BERLIN. Der von der früheren AfD-Chefin Frauke Petry initiierte Verein „Team Freiheit“ hat mit dem früheren Thüringer FDP-Landesvorsitzenden Thomas Kemmerich einen neuen Vorsitzenden. „Gemeinsam werden Kemmerich und Petry mit vielen weiteren Mitstreitern in den kommenden Tagen und Wochen ein völlig neues, bislang fehlendes politisches Angebot unterbreiten, das in der Lage sein wird, Wähler jenseits aller Schubladen wieder von den Rändern in die Freiheit zu führen“, teilte die Bürgerbewegung auf ihrer Webseite mit.
Aus dem Verein soll später auch eine Partei entstehen, die bei den Landtagswahlen 2026 antreten soll. Dabei will die Petry-Truppe „ausschließlich qualifizierte parteilose Kandidaten“ aufstellen. Ein Eintritt in die Partei sei allerdings „ausdrücklich nicht erwünscht und vorgesehen“.
Weniger Steuern und illegale Migration gefordert
Inhaltlich will sich das „Team Freiheit“ vor allem für die Stärkung der Meinungsfreiheit, eine Verschlankung des Staates sowie eine strengere Asylpolitik einsetzen. Zudem will es die Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen mittels Steuergeldes stoppen, die Rundfunkgebühr abschaffen und die Kernkraft reaktivieren.
Kemmerich war in der vergangenen Woche aus der FDP ausgetreten (JF berichtete). In seinem Austrittsschreiben schrieb Kemmerich, „nach annähernd zwanzig Jahren Mitgliedschaft (…) bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß sich meine Vorstellungen von der Zukunft unseres Landes und die inhaltliche Ausrichtung der Partei auseinanderentwickelt haben“. Sein Engagement für die freiheitlichen Grundwerte bleibe unverändert.
Bewegte Vorgeschichten
Zuletzt war er Spitzenkandidat der FDP bei der Landtagswahl 2024 in Thüringen und holte dabei 1,1 Prozent der Stimmen. Allerdings hatte die Bundes-FDP den Wahlkampf finanziell nicht unterstützt. Anfang 2020 war der Politiker rund einen Monat lang Ministerpräsident Thüringens, nachdem er mutmaßlich mit den Stimmen von CDU, AfD und FDP in einer geheimen Abstimmung zum Landesvater gewählt wurde. Nach deutschlandweiter Empörung und der Forderung der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Wahl müsse rückgängig gemacht werden, trat er zurück. Er und seine Familie waren zudem auch ins Visier von Linksextremisten geraten.
Petry hatte nach ihrem Austritt aus der AfD 2017 die „Die blaue Partei“ gegründet. Für das Projekt sah sie ein Potential von bis zu 30 Prozent. 2019 löste sich die Partei nach schlechten Ergebnissen bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, wo sie 0,4 Prozent beziehungsweise 0,1 Prozent der Stimmen erreichte, auf. Bei deutschlandweiten Wahlen trat die Partei nicht an.
Skeptisch zeigte sich der frühere FDP-Fraktionschef im Landtag von Nordrhein-Westfalen, Gerhard Papke. „Ich kann verstehen, daß Thomas Kemmerich die FDP verlassen hat. Vieles spricht dafür, daß die FDP durch Leute wie Buschmann und Strack-Zimmermann zerstört wurde“, schrieb der Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft auf X. „Aber eine neue Partei mit Frau Petry wird ebenso wenig erfolgreich sein wie Bündnis Deutschland oder die Werteunion.“
Ich kann verstehen, dass Thomas Kemmerich die FDP verlassen hat. Vieles spricht dafür, dass die FDP durch Leute wie Buschmann und Strack-Zimmermann zerstört wurde. Aber eine neue Partei mit Frau Petry wird ebenso wenig erfolgreich sein wie Bündnis Deutschland oder die Werteunion.
— Gerhard Papke (@PapkeGerhard) September 18, 2025
(ho)