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Wiedervereinigung: Nur rund ein Drittel der Deutschen fühlt sich als ein Volk

Wiedervereinigung: Nur rund ein Drittel der Deutschen fühlt sich als ein Volk

Wiedervereinigung: Nur rund ein Drittel der Deutschen fühlt sich als ein Volk

Demonstration für die Wiedervereinigung 1990: 35 Jahre später sind die Deutschen noch am hadern, wie einig das Land ist (Archivbild).
Demonstration für die Wiedervereinigung 1990: 35 Jahre später sind die Deutschen noch am hadern, wie einig das Land ist (Archivbild).
Demonstration für die Wiedervereinigung 1990: 35 Jahre später sind die Deutschen noch am hadern, wie einig das Land ist (Archivbild). Foto: picture alliance / Ulrich Baumgarten | Ulrich Baumgarten
Wiedervereinigung
 

Nur rund ein Drittel der Deutschen fühlt sich als ein Volk

Das deutsche Gemeinschaftsgefühl ist enorm gesunken. Kurz vor dem Tag der Deutschen Einheit ist es so niedrig wie zuletzt in den frühen 2000er Jahren.
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BERLIN. 35 Prozent der Deutschen sind der Meinung, daß Ost- und Westdeutschland „mittlerweile weitgehend zu einem Volk zusammengewachsen“ sind. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Zuletzt lag der Wert 2007 auf diesem Niveau.

Am höchsten lag der Wert 2019. Gut die Hälfte der Befragten äußerte damals, daß die Deutschen ein Volk seien. In der aktuellen bundesweiten Erhebung überwiegen für 61 Prozent jedoch trennende Faktoren. In Ostdeutschland sehen dies 75 Prozent so, im Westen 59 Prozent.

Auffällig ist das unterschiedliche Einheitsempfinden zwischen den Generationen. Fast die Hälfte der unter 30jährigen findet, daß die Deutschen ein Volk sind. Dieser Meinung sind auch knapp 40 Prozent der Bürger zwischen 30 und 60 Jahren. Bei den über 60jährigen empfinden 25 Prozent so.

Deutsche wollen breitere Erinnerungskultur

Die Werte unterscheiden sich stark bei den Anhängern der unterschiedlichen Parteien. So sind 45 Prozent der Unionswähler der Meinung, daß die Deutschen in Ost und West zusammengewachsen seien. Dem stimmen 38 Prozent der Linkspartei- und 36 Prozent der AfD-Wähler zu. Unter SPD- und Grünen-Anhängern sind es jeweils 29 Prozent.

In der Umfrage, an der 1.000 Personen teilnahmen, ging es auch um weitere Themen der historischen Erinnerung. Wenn in Politik und Öffentlichkeit an die deutsche Geschichte seit 1945 erinnert wird, solle nicht nur die Teilung und Wiedervereinigung 1989/90 im Mittelpunkt stehen, meinen 91 Prozent der Deutschen. Auch die Entwicklungen in Ost und West seit der Wiedervereinigung müßten beleuchtet werden.

Eine große Mehrheit, 85 Prozent der Deutschen, erachtet die Beschäftigung mit der DDR und der SED-Diktatur als wichtig. Das könne zum Beispiel im Schulunterricht oder der öffentlichen Diskussion geschehen. Insbesondere für die jüngere Generation, die den Mauerfall nicht mehr erlebt hat, sei diese Auseinandersetzung relevant. 95 Prozent der unter 30jährigen halten diese für wichtig oder sehr wichtig.

Die Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung, Anna Kaminsky, appellierte daran, die Erinnerungskultur zu pflegen. „Wenn das Gefühl des Zusammenwachsens nachläßt, gewinnt die gemeinsame historische Auseinandersetzung an Bedeutung. Erinnerung wird so zum neuen Integrationsprojekt, das Bindung schafft, wo ökonomische und soziale Angleichung allein nicht ausreichen.“ Aufarbeitung sei deshalb Zukunftsaufgabe, nicht nur für den Osten, weil die gemeinsame Erinnerung das stärkste Band der Gesellschaft bilde. (JF)

Demonstration für die Wiedervereinigung 1990: 35 Jahre später sind die Deutschen noch am hadern, wie einig das Land ist (Archivbild). Foto: picture alliance / Ulrich Baumgarten | Ulrich Baumgarten
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