroffenen, heute und in Zukunft. Nötig seien Trost und Zuspruch. Zugleich sagte der Kanzler, auch Wut und Zorn müßten ihren Platz haben.
An der Gedenkveranstaltung nahmen Einwohner der Stadt, Betroffene sowie Angehörige der Opfer teil. Für die Getöteten wurden Kerzen entzündet. Auch vor der Kirche verfolgten zahlreiche Menschen die Veranstaltung. Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris sagte, der Anschlag habe die Stadt tief erschüttert. Magdeburg sei seitdem eine andere Stadt, für viele Menschen sei nichts mehr wie zuvor. Der Tag der Trauer sei zugleich ein Tag der Verbundenheit. Die Stadt halte zusammen.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sagte, der 20. Dezember habe einen Schatten auf Magdeburg und auf das ganze Land gelegt. Zugleich betonte er, man kapituliere nicht vor dem Terror, sondern lebe das eigene Leben und die Traditionen weiter. Es sei ein wichtiges Zeichen, daß der Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr stattfinde. (sv)






