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Interview nach Messer-Attacke: Der Held von Dresden zur JF: „Ich würde diese Frau wieder verteidigen“

Interview nach Messer-Attacke: Der Held von Dresden zur JF: „Ich würde diese Frau wieder verteidigen“

Interview nach Messer-Attacke: Der Held von Dresden zur JF: „Ich würde diese Frau wieder verteidigen“

Dresden. Der US-Amerikaner, der in einer S-Bahn Frauen half und zusammengeschlagen wurde. Merkel zeigt dann woanders Gesicht.
Dresden. Der US-Amerikaner, der in einer S-Bahn Frauen half und zusammengeschlagen wurde. Merkel zeigt dann woanders Gesicht.
Verletzter US-Tourist nach der Attacke. Foto: Screenshot X/ Anabel Schunke
Interview nach Messer-Attacke
 

Der Held von Dresden zur JF: „Ich würde diese Frau wieder verteidigen“

Der Amerikaner John Rudat wurde in Dresden von einem Migranten mit einem Messer schwer verletzt, als er eine junge Frau beschützte. Anabel Schunke hat für die JUNGE FREIHEIT mit ihm über deutsche Migrationspolitik gesprochen.
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John, wie geht es Ihnen heute?

John Rudat: Heute war ein großer, wichtiger Tag. Ich fühle mich besser, und einige der Verbände sind von meiner Wunde entfernt worden. Jetzt sehe ich den Schnitt klarer.

Bitte beschreiben Sie, was genau passiert ist. Wie kam es zu der Auseinandersetzung?

Rudat: Die Situation entwickelte sich sehr schnell, wie es bei Gewalt oft der Fall ist. Zum Glück führt die Polizei die Ermittlungen und ist voll ausgestattet, um Gerechtigkeit herzustellen. Als die Angreifer begannen, die Frau in der Straßenbahn zu belästigen, versuchte ich, die Lage zu beruhigen. Mein Instinkt war, mich zwischen sie und den Täter zu stellen, streckte meinen Arm aus, um Abstand zu schaffen und ihre Sicherheit zu schützen.

Dadurch richtete der Hauptangreifer seine Aggression sofort gegen mich. Der Streit eskalierte fast augenblicklich, während ich weiterhin die Frau abschirmte. Gerade nachdem es mir gelungen war, Abstand zu schaffen, tauchte plötzlich ein weiterer Mann auf und schnitt mir quer über das Gesicht, bevor er verschwand. Er ist noch auf freiem Fuß, aber ich habe volles Vertrauen, daß Gerechtigkeit für diesen sinnlosen und brutalen Gewaltakt geschehen wird.

Mein Handeln war völlig gerechtfertigt. Ich griff ein, weil jemand klar in Gefahr war, und ich würde dieselbe Entscheidung wieder treffen.

Haben Ihnen andere Männer geholfen?

Rudat: Nein, abgesehen von meinen Freunden half mir niemand. Sie riefen die Polizei und sorgten dafür, daß es nach dem Angriff so sicher wie möglich blieb. Leider griffen die übrigen Fahrgäste nicht ein, als die Frau angegriffen wurde. Ich verstehe das jedoch – viele Menschen haben Angst oder glauben, daß sie nichts tun können. Sie haben ihr eigenes Leben, ihre Arbeit und ihre Verantwortung, und Angst macht es schwer, einzuschreiten.

Wie reagierten Freunde und Familie in Ihrer Heimat?

Rudat: Sie waren natürlich sehr besorgt, als sie vom Angriff hörten. Als frisch graduierter Sanitäter habe ich viele Polizisten und Rettungskräfte in meinem Umfeld. Alle haben meine Entscheidung, die Frau zu schützen, sehr unterstützt und stehen mir in dieser schwierigen Zeit bei.

„Dresden empfinde ich als meine zweite Heimat“

Was machen Sie in Deutschland? Würden Sie nach diesem Vorfall wiederkommen?

