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Skandal beim Staatskonzern: Die Bahn bricht Zugfahrten ab, um die Statistik zu fälschen

Skandal beim Staatskonzern: Die Bahn bricht Zugfahrten ab, um die Statistik zu fälschen

Skandal beim Staatskonzern: Die Bahn bricht Zugfahrten ab, um die Statistik zu fälschen

Völlig überfüllter Hauptbahnhof Köln. Zuletzt brachen zwei Züge hier ihre Fahrt ab, um nicht verspätet anzukommen.
Völlig überfüllter Hauptbahnhof Köln. Zuletzt brachen zwei Züge hier ihre Fahrt ab, um nicht verspätet anzukommen.
Völlig überfüllter Hauptbahnhof Köln. Zuletzt brachen zwei Züge hier ihre Fahrt ab, um nicht verspätet anzukommen. Symbolfoto: picture alliance / imageBROKER | Arnulf Hettrich
Skandal beim Staatskonzern
 

Die Bahn bricht Zugfahrten ab, um die Statistik zu fälschen

Die Bahn bricht stark verspätete Zugfahrten mittendrin ab, läßt die Fahrgäste auf Bahnhöfen stehen und fährt leer weiter. Grund: Diese Fahrten gehen nicht in die Verspätungs-Statistik ein.
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BERLIN. Die Bahn hat offenbar in zahlreichen Fällen ihre Fahrgäste schikaniert, um die Verspätungs-Statistik aufzuhübschen. Der Spiegel berichtet über mehrere interne Vermerke, in denen es heißt: „Zug fällt zur Verbesserung der Statistik aus“.

Denn ausgefallene Züge werden nicht mitgezählt, wenn der mit 22 Milliarden Euro verschuldete Staatskonzern seine Pünktlichkeit ausweisen muß. Daher gilt beim Unternehmen offenbar das Motto: Lieber die Fahrt abbrechen, als mit starker Verspätung ankommen.

Betroffen waren demnach unter anderem Reisende im ICE 616 von München nach Hamburg am Dienstag. Nachdem ihr Zug eine Stunde verspätet kurz nach 9 Uhr den Zwischenhalt Köln erreicht hatte, mußten alle aussteigen und die Fahrt beenden – mehr als 400 Kilometer vor dem eigentlichen Ziel. Offizielle Begründung: „Kurzfristiger Personalausfall“.

Züge fallen für die Statistik aus

Doch tatsächlich wurde bereits anderthalb Stunden, bevor die Bahn-Kunden in Köln zwangsweise strandeten, aus der Verkehrsleitzentrale die Order ausgegeben: „Zug fällt zur Verbesserung der Statistik ab Köln aus.“ Das zeigt ein Chat, der dem Spiegel vorliegt. Zahlreiche Bahnmitarbeiter bestätigen demnach, daß es im Konzern „mittlerweile geübte Praxis“ sei, Züge für die Statistik ausfallen zu lassen.

Verspätet gilt ein Zug für die Bahn erst dann, wenn er mindestens sechs Minuten nach der geplanten Ankunftszeit sein Ziel erreicht. Kommt er gar nicht an, taucht er in der Statistik nicht auf. Durch diese Zählweise liegt die Pünktlichkeit aktuell bei 49,2 Prozent.

Bahn bricht Fahrt wegen 144 Minuten Verspätung ab

Auch am 11. September hatte die Bahn eine Fahrt einfach abbrechen lassen, weil der Zug zu diesem Zeitpunkt bereits 144 Minuten verspätet war. Ursache war ein Notarzteinsatz, der die Strecke Hamburg Altona – Köln blockierte. Die Bahn sollte die Fahrgäste eigentlich bis München bringen. Auch hier endete die Reise in der Domstadt. Und auch hier steht im Chat mit der Bahn-Disposition: „Zug fällt zur Verbesserung der Statistik ab Köln Deutz (tief) aus. Reisende auf alternative Verbindungen verweisen.“

In vielen solcher Fälle lasse die Bahn ihre Züge dann leer durchs Land fahren. „Wir fahren Strom durch die Gegend“, zitiert der Spiegel einen Mitarbeiter, der diese Fahrten koordinieren muß. (fh)

Völlig überfüllter Hauptbahnhof Köln. Zuletzt brachen zwei Züge hier ihre Fahrt ab, um nicht verspätet anzukommen. Symbolfoto: picture alliance / imageBROKER | Arnulf Hettrich
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