Anzeige
Anzeige

Lifestylemedien: Wenn sich Frauenmagazine vom Feminismus abwenden

Lifestylemedien: Wenn sich Frauenmagazine vom Feminismus abwenden

Lifestylemedien: Wenn sich Frauenmagazine vom Feminismus abwenden

Eine junge Dame liest „Glamour“ in den 1950ern: Früher waren Frauenmagazine weniger „woke“. (Themenbild)
Eine junge Dame liest „Glamour“ in den 1950ern: Früher waren Frauenmagazine weniger „woke“. (Themenbild)
Eine junge Dame liest „Glamour“ in den 1950ern: Früher waren Frauenmagazine weniger „woke“. Foto: picture alliance / imageBROKER | Sjoberg
Lifestylemedien
 

Wenn sich Frauenmagazine vom Feminismus abwenden

Antiwoke statt „Vogue“: In den USA etablieren sich neue, konservative Frauenmagazine als Gegengift zu den Mainstream-Lifestyle-Angeboten. Mit Erfolg.
Anzeige

Einst waren es Hochglanzmagazine wie Vogue oder Cosmopolitan, die Frauen in den US-Medien repräsentierten. Doch während sich die einstigen Platzhirsche heute einem stetigen Rückgang der Verkaufszahlen stellen müssen, gewinnen konservative Lifestyle-Angebote an Popularität. Sie positionieren sich als Gegenentwurf zu einer Welt, die zunehmend von „woker“ Ideologie geprägt ist. Gemeinschaft und Glaube statt Individualismus und Karriere, Tradition statt „modernem“ Lebensstil. Und das Rezept zieht tatsächlich, vor allem bei den jüngeren Leserinnen.

„Ich habe mich gefragt: Was zur Hölle geht in diesen Magazinen vor?“, rechnete Jayme Franklin im März gegenüber der Nachrichtenseite Axios mit Cosmopolitan und Co. ab. „Sie propagieren eine toxische Kultur mit Gelegenheitssex und den Aufforderungen, Männer und Weiße zu hassen.“

Franklin, Jahrgang 1998, hatte nach dem Abschluß der links geprägten UC Berkeley vor fünf Jahren das Onlinemagazin The Conservateur als Gegengift gegründet. Dieses verbindet Mode, Lifestyle und konservative Werte, mit besonderem Schwerpunkt auf Ästhetik und Eleganz. An den politischen Botschaften mangelt es ebensowenig. Texte wie „Wie man Weihnachten wie eine First Lady dekoriert“ oder Features über Persönlichkeiten wie Lara Trump gehören dazu. Kein Wunder, denn Franklin bringt Erfahrung aus dem Trump-Wahlkampf, dem Weißen Haus und Fox News in ihr Projekt mit. Ihr erklärtes Ziel sei es, eine „kulturelle Renaissance“ anzustoßen.

„Evie“ ist das am schnellsten wachsende Frauenmagazin

Unterstützt wird sie dabei von der Mitgründerin Isabelle Redfield, die als kreative Leiterin für die Ästhetik verantwortlich ist, und der Ex-Reporterin der Wochenzeitschrift National Review, Caroline Downey, als Chefredakteurin. Diese betont, die Plattform sei nicht nur politisch, sondern auch ein Ansprechpartner für Frauen, die Orientierung in einer spirituellen und kulturellen Krise suchen. Und sie ist nicht die einzige.

„Wir waren die erste Medienmarke für Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel, die Kultur des bindungslosen Gelegenheitssex, den Powerfrau-Feminismus und die Corona-Impfung sowie Lockdowns in Frage stellte“, erzählte Brittany Hugoboom über das Evie Magazine dem New York Times.

Die zweifache Mutter, die zuvor in der Tech-Branche tätig war, hatte das Projekt bereits 2019 mit 28 Jahren ins Leben gerufen. „Eine ganze Generation von Frauenmedien hat Wahrheit und Schönheit sowie die zeitlosen Werte, die zu Glück, Gesundheit und Erfüllung führen, aufgegeben. Uns wurde gesagt, daß es kein Publikum für Evie gäbe, daß sie, die Leserinnen, die einfach nur eine andere Perspektive wollten, nicht existierten.“

Heute ist Evie das am schnellsten wachsende Frauenmagazin in den USA. Anders als der Conservateur setzt Hugobooms Seite stärker auf Wellness, Beziehungsthemen und persönliche Entwicklung. Artikel wie „Warum Monogamie modern ist“ oder „Wie man ein erfülltes Familienleben führt“ sprechen Frauen an, die traditionelle Lebensmodelle schätzen. Das zieht an: Mit über 100 Millionen Seitenaufrufen pro Monat hat Evie in den vergangenen sechs Jahren die Kultur maßgeblich beeinflußt und einen Wandel aufgezeigt.

„Es ist heute in Mode, konservativ zu sein“

Auch der Conservateur gewinnt an Bedeutung. Laut der Chefredaktion verzeichnete die Website nach der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November vergangenen Jahres 40.000 neue Instagram-Follower innerhalb von nur drei Tagen. Stand jetzt sind es mehr als 300.000 Follower.

„Die Linken hatten 2020 die Chance, die Kultur zu dominieren, aber sie haben es mit einer reizlosen Führungsfigur vergeigt“, faßt Franklin den Grund für die zunehmende Beliebtheit alternativer Frauenangebote zusammen. Demnach bestehe ihre Leserschaft vor allem aus Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren, die in eher liberalen Metropolen wie New York, Dallas oder Washington leben, von den Botschaften der Leitmedien aber auf Distanz gehen. Viele dieser Leserinnen seien christlich orientiert. Sie schätzten die Betonung von Werten, die der Conservateur unter „drei Ms“ subsumiert: „Motherhood, Monogamy, Modesty.“ Zu deutsch: Mutterschaft, Monogamie, Bescheidenheit.

Langweilig? Franklin sieht es anders. „Es ist heute in Mode, konservativ zu sein. Leute halten dich für nicht so ‘cool’, gar seltsam, wenn du dich jetzt als ein Über-Progressiver ausgibst.“

Aus der JF-Ausgabe 48/25.

Eine junge Dame liest „Glamour“ in den 1950ern: Früher waren Frauenmagazine weniger „woke“. Foto: picture alliance / imageBROKER | Sjoberg
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag

ähnliche Themen
aktuelles