MÜNCHEN. Die Stadt München hat die Antifa-Gruppe „Recherche Nord“ mit dem Georg-Elser-Preis ausgezeichnet. Der nach dem im KZ Dachau ermordeten NS-Widerstandskämpfer Elser benannte Preis belohnt nach Angabe der Initiatoren „couragiertes Handeln und den Einsatz für demokratische Errungenschaften“ und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Gruppe „Recherche Nord“ versteht sich selbst als investigatives Medium, das Aktivitäten gewaltbereiter Neo-Nazis dokumentiert. Tatsächlich fotografieren sie auch die Teilnehmer gemäßigter Veranstaltungen, wie zuletzt bei der konservativen Buchmesse „Seitenwechsel“.
Die Jury begründete die Entscheidung für „Recherche Nord“ damit, daß die Gruppe „unter anderem enge Verbindungen zwischen AfD-Politiker*innen und rechtsextremen Gruppierungen aufgedeckt“ habe. Die Beteiligten leisteten damit „einen mutigen und unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung und Verteidigung unserer Demokratie“. Dabei gingen die Aktivitäten der Gruppe „mit erheblichen persönlichen Risiken einher. Die Recherchierenden setzen sich massiven Bedrohungen aus – juristisch, körperlich und psychisch. Einschüchterungsklagen, strategische Verfahren und konkrete Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit gehören zu ihrem Alltag“.
Preis geht ausschließlich an Linke
In der Jury sitzen unter anderem der „Correctiv“-Mitarbeiter Till Eckert und die CSU-Abgeordnete aus dem Münchner Stadtrat, Ulrike Grimm und der Freie Wähler-Politiker Peter Mehling. Frei Wähler und CSU bilden eine gemeinsame Fraktion im Stadtrat. Auch der Autor Andreas Speit ist dabei, der 2022 ein Buch namens „Autoritäre Rebellion“ veröffentlichte. Der „Aufbau-Verlag“, der das Buch vertreibt, beschrieb den Inhalt damit, daß dort analysiert werde, „warum in breiten Schichten der Gesellschaft antimoderne Vorstellungen dominieren und welche Folgen ihre damit einhergehende Radikalisierung hat: Anzweiflung der Realität, Ablehnung des Rechtsstaats, Delegitimierung der Demokratie“.
Die Preisträger der seit 2013 alle zwei Jahre vergebenen Auszeichnung kommen ausschließlich aus der linken bis linksradikalen Szene. Als erstes wurde Angela Lex „für ihr Engagement für die persönlichen Belange von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten ein sowie gegen ein rigides Asyl- und Ausländerrecht“ geehrt. 2019 erhielt Michael Buschheuer den Preis „für sein Engagement mit der Organisation Sea-Eye e.V. zur Rettung schiffbrüchiger Geflüchteter“.
Wir freuen uns über die Auszeichnung mit dem Georg Elser Preis und möchten unseren Dank aussprechen. Auch wenn dieser Preis gestern an uns überreicht wurde, nehmen wir ihn stellvertretend für all diejenigen entgegen, die sich – oft im Stillen- gegen die extreme Rechte engagieren. pic.twitter.com/QPfXibYyVl
— recherche-nord (@recherchenorth) November 11, 2025
Das Team von „Recherche Nord“ bedankte sich auf ihrem X-Profil für den Preis. Zudem betonten sie, die Auszeichnung gelte nicht nur ihnen selbst, sondern auch allen, „die sich – oft im Stillen- gegen die extreme Rechte engagieren“. (st)
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Textes war die Rede von zwei CSU-Abgeordneten, die in der Jury des Georg-Elser-Preises sitzen. Das ist unkorrekt. Der Abgeordnete Peter Mehling ist Mitglied der Freien Wähler und in einer gemeinsamen Fraktion mit der CSU im Münchner Stadtrat. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.