Rudat: Ich besuche meine frühere Gastfamilie in Dresden. Ich habe hier 2022–2023 ein Jahr als Student verbracht und mich in die Stadt verliebt. Dresden ist meine Lieblingsstadt in Deutschland. Leider habe ich erlebt, daß Gewalt noch stärker zugenommen hat. Ich fühle mit den Dresdnern, die mit dieser Angst leben und oft das Gefühl haben, nicht offen darüber sprechen zu können. Wenn Leben verloren gehen, geht es über Politik hinaus. Wir müssen ehrlich sein über das, was geschieht. Ich würde auf jeden Fall zurückkehren. Ich empfinde Dresden als meine zweite Heimat, ich würde es voll und ganz verteidigen.

Der Verdächtige war polizeibekannt und ist noch auf freiem Fuß. Was halten Sie vom Vorgehen der Behörden?

Rudat: Ich glaube, die Polizei tut alles, was sie im Rahmen des Gesetzes tun kann. Sie sind Teil der Gemeinschaft wie wir alle, aber sie sind den Gefahren am stärksten ausgesetzt. Die Beamten, mit denen ich gesprochen habe, waren sehr professionell und unterstützend. Da ich aus einer Familie mit Polizisten komme, habe ich großen Respekt vor den Opfern und Entbehrungen, die sie bringen. Es ist kein leichtes Leben, und nur wenige verstehen es wirklich. Wenn wir dauerhafte Veränderung wollen, müssen wir erkennen, daß die Polizei hier ist, um uns zu schützen, und wir müssen mit ihr als Partner zusammenarbeiten.

Wie sehen die Menschen in den USA Deutschland? Hört man dort von der deutschen Migrationspolitik?

Rudat: Für die gesamten Vereinigten Staaten kann ich nicht sprechen. Aber aus meiner Sicht: In den USA sind die Menschen sich der Herausforderungen Deutschlands mit der Migration bewußt, auch weil wir ähnliche Probleme selbst erlebt haben. Die US-Regierung hat das auf ihre Weise gehandhabt. Jedes Land geht damit anders um, doch im Kern geht es immer darum, die Bürger zu schützen und sinnlose Kriminalität zu verhindern. Ich hoffe, daß Deutschland entschlossene Schritte unternimmt, um die Sorgen und Sicherheitsängste seiner Bürger ernstzunehmen.

Wäre ein ähnlicher Fall in den USA denkbar?

Rudat: Ja, ich glaube, etwas Ähnliches könnte auch in meinem Land passieren. Allerdings hätte es wegen der Unterschiede in den Gesetzen und deren Durchsetzung vielleicht einen anderen Ausgang genommen – je nach Ort, Zeit und Umständen.

Sie wurden im Gesicht verletzt. Wird eine Narbe bleiben, und beeinträchtigt das Ihre Model-Karriere?

Rudat: Im Moment ist meine Karriere als Model vorbei. Man hat mir gesagt – und ich sehe es schon –, daß ich eine deutliche Narbe behalten werde. Aber ich bereue nicht, daß ich sie verteidigt habe. Für mich ist die Narbe ein Symbol der Stärke. Sie erinnert mich daran, daß ich lebe, daß ich dankbarerweise noch mit beiden Augen sehen kann. Statt traurig darüber zu sein, fühle ich mich gestärkt. Sie steht für Widerstandskraft und den Sieg über sinnlose Aggression.

Würden Sie es wieder tun?

Rudat: Ja, ohne Zögern. Ich würde diese Frau wieder verteidigen. Sie war in ernster Gefahr und nicht in der Lage, sich selbst zu schützen. Jede Verletzung, die ich jetzt trage, ist es wert, wenn dadurch ihr Leben bewahrt wurde. Für mich war es persönliche Pflicht und Ausdruck der Werte, mit denen ich aufgewachsen bin – gegen Gewalt und Unterdrückung einzutreten.

Verletzter US-Tourist nach der Attacke. Foto: Screenshot X/ Anabel Schunke
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