MÜNCHEN/BERLIN. Der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, Klaus Holetschek, hat den Umgang des NDR mit der Journalistin Julia Ruhs scharf kritisiert. „Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat eine besondere Verantwortung, Vielfalt abzubilden und nicht sie auszusortieren. Wir dürfen im Rundfunk keine Cancel Culture akzeptieren.“ Wenn Menschen allein wegen ihrer Haltung, die „klar im demokratischen Spektrum“ liege, von Programmen ausgeschlossen würden, sei das „ein Schlag ins Gesicht für Meinungsfreiheit und demokratische Kultur“.
Ähnliche Töne kamen von der AfD. Der medienpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Martin Renner, bezeichnete das Verhalten des NDR als „Offenbarungseid“, der „für jeden erkennbar die politische Schlagseite der öffentlich-rechtlichen Anstalten“ aufzeige. „Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß die Zwangsfinanzierung eines solchen offen linksradikalen Propagandasenders sofort zu beenden ist: Hier ist er“, betonte Renner.
Ruhs nennt Entscheidung „Armutszeugnis“
Auch Ruhs selbst äußerte sich über die Entscheidung ihres Arbeitgebers, die Sendung „Klar“ nicht mehr moderieren zu dürfen. Sie sei „zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung“, schrieb die 31jährige am Mittwoch bei X. Die Entscheidung des öffentlich-rechtlichen Senders sei „ein Armutszeugnis“. Mit Blick auf die Entscheidungsträger des NDR betonte Ruhs, Cancel Culture werde „nur dadurch möglich, weil genau diesen Chefs der Mut fehlt, sich auch mal querzustellen“.
Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR, genauso wie mein gesamtes KLAR-Team. Dass ich KLAR für den NDR nicht mehr moderieren darf, ist ein Armutszeugnis. Geht es beim NDR mit dem Format weiter, wird auch die Redaktion (+Chef) eine andere sein.
— Julia Ruhs (@juliaruhs) September 17, 2025
Am Dienstag hatte der NDR die Entscheidung getroffen, Ruhs nicht mehr die Sendung „Klar“ moderieren zu lassen, wie die Welt berichtete. Weitere Folgen des Formats seien geplant – aber nicht mit Ruhs als Moderatorin. Folgen, die der Bayerische Rundfunk produziert – „Klar“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Sender – sollen weiterhin mit Ruhs als Moderatorin stattfinden.
NDR-Journalisten mobben ihre Kollegin
Hintergrund des Streits ist offenbar eine Mobbing-Kampagne linker NDR-Mitarbeiter gegen ihre konservative Kollegin. Maßgeblich daran beteiligt waren die NDR-Journalisten Anja Reschke und Daniel Bröckerhoff. Letzterer unterrichtet auch an der Online-Akademie von „Correctiv“. Bereits kurz nach der ersten „Klar“-Folge, bei der es um den Vater eines bei einem Messerangriff durch einen Palästinenser getöteten Mädchen ging (JF berichtete). Daraufhin überreichten Mitarbeiter des NDR der Chefetage einen „Offenen Brief“.
Unterzeichnet hatten diesen fast 250 Mitarbeiter, die sich zuvor wohl während der Dienstzeit in einer geheimen Signal-Gruppe organisiert hatten. In dem Brief wird scharfe Kritik an Ruhs und ihrer Sendung geäußert. So verletzte „Klar“ in den Augen der Unterzeichner „eine Reihe von Grundsätzen unserer journalistischen Arbeit“ und komme „unserem öffentlich-rechtlichen Auftrag gemäß NDR-Staatsvertrag nicht nach“.
Des Rechtsradikalismus beschuldigt
Kurz darauf begann Reschke, Ruhs öffentlich zu attackieren. In der ARD-Sendung „Reschke-Fernsehen“ – etwa drei Monate nach der ersten Sendung von „Klar“ –, sprach die 52jährige eigentlich über die AfD. Zu Beginn der Sendung führte sie dabei eine Unterhaltung mit einer Handpuppe. Diese rügte: „Aber ihr sollt doch jetzt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk alle Meinungen zu Wort kommenlassen, auch wenn sie ein bißchen rechtsextrem sind. Das ist doch klar.“ Daraufhin schaut Reschke genau in die Kamera und betont: „Ja. Klar.“
Im Nachhinein entschuldigte zwar NDR-Hauptabteilungsleiterin Carola Conze die Sendung mit den Worten, es sei zu bedauern, falls der Eindruck entstanden sei, „die Redaktion von ‘Reschke-Fernsehen’ würde die Redaktion von ‚Klar‘ als rechtsextrem einschätzen“. Weiteres sei intern zu klären. (st/lb)